Hype-Rapperin Ace Tee im Interview "Ich bin oldschool im Head"

Hamburg brennt! Und nein, es geht nicht um die Beginner, Tocotronic oder Deichkind. Die R'n'B-Sängerin Ace Tee avancierte in den letzten Wochen mit ihrem 90ies-Revival-Hit "Bist du down?" zum absoluten Internethype.

Von: Malte Borgmann

Stand: 23.01.2017 | Archiv

Die Sängerin Ace Tee | Bild: Screenshot aus dem Video "Bist du down?"

Smoother R'n'B-Sound aus Hamburg, der in amerikanischen Rap-Blogs abgefeiert wird? Das gibt es wohl nicht alle Jahre. Die Sängerin und Rapperin Ace Tee hat das in den letzten Wochen erlebt und startet mit "Bist du down?" gerade mächtig durch.

PULS: Dein Video "Bist du down?" hat dich in den letzten Wochen zum internationalen Hype gemacht. Fast täglich erscheinen Interviews und News über dich und deine Musik. Wie schaut dein Tagesablauf momentan aus?

Ace Tee: Musik, Schlafen, Interviews, Musik, Schlafen, Interviews, Musik.

Kurz vor Weihnachten hast du das Video zu "Bist du down?" rausgehauen - mittlerweile hat das Video mehr als eine Million Klicks auf YouTube. Gab es in den letzten Wochen einen Moment, wo du dachtest: Um Himmelswillsen, was passiert denn gerade?

Ja, schon. Zwischendurch immer wieder. Aber ich lasse mich davon jetzt nicht in einen anderen Vibe drängen, denn ich bin down und muss down bleiben. Der Track ist vor Ewigkeiten in einer Session entstanden, dann habe ich den Text geschrieben und ihn tausend Mal umgeändert. Es sollte für mich um die Idee von "Bist du down?" gehen, im Sinne von: "down für uns", "down für Ehrlichkeit", "down für den Sound". In den Lyrics geht es um Erfahrungen, die ich gemacht habe. Aber das versteht man vielleicht erst nach dem dritten oder vierten Mal hören. Bei mir ist das oft so, dass man meine Songs vielleicht öfter hören muss.

Wie und wo hast du angefangen Musik zu machen?

Ich habe angefangen mit meinem ersten MacBook. Das habe ich mir gekauft, weil ich unbedingt Beats bauen wollte. Ich habe mir das selbst beigebracht - und habe dann Tontechnik an der Uni studiert. Bald darauf habe ich andere Leute kennengelernt, die auch Musik machen. Die haben mich motiviert zu rappen und ich wollte dann "meine Stimme" finden. So kam es zu krassen Freestyle-Runden, die echt gut waren und echt Spaß gemacht haben. Ich wurde immer besser und dachte irgendwann, dass ich meinen eigenen Sound finden will. Der war aber immer da. Ich bin eben absolut oldschool im Head - und höre auch fast nur Oldschool-Kram.

Der sanfte 90er-R'n'B-Vibe ist jetzt dein Sound. Aber du klangst früher schon rougher, härter?

Ja, da nannte ich mich MEDUZV. Ich musste damals in meiner Musik viel von meinem Leben verarbeiten und war auf jeden Fall soundtechnisch auf einem härteren Vibe. Aber ich habe auch das zu 100 Prozent gefühlt. Ich kann in der Rückschau nur sagen, dass ich stolz bin, denn die Weiterentwicklung von diesem Stil zu meinem heutigen Stil, heißt eigentlich nur, dass ich damals so gedacht habe und jetzt alles viel positiver sehe. 
Wenn ich zurückblicke, war ich damals echt inspiriert von dunklerer Musik. Ich habe damals auch gekrumbt - bei diesem Tanz kann man die ganze Energie rauslassen. Das brauche ich jetzt nicht mehr. Ich bin komplett mit mir im Einklang und weiß genau, was ich repräsentieren möchte, und was ich in der Zukunft will. Das wusste ich vorher nicht.

Du bist aber kein Retro-Act, oder?

Nein, auf keinen Fall. Vor allem, weil der Sound natürlich einen Touch der 90ies hat, aber ohne dass das Video zeitlos ist. Ich hätte das Video so auch in zwei Jahren droppen können, weil es einfach etwas ist, dass noch keiner gemacht hat, dass sich die anderen nicht trauen. Es traut sich keiner, etwas Neues zu machen. Ich wollte mit diesem Projekt einfach meinen eigenen Leuten sagen: "Hey, ihr könnt das alle!". Da es jetzt so groß geworden ist, hat sich für meine Freunde eben diese Tür geöffnet. Am Ende sind wir halt eine Commnunity - in Hamburg unterstützt jeder jeden. Bei schlechter Laune pushen wir uns. In jeder Richtung, ob Fotografie, Film oderTanz kommt dieses Jahr nämlich noch viel raus von unserer Crew.

Wie geht's jetzt weiter? Labels? Plattenverträge? Das Debütalbum?

Nur so viel: Mein Album "Sip Slow" kommt. Aber wann? Überraschungseffekt.