#ShePersisted Diese Senatorin schlägt Trump mit seinen eigenen Waffen

In den USA herrscht Krieg zwischen Opposition und Trump-Regierung. Dank einer unnachgiebigen Senatorin geht der jetzt im Internet in die nächste Runde. Der Fall zeigt: In Sachen Meinungshoheit sind Memes die Waffen der Zukunft.

Von: Jasmin Körber

Stand: 10.02.2017 | Archiv

US-Senatorin Elizabeth Warren | Bild: picture-alliance/dpa

Jeff Sessions ist ein echter Traumtyp. Er ist gegen Abtreibung, für den Irakkrieg, für Folter und er leugnet den Klimawandel. Klar, das macht ihn zum absoluten Traumkandidaten für’s Trump-Kabinett. Außerdem macht Sessions auch gerne Mal Witze darüber, dass er den Ku-Klux-Klan gut findet und bezeichnet Schwarze mit dem N-Wort. Egal, Jeff Sessions wird neuer US-Justizminister.

Sessions vs. King

Schon in den 80ern hagelte es Kritik, als Sessions Bundesrichter werden wollte. Coretta Scott King, die Witwe von Martin Luther King, hat damals zum Beispiel einen offenen Brief gegen Sessions geschrieben. Und genau aus diesem Brief liest die demokratische US-Senatorin Elizabeth Warren bei der Debatte zu Sessions Ernennung zum Justizminister vor.

Das ist jetzt Trumps Amerika

Soweit, so normal. Aber: Der republikanische Mehrheitsführer McConnell unterstellt Warren, sie würde Senator Sessions mit ihrem Vortrag auf ungebührliche Art und Weise angreifen – und das kann mit Redeverbot bestraft werden. Wohlgemerkt: kann, nicht muss. Die Regel wird im US-Senat eigentlich selten angewendet. Aber hey! Das ist jetzt Trumps Amerika. Natürlich bekommt Warren Redeverbot. Soweit, so normal. Aber mit dem, was darauf folgt, schießt McConnell mitsamt seiner gesamten Partei das fetteste verbale Eigentor überhaupt.

"She was warned, she was given an explanation, nevertheless she persisted."

- Mitch McConnell

Und genau damit hat McConnell den Trump-Gegnern einen Trumpf in den Ärmel gesteckt. Er hat ihnen ungewollt einen neuen Schlachtruf geschenkt. Das Internet stürzt sich auf „Nevertheless She Persisted“. Unter dem Hashtag versammeln sich Feministinnen aus allen Ecken des Netzes. Der Spruch landet auf Fotos der schwarzen Bürgerrechtlerin Rosa Parks, auf dem Foto der pakistanischen Nobelpreisträgerin Malala Youszafi – sogar Prinzessin Leia und Beyoncé stehen gerade für die Frauenrechte.

Die Netzgemeinde knallt „Nevertheless She Persisted“ auf T-Shirts, auf Tassen, auf Smartphone-Hüllen - und auf rote Caps, auf denen sonst eher Trumps Wahlspruch "Make America Great Again" steht.

Dass „Nevertheless She Persisted“ dermaßen schnell zum Meme wird, war klar. Der Spruch hat alles, was ein ikonisches Meme braucht: Er ist kurz, prägnant und er trifft ein in den USA momentan omnipräsentes Gefühl: Dass Widerstand mehr als angebracht ist. Vor allem, weil die Opposition in Amerika keine offizielle Plattform mehr hat: Alle staatlichen Institutionen sind fest in republikanischer Hand. Und deshalb verlagert sich der Kampf um die Meinungshoheit in die sozialen Netzwerke.

Memes sind die neuen Waffen

Memes werden deshalb die Waffen der Opposition – und Senatorin Warren zur Gallionsfigur der Opposition im Netz. Sie macht die Runde in sämtlichen liberalen Talkshows. Und sie beendet die Lesung von Coretta Scott Kings Brief in einem Livestream – bei dem krasse 12 Millionen Leute zusehen.

„Nevertheless She Persisted“ wird wohl erst der Anfang sein. Die Aussagen der Republikaner in Memes gegen sie selbst zu verwandeln, könnte zur Kampfstrategie der nächsten vier Jahre werden. Ist ja auch nicht schwer, immerhin serviert Donald Trump Steilvorlagen fast im Minutentakt. Nur übertreiben darf die Netzgemeinde es nicht:  Denn wenn die US-Regierung weiter so vorlegt, kann sich das Internet bald kollektiv mit Satire-Burnout einweisen lassen.