Neue Sperrstunde für "Die Rakete" Ein Deal gegen das Clubsterben in Nürnberg?

Viele Technoclubs in Nürnberg mussten schließen – unter anderem, weil es Stress wegen Drogen gab. Für "Die Rakete" gibt es jetzt einen neuen Deal mit dem Ordnungsamt – der betrifft die Sperrstunde und die Afterhourpartys.

Von: Tobias Krone

Stand: 22.01.2019 | Archiv

Eine Discokugel mit einem Uhrzeiger darauf | Bild: BR

Die Stadt Nürnberg und ihre Clubs – das war bis jetzt vor allem ein jahrelanger Beef. Einerseits gibt es in der Frankenmetropole eine feine Elektroszene, andererseits auch ein sehr striktes Ordnungsamt. Technoclubs wie der "Waschsalon", das "Nano" und vor kurzem auch das "4Hertz" haben dichtgemacht, weil alle unter anderem Stress mit der Polizei wegen Drogen hatten.

Jetzt gibt's endlich mal ein positiveres Zeichen aus Nürnberg: Der Club "Die Rakete" hat mit dem Ordnungsamt einen Deal abgeschlossen, was die Partyzeiten angeht. Die Sperrstunde wird ab Februar 2019 nach hinten verlegt und ist erst um 9 Uhr. Bis jetzt gab es immer von 5 bis 6 Uhr Sperrzeiten. Vor dieser Sperrstunde mussten alle aus dem Club raus. Danach gab‘s dann die Afterhourparty von 6 bis 12 Uhr mittags. Mit der neuen Sperrstunde können die Partys also die ganze Nacht bis 9 Uhr durchlaufen. Aber danach ist wirklich Schluss.

Weniger Drogenkonsum durch die neue Regelung?

So richtig erforscht ist das Afterhour-Phänomen noch nicht. Ob Technofans in den Morgenstunden generell mehr harte Drogen konsumieren als nachts, das kann der Frankfurter Drogenforscher Bernd Werse nur vermuten. Robert Pollack vom Nürnberger Ordnungsamt ist sich dagegen sicher: Die Afterhourpartys sind das Hauptproblem. Und beruft sich auf die Polizei. "Die Kontrollen haben bei Afterhourpartys auffällig mehr Drogen festgestellt als im normalen Nachtbetrieb."

Wenn jetzt die Afterhour ganz wegfällt, dann könnte das das Drogennehmen schwerer machen. Denn bei den Nachtpartys gilt die Regel: Wer einmal rausgeht, darf danach nicht wieder in den Club reinkommen. Bei der Sperrstunde dagegen mussten alle gezwungenermaßen einmal raus – und konnten sich draußen potenziell Drogen besorgen für die zweite Runde Party. Diese Gelegenheit fällt damit flach.

Nachteile für den Club-Betreiber?

Thilo Färber

Vorerst gibt es eine Testphase – von Februar 2019 bis zum Sommer. "Die Rakete"-Chef Thilo Färber denkt, dass das Experiment positiv ausgehen wird: "Ich glaube, das ist gut für Nürnberg. Samstags bis 9 Uhr aufzumachen ist schon mal ein Riesenschritt nach vorne."

Wer die Idee zu diesem Deal hatte? Da ist man sich nicht ganz einig. Färber sagt, die Idee kam von ihm, Pollack vom Ordnungsamt sagt, die Idee hätten beide gehabt.

Fest steht: Polizei und Ordnungsamt haben in den letzten Jahren Druck auf die Clubbesitzer gemacht. Thilo Färber formuliert es mit einer Spur Ironie:

"Ganz am Anfang ist die Stadt aktiv auf uns zugegangen und hat gesagt: Ihr dürft keine Afterhour mehr machen – das ist jetzt schon fast drei Jahre her. Und dann wurde im Prinzip ein Dialog angestoßen, den wir aktiv verfolgt haben."

Thilo Färber, Betreiber vom Club 'Die Rakete' 

Doch immerhin sprechen beide Seiten inzwischen von einem vertrauensvollen Verhältnis. Und das lässt die Technofans im Raum Nürnberg aufatmen.

Sperrzeiten bringen generell eher wenig

Auch in anderen Städten Bayerns gibt es Sperrstunden – wie zum Beispiel in Bamberg. Dort hat der Stadtrat sie eingeführt, weil sie für mehr Nachtruhe auf den Straßen sorgen sollte. Politikwissenschaftler haben kürzlich die Kriminalitätsstatistik untersucht und herausgefunden: Durch die Sperrzeit sind Gewalttaten nicht zurückgegangen.

Sendung: Filter, 22. Januar 2019, ab 15 Uhr.