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Tammo von Trümmer über den Brand Warum die Schließung des Golden Pudel ein Desaster für die Hamburger Szene wäre

Der Brand im Golden Pudel Club am Hamburger Fischmarkt ist ein riesiger Schock für die Hamburger Szene, denn der fehlt jetzt ihr Wohnzimmer. Tammo Kaspar von Trümmer erzählt, warum der "Pudel" für die Stadt so wichtig ist.

Von: Malte Borgmann

Stand: 15.02.2016 | Archiv

Der Hamburger Golden Pudel Club nach dem Brand | Bild: picture-alliance/dpa

Es hat gebrannt im Golden Pudel Club am Hamburger Fischmarkt, die Polizei geht von schwerer Brandstiftung aus. Ein riesiger Schock für Hamburger Partygänger - und ein noch größerer für die kreative Szene in der Stadt. Was, wenn der Club nicht wieder aufmacht? Unzählige Bands standen dort zum ersten Mal auf der Bühne, waren regelmäßig zu Gast oder haben selbst Events veranstaltet. Eine davon ist Trümmer. Wir haben mit dem Bassisten Tammo Kasper darüber gesprochen, was der Club für ihn bedeutet.

PULS: Wie ist die Lage momentan, wie ist die Stimmung bei euch?

Tammo Kasper: Die Stimmung ist nicht besonders gut. Der "Pudel" sieht nicht gut aus, die Stadt prüft gerade ob das Gebäude eventuell einsturzgefährdet ist. Es sieht aus wie eine Brandruine. Kein besonders schönes Gefühl, wenn der Ort, der eigentlich die komplette Hamburger Szene verbindet, auf einmal eine Ruine ist.

Du sagst, der Pudel hat die Hamburger Szene verbunden. Wie wichtig ist der "Pudel" für Hamburg und vielleicht sogar für deutsche Popkultur generell?

Tammo von Trümmer

Der "Pudel" ist eigentlich der letzte Freiraum, den es in dieser Stadt noch gibt - gerade in einer Stadt, die in den letzten Jahren dadurch gezeichnet ist, dass immer weiter touristische Clubkultur gefördert wird. Also es ist der letzte Ort, wo an jedem Abend in der Woche interessante Dinge stattfinden, die nicht-kommerziell orientiert sind. Das ist der Ort, wo sich auch nach wie vor alle Künstler und Kreativen dieser Stadt treffen. Es ist einfach ein unglaublich bedeutender Ort und das auch schon sehr, sehr lange und vor allem schon sehr, sehr lange an genau diesem Ort. Dementsprechend ist der Brand eine Tragödie. Andererseits bin ich mir sicher, dass die Leute, die dort arbeiten und die das betreiben, eine Lösung finden werden, wie es weitergehen kann. Den Kopf in den Sand zu stecken ist keine Option.

Ihr habt ja auch regelmäßig Veranstaltungen gehabt im "Golden Pudel".

Ja. Das ist für mich auch ganz persönlich: Seit ich nach Hamburg gezogen bin, war das der erste Ort, an den ich ausgegangen bin und dann auch irgendwann der Ort, wo wir gemeinsam mit Freunden zusammen eine Konzertreihe initiiert haben und einmal im Monat dann Bands haben spielen lassen. Das ist auch einfach der einzige Ort, wo das möglich war - wo die Leute verrückt genug sind, sowas durchgehen zu lassen. Wo du an einem Mittwoch drei Bands spielen lassen kannst und danach ist eine Party bis morgens um sechs. Sonntags waren es dann im "Pudel" immer total renommierte DJs, die gespielt haben. Joy Orbison sollte da auftreten - wo der jetzt spielen wird, ist eine andere Frage. Aber ich bin mir sicher, dass er irgendwo spielen wird.

Würdest du sagen, dass im Pudel eine Szene groß geworden ist, die auch überregional wichtig war?

Schwer zu sagen. Wenn man sich die Leute von dort anschaut, dann macht einfach jeder fantastische und interessante Sachen. Mir fallen wenige Dinge ein, die in Hamburg in den letzten Jahrzehnten passiert sind, die nicht mit dem "Pudel" zu tun hatten, ob nun direkt oder indirekt.

Wie es im Golden Pudel vor dem Brand aussah, seht ihr zum Beispiel im ersten Video von trümmer, das in dem legendären Club gedreht wurde:


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