Tracks der Woche #51/18 Giant Rooks, Bavarian Squad, Siriusmo, Voyou ft. Yelle, Ebow

Ob Blut, Bier, Emotionen oder Musik, die den Kreisverlauf zum Rotieren bringt - der Saft des Lebens, er strömt durch diese Tracks der Woche.

Von: Inés Peyser-Kreis

Stand: 17.12.2018 | Archiv

Tracks der Woche 51/18 | Bild: Stefan Frick, Mirza Odabasi, Nils Lucas, Jan Siebert, Camille Dronne

Giant Rooks – Wild Stare

Zwei Mal gehört, schon freut man sich drauf, "Wild Stare" auf der Tanzfläche mitzugrölen. Seit ein paar Jahren mischen die NRW-Jungs von Giant Rooks die deutsche Indie-Welt auf. Wir sagen: Mit diesem Track werden sie groß. Frederik Rabes krächzende Stimme surft über die catchy Melodie mit einer Power, die man gut morgens beim Aufstehen gebrauchen könnte. Diese Power hat wohl auch den Jungs gutgetan. Auf Facebook schreiben sie: "Wir haben wirklich die Energie, das Selbstbewusstsein und den Optimismus gebraucht, die der Song uns verliehen hat, als wir ihn geschrieben haben." Hoffen wir, dass sie diesen Schub mal in ein Debütalbum umwandeln. Das haben die Jungs nämlich immer noch nicht abgeliefert. Saperlott!

Bavarian Squad – No oane nehma

Die zehn Jungs sind das Beste, was Mundart-Rap momentan zu bieten hat und servieren hier 1a dadaistische Sprachkunst. Der Squad um Monaco F, Grämsn, Liquid, Maniac, Roger Rekless und Bbou huldigt in „No oane nehma“ zwischen beinah unverständlichem Wortlaut-Bayrisch, deepem Bass und Autotune der Gönnung. Es geht um den Abgesang an Zurückhaltung und Selbstdisziplin, um den Moment an einem Abend, an dem man sich eigentlich vorgenommen hatte, sich zu zügeln und dann aber sagt: Ach scheiß drauf, ich lass mich jetzt gehen und nehm noch eine – sei es eine Hoibe, eine Tüte oder eine Leberkassemmel. Nehma halt no oane.

Voyou ft. Yelle – Les bruits de la ville

Voyou, das ist ein junger Franzose im Retro-Slacker-Parcels-Look. Er ist frisch von Nantes nach Paris gezogen – und singt in dem Electropop-Banger "Les bruits de la ville" über ein Mädchen, das in eine neue Stadt kommt und davon zuerst ziemlich überfordert ist, sich dann aber treiben lässt im Großstadttrubel. Singt er also von sich selbst? Das finden wir noch raus, versprochen. Im Track übernimmt die Stimme des überforderten Mädchens die Pionierin des französischen Electropops: Yelle ("Je veux te voir"). Voyou und sie harmonieren wunderbar und tragen den Hörer durch diesen Traum eines synthie-lastigen Stadtspaziergangs.

Ebow – Schmeck mein Blut

"Wiens neue Sissi – Berlins neue Dietrich!" Ist Ebow jetzt größenwahnsinnig? Nein, die Münchner Rapperin erklärt sich zu Recht zur feministischen Leitfigur und erklärt ihre Hater für erledigt. Vom Menstruationsblut bis zur Kriegsverletzung: In "Schmeck mein Blut" fließt ordentlich Lebenssaft. Ebow tanzt im Video in retro-schicker 90er-Ästhetik und packt ihre Kampfansage zwischen unruhig brodelnden Battlerap-Bass und creepy hohen Spuk-Gesang. Wir haben Blut geleckt.

Siriusmo – Ego

Nachts im Auto einsame Schnellstraßen entlangfahren und dabei richtig laut die Musik aufdrehen – es gibt Tracks, die sind wie dafür gemacht: "Ego" von Moritz Friedrich aka Siriusmo ist einer davon. Sonst vor allem für verschwurbelte Klanggewächse und Ausflüge in alle noch so abgelegenen Ecken der Elektromusik bekannt, ist der Sound des Berliner Produzenten hier ungewohnt straight und entwickelt einen Sog, der einen wünschen lässt, der Track ginge noch Stunden weiter.

Sendung: Freundeskreis, 17.12.2018, ab 10 Uhr