Wohnungsmangel in Augsburg Keine Flächen und nervige Münchner

Coole Subkultur, Modular-Festival und Design-Uni. Augsburg ist attraktiv für junge Leute, kriegt aber gerade ein fettes Problem: Die Wohnungen gehen aus. Deswegen wird jetzt diskutiert, wie man bezahlbaren Wohnraum schaffen kann.

Von: Tobias Krone und Georgia Lutter

Stand: 01.08.2018 | Archiv

Symbolbild von Augsburg mit Hoteltower und Rathaus | Bild: BR

Fast nirgendwo in Deutschland sind die Mieten in den letzten Jahren so krass angestiegen wie in Augsburg. Susi Weber ist im Vorstand vom Geflüchteten-Kulturzentrum Grandhotel Cosmopolis, in dem gerade ihm Rahmen der Veranstaltung "Wolkenkuckucksheim" eine Woche lang über das Thema Wohnen in Augsburg diskutiert wird. Auch sie ist genervt von der aktuellen Lage.

"Es ist deutlich merkbar, dass die Mieten extrem hochgehen. Studenten, ein junges Pärchen oder jeder, der keine reichen Eltern hat, steht vor der gleichen Herausforderung: Es ist zu teuer."

Susi Weber, Vorstand Grandhotel Cosmopolis

Ganz abgesehen von richtig armen Augsburgern oder Geflüchteten. Die könnten sich nämlich gar nichts mehr leisten.

Augsburgs Mieten steigen auch wegen München

Warum die Mieten so krass gestiegen sind, liegt an mehreren Faktoren. Auch in Schwaben boomt die Wirtschaft. Und weil das Klinikum Augsburg zur Uni-Klinik ausgebaut wird, ziehen mehr gutverdienende Menschen in die Stadt. Außerdem hat die Stadt noch ein anderes Problem. Es liegt 60 Kilometer weiter im Osten, und heißt München.

"Das ist auch deutlich spürbar, dass die Münchner, die jetzt dort nicht mehr unterkommen, nach Augsburg gehen - und da natürlich auch noch die Nachfrage und den Preis erhöhen."

Susi Weber, Vorstand Grandhotel Cosmopolis

Die Zugverbindung nach München ist gut, die Autobahn gut ausgebaut. Also pendeln viele die Strecke täglich. Und schnappen den Augsburgern zusätzlich die Wohnung weg.

Augsburg fehlen freie Flächen

Die Stadt versucht, da hinterherzukommen: 1000 neue Wohnungen will Augsburg pro Jahr haben – 100 baut die Stadt selber. Aber da stößt sie gerade an ihre Grenzen. Denn eigene Flächen hat die Stadt kaum noch. Auf der grünen Wiese will sie jetzt das Stadtviertel Haunstetten Südwest hochziehen. Aber das braucht noch eine Nahverkehrsanbindung – und frisst natürlich wertvolle Naturflächen.

Augsburgs Nachhaltigkeitsreferent Rainer Erben sorgt dafür, dass in der Stadt nachhaltig – also möglichst umweltverträglich - gebaut wird. Er will lieber erstmal an alte Industrieflächen ran. Vorteil ist, man würde nicht wieder eine Wiese zusätzlich zubauen.

Er will aber auch andere Probleme angehen. Zum Beispiel "große Häuser, die seit 10, 15 Jahren leerstehen. Da passiert einfach nix, die Eigentümer haben genügend Geld, dass sie das nicht verwerten müssen." Das Problem: Gesetzlich kann man dagegen nichts unternehmen. "Wir müssten uns überlegen: wie können wir an diesem Eigentumsrecht was verändern?" Konkret: Sollten Hausbesitzer gesetzlich verpflichtet werden, zu vermieten? Das kann die Stadt Augsburg aber nicht ändern, sondern nur der Bundestag.

Eine andere Lösung, die die Augsburger gerade diskutieren, wäre eine Genossenschaft: Also eine Gruppe aus mehreren Leuten, die dann zusammen ein Wohnungshaus bauen, und sich damit von Investoren unabhängig machen – aber auch die bräuchten günstigen Grund von der Stadt, sonst kann auch eine Genossenschaft nichts mehr bauen.

Sendung: Filter, 1.8.2018, ab 15 Uhr