Jetzt Talk About It Andreya Casablanca

Info Andreya Casablanca kennt ihr als eine Hälfte von Gurr. "Talk About It" (2020) ist auf Europatour entstanden. Am Sound hört man, dass sie im Tourbus neben Gitarrenmusik auch Artists wie Grimes oder Tyler, the Creator gehört hat.


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Ruhmeshalle Nick Drake - Pink Moon

Dies ist ein Kniefall für den großen, traurigen Folkie Nick Drake. Geboren wurde er 1948 als Sohn eines reichen Holzhändlers in Burma. Dann wuchs er in der Upper class in Coventry auf - glücklich wurde er nie.

Stand: 14.12.2007 | Archiv

Nick Drake | Bild: Universal

Mit 15 erste Gitarre, ab 17 nur noch mit schwarzer Cordhose, schwarzem Jackett und schwarzen Schuhen gesichtet, nichts als die Lieder von Tim Buckley und Van Morrison im Kopf, mit 20 erstes Album: "Five Leaves Left" heißt es, geklaut von der Warnung auf den Zigarettenpapierchen: Nur fünf hast du noch übrig. Dazu gleich mehr.

Mit 18 wird Nick nach alter Familientradition auf das College in Cambridge geschickt, dort sein erster Auftritt. Und schon da wird klar: der hünenhaft große, aber verschlossene und kryptische Nick Drake wird ein großer Folk-Existentialist. Ein Mitglied von Fairport Convention hört ihn und vermittelt ihn an Produzentenlegende und Pink-Floyd-Entdecker Joe Boyd. Dieser ist begeistert und nimmt ihn unter die Fittiche. Natürlich wird das Debut ein Kritikererfolg, floppt aber kommerziell komplett.

Erste Tour, erstes Fiasko

Nick, zu diesem Zeitpunkt schon schüchtern bis autistisch, ein Fremder im eigenen Körper, wird auf Tour geschickt, um das Album live zu promoten. Ein Fiasko: Nick sitzt mit seiner Gitarre auf einem kleinen Schemel, den Blick verzweifelt auf seine schwarzen Halbschuhe gerichtet, unfähig, dem Publikum ins Gesicht zu schauen. Er beschließt, nie wieder auf Tour zu gehen, verlässt das College, um nur noch Songs zu schreiben. Sein zweites Album "Bryter Layter" entsteht.

"Das eine perfekte Album"

Cover des Albums "Pink Moon" von Nick Drake | Bild: Universal

Nick Drake - Pink Moon (Cover)

Auf "Bryter Layter" spielt auch Velvet-Underground-Mann John Cale mit. Nick Drake ist auf dem Album so unpsychedelisch und unhippy wie die Velvets, so morbid wie Scott Walker und so finster wie Leonard Cohen, nur dass Nick tatsächlich singen kann. Über Nicks zweite Platte wird sein Produzent Joe Boyd später sagen, es sei das eine perfekte Album, das er in seinem Leben produziert habe. Umso schlimmer für den sensiblen Sänger, dass sich auch dieses Werk nicht verkauft. Nick verschanzt sich immer mehr im Haus seiner Eltern, schluckt Antidepressiva, doch seine Angst wird immer stärker. Und das hört man auch seinen Songs an.

Drei Jahre lang wird Drake von den Nebeln der Depression eingehüllt, unfähig, neue Songs zu schreiben. Irgendwann rafft er sich auf und schreibt sein drittes Album.

Der Anfang vom Ende

"Pink Moon" wird Jahrzehnte später für eine Autowerbung recyclet – sein einziger Hit kommt für ihn aber Jahre zu spät. "Wenn es dir schon so schlecht geht, Nick, warum bringst du dich dann nicht um?", fragt ihn eine Freundin. "Das wäre zu feige, und außerdem habe ich nicht den Mut dazu", ist seine paradoxe Antwort. Einige Monate später wird Nick Drake von seiner Mutter Molly tot in seinem Bett gefunden. Auf dem Plattenteller das Brandenburgische Konzert, auf dem Nachttisch Camus' Deutung des Sisyphus–Mythos.

Der Arzt diagnostiziert eine Überdosis Antidepressiva. Ob sich Nick umbringen wollte, ist bis heute nicht geklärt. Er hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen. Wir werden Nick als eine der tragischen Figuren des Pop in Erinnerung behalten, aber auch als einen der ganzen großen Songwriter, der von Elliot Smith bis zum Traunsteiner Marble Man alle beeinflusst hat, die uns mit einer Gitarre eine gute Geschichte erzählen wollen.


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