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Feuerberglift in Unterfranken fährt nicht mehr "Wir können das Geld nicht einfach so verbrennen"

Einer der wenigen Sessellifte in Nordbayern macht dicht - wegen der warmen Winter. Wir haben Geschäftsführer Gerhard Lindner gefragt, ob es wirklich keine Alternative zur Schließung gibt.

Von: Matthias Hacker

Stand: 05.09.2016 | Archiv

Sessellift vor weiß-blauem Himmel | Bild: picture-alliance/dpa

PULS: Warum lohnt es sich nicht mehr, die Sesselbahn zu erneuern und noch Arbeit oder Aufwand reinzustecken?

Gerhard Lindner: Das ist eine ganz einfache Geschichte. So eine Anlage zu unterhalten ist nicht ganz einfach, weil wir laufende Kosten haben. Wir brauchen den TÜV, wir brauchen die Instandhaltung und wenn wir uns anschauen, wie viele Betriebstage wir in den letzten Jahren hatten, dann drückt es einem die Tränen aus den Augen. Dieses Jahr haben wir neun Betriebstage gehabt, letztes Jahr hatten wir etwa 14 Betriebstage, vorletztes Jahr waren es vier und vor drei Jahren waren es drei Betriebstage, wenn ich mich recht erinnere. Damit wir überhaupt aus dem Brand rauskommen, brauchen wir mindestens 30 Betriebstage. Damit beantwortet sich das Ganze schon von selbst, denn immer nur Geld reinbuttern, das geht nicht. Und der Klimawandel macht's auch nicht besser.

Also ist einfach zu wenig Schnee da?

Genau, es ist zu wenig Schnee.

Wie war es für euch, den Entschluss zu fassen?

Vor zehn Jahren hat sich sowas schon angekündigt. Wir schlafen ja auch nicht mit dem Kopf im Schrank und man hört ja auch bei den Tagungen von unseren Seilbahnern, dass die Schneegrenze immer höher geht. Und in einem Mittelgebirge wie der Röhn haben wir im Prinzip schon damit gerechnet, dass es irgendwann mal kommt und man eventuell auf einen Sommerbetrieb umstellen müsste.

Was passiert jetzt mit der Anlage, konzentriert ihr euch komplett auf den Sommer?

Den Sommerbetrieb haben wir nochmal weggeschoben. Wir haben gesagt, dass wir das jetzt erstmal stehen lassen, vielleicht kommt ja eine kleine Eiszeit - man weiß ja nie. Wenn eine kleine Eiszeit käme und sich das abzeichnet, dann könnten wir wieder aufsperren. Aber im Moment haben wir gesagt, dass wir das Geld nicht einfach so verbrennen. Wie man so schön sagt: Wenn man Geld verschwenden will, dann muss man in die Spielbank oder einen Lift betreiben. 

Jetzt hast du gerade gesagt, dass der Klimawandel mit Schuld daran ist. Woran merkt ihr das?

Es ist nicht mehr planbar gewesen. Im Jahr 2000 ungefähr haben wir das erste Mal aufgesperrt, da hatten wir noch Schnee, da war das noch planbar. Da konnten wir sagen, dass wir um Weihnachten herum zum Skifahren gehen - danach haben wir uns dann gerichtet und da konnten wir die Leute einstellen. Wenn man jetzt die letzten fünf Jahre betrachtet, dann war das ein Würfelspiel. Da hat man am Morgen aus dem Fenster geschaut und sich gefragt "Können wir heute fahren oder nicht?" Und das ist natürlich sehr schwierig für uns.

Viele arbeiten ja mit Schneekanonen gegen das Problem an. Habt ihr das auch schon mal probiert?

Ja, Schneekanonen - das ist uns natürlich auch durch den Kopf gegangen. Aber man muss wissen: Bei einer Schneekanone kostet der Kubikmeter richtig viel Geld. Und nur als reiner Liftbetrieb, der nichts vom Land, vom Tourismus oder von den Hotels kriegt, können wir uns den Kubikmeter Schnee nicht leisten, das ist eine Preisfrage. 

Wenn der Schnee da war, sind dann auch genug Leute gekommen oder geht der Trend eher weg vom Skifahren?

Wir hatten natürlich unsere Stammfahrer. Es waren immer Leute da und es hat immer Spaß gemacht, das muss man dazu sagen. Aber wir brauchen natürlich auch die Feiertage. Wenn Ferien sind - zum Beispiel über Weihnachten, Heilige Drei Könige - wenn wir da aufhaben, dann ist jeder Tag ein Sonntag und das tut natürlich gut. Wenn es mitten im Monat ist, ohne Feiertage, ohne Nichts - dann tun wir uns auch schwer.

Aber die Möglichkeit besteht, das auch im Sommer aufzubauen?

Wir könnten im Sommer öffnen, wir haben auch schon mal mit Radfahrern etwas gemacht. Aber das Problem ist, dass man wieder alleine auf weiter Flur steht, es ist einfach zu schwer und da ist "Unser Hemd zu kurz", sag ich mal. Da müssten wir mehr Geld in die Hand nehmen und wenn wir das Geld im Winter verbrennen , können wir es im Sommer nicht in die Hand nehmen.

Wie sieht denn die Situation bei den anderen Liften in der Nordbayern aus, haben die genauso zu kämpfen?

Die sind da ein bisschen besser dran möchte ich sagen, weil das Skigebiet nicht so ganz alpin ist wie bei uns. Wir brauchen schon eine gute Schneeauflage, die anderen können also eher fahren als wir. Und dann ist der technische Aufwand, einen Schlepplift zu erhalten, wesentlich geringer als bei einer Sesselbahn, weil wir ganz anderen Auflagen unterliegen. Wir wollen es ja selber nicht, aber wir brauchen eine sichere Bahn und da muss man immer alles tun, damit es passt.


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