Kein Geld für die Miete Dieser Twitter-User zahlt eine Monatsmiete an Bedürftige

Weil Wohnungen immer teurer werden, ist die Miete für Geringverdiener eine große finanzielle Belastung. Mark Müller wollte Bedürftige unterstützen und hat dazu auf Twitter #eineMieteweniger gestartet. Wir haben ihn interviewt.

Von: Maximilian Huber

Stand: 20.08.2018 | Archiv

#eineMieteweniger | Bild: BR

PULS: Wie bist du auf die Idee gekommen, bedürftige Menschen via Twitter zu unterstützen?

Mark: Ich habe während der Urlaubszeit durch Twitter gescrollt und mir ist aufgefallen, dass sich ganz viele Leute keinen Urlaub leisten können. Damit mein ich jetzt nicht, dass sie groß gejammert oder sich beschwert hätten. Es war einfach auffällig, bei wie vielen Leuten das ein Problem ist. Die erste Idee, denen einen Urlaub zu zahlen, habe ich dann relativ schnell verworfen, weil das zu viel Aufwand gewesen wäre, die Leute anzuschreiben und zu Fragen "Wie stellt ihr euch das vor?", "Was kostet das?". Das wäre vermutlich auch nicht ganz gerecht gewesen. Daher dachte ich dann, ich mache das über die Miete. Das ist etwas, was wir alle zahlen müssen. Und womit den meisten auch sehr geholfen wäre.

Was für Leute haben sich bei dir gemeldet?

Zusammenfassend haben sich drei Personengruppen bei mir gemeldet. Das sind zum einen Arbeitslosengeld II Empfänger gewesen, also Leute die Hartz 4 beziehen. Da hat sich dann leider relativ schnell gezeigt, dass den Leuten auf dem Weg leider überhaupt nicht geholfen werden kann, weil ihnen sonst die Bezüge gekürzt werden. Das hat mir leid getan, aber ich musste sie kategorisch ausschließen. Die zweite Gruppe waren Menschen mit Behinderung oder Menschen mit psychischen oder körperlichen Einschränkungen. Und die dritte und wahrscheinlich größte Gruppe ware alleinerziehende Mütter.

Wie viele Leute haben dich bisher kontaktiert?

Auf Twitter ist das bisschen schwierig zu sehen, da alles über Direct Messages läuft und dazwischen dann auch Unterstützer sind oder Leute, die Kritik äußern wollen. Insgesamt müssten es aber so 500 bis 600 Anfragen gewesen sein.

Haben sich die Leute selbst bei dir gemeldet oder wurden sie eher von anderen vorgeschlagen?

Viele Leute haben sich selbst bei mir gemeldet, mir oft dann auch sehr viel über sich verraten. Das hätte oft gar nicht sein müssen, das hat mich auch sehr berührt. Viele wurden mir aber auch von anderen Twittern-Usern vorgeschlagen.

Wie hast du entschieden, wen du unterstützt und wen nicht?

Die Auswahl selbst war wirklich nicht einfach, also keine schöne Aufgabe, sagen wir's mal so. Man muss natürlich schauen, wie authentisch ist das, was die Leute dir erzählen. Das ging letztendlich nur indem man auch ein bisschen auf sein Bauchgefühl hört. Und sich auch die Profile anschaut, andere Möglichkeiten hatte ich nicht. Und natürlich gucken, wie der Bedarf bei den einzelnen Personen ist. Also wenn jemand auf Twitter sein Gestüt vorstellt, ist er für die Aktion eher ungeeignet. Leute, die mir erzählen, dass sie zwei Kinder haben, der Mann studiert noch, die Frau hat drei Jobs und es reicht finanziell einfach vorne und hinten nicht, die kamen auf die Liste der Personen, die in die engere Auswahl kommen.   

Inzwischen hast du auch Unterstützer, die ebenfalls eine Monatsmiete für Bedürftige übernommen haben. Wie kam es dazu?

Ja, es haben sich fünf Personen bei mir gemeldet, ganz unterschiedliche Personen. Das war eine junge Frau aus Heidelberg, das waren verschieden Leute aus dem IT-Bereich, ein älterer Herr. Damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich habe nur einen sehr kleinen Twitter-Account mit praktisch null Reichweite. Ich war schon froh, dass es überhaupt jemanden erreicht. Dass sich Leute melden und auch noch ein oder sogar zwei Mieten übernehmen, hat mich unglaublich gefreut. Und so konnten wir innerhalb von drei Tagen zehn Mieten bezahlen.

Wie haben die Leute auf deine Aktion reagiert?

Insgesamt war das Feedback äußerst positiv. So nehme ich das insgesamt wahr. Sowohl was direkte Rückmeldungen auf Twitter angeht, als auch in den Nachrichten. Viele Leute haben sich bei mir auch einfach nur so gemeldet, um sich für die Aktion zu bedanken.  Das war ganz großartig! Und es war natürlich toll, wie sehr sich die Leute darüber freuen, die eine Miete erhalten haben.

Ist die Aktion jetzt vorbei oder wirst du #eineMieteweniger fortführen?

Da sich bereits vier neue Unterstützer gemeldet haben, wird die Aktion erstmal genauso weitergehen. Außerdem gibt's jetzt auch ein Spendenkonto. Ganz viele haben gemeint, dass sie zwar keine ganze Miete übernehmen können, aber einen kleinen Beitrag dazu leisten wollen. Sollte das größer werden oder sich so weiterentwickeln, dass das über Twitter nicht mehr steuer- und organisierbar ist, dann kann ich mir auch gut vorstellen eine Website dafür zu schalten. 

Sendung: Filter, 20.08.2018 - ab 15.00 Uhr