Bayern 2 - Zündfunk


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Debatte ums Urheberrecht Herr Regener mischt auf

Eigentlich wollte Zündfunk-Autor Erich Renz von Sven Regener nur ein kurzes Statement zum Thema Urheberrecht. Daraus ist dann ein Instant-Pamphlet geworden, das ein extremes Echo im Netz wie in den traditionellen Medien gefunden hat.

Von: Erich Renz

Stand: 22.03.2012 | Archiv

Alle reden über Acta, was aber denken die Betroffenen, beispielsweise die Musiker? Organisieren sie sich? Das wollte Zündfunk-Autor Erich Renz wissen und fragte in der Branche nach. Er handelte sich eine Absage nach der anderen ein. Nur Element of Crime-Sänger Sven Regener antwortete - und explodierte:

"Das Problem, was ich dabei habe ist: Es wird so getan, als ob Kunst ein exzentrisches Hobby sei. Und das Rumgetrampel darauf, dass wir uncool seien, wenn wir darauf beharren, dass wir diese Werke geschaffen haben, ist im Grunde genommen nichts anderes, als dass man uns ins Gesicht pinkelt. Und sagt: 'Euer Kram ist nichts wert. Wir wollen das umsonst haben. Und wir scheißen drauf, was Du willst.' Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert."

Sven Regener

Es scheint, als hätte Netz- wie Musikwelt darauf gewartet, dass endlich mal ein Musiker den Mund aufmacht: Regeners Wut-Rede wurde tausendfach gepostet und diskutiert.

Regeners Zorn richtet sich auch gegen Google. Das Unternehmen hat die Musikplattform Youtube aufgekauft und liegt derzeit im Klinch mit der Musik-Verwertungsgesellschaft Gema, da Youtube die von der Gema vorgeschlagenen Tarife nicht akzeptieren will. Somit werden in Deutschland die Künstler nicht entlohnt, wenn ihre Videos dort abgerufen werden. Dazu Mounira Latrache, Pressesprecherin von Youtube:

"Weltweit ist es so, dass wir für Musiker und Labels eine zusätzliche Erlösquelle sind und nicht nur eine Promotion-Plattform. Die Musikindustrie erwirtschaftet weltweit mit YouTube mehrere hundert Millionen US-Dollar im Jahr. Es stimmt einfach nicht, dass uns die Rechte nicht wichtig sind und dass wir nichts bezahlen wollen. Das muss man richtig stellen."

Mounira Latrache, Pressesprecherin Youtube

Regeners Kritik an der Umsonst-Mentalität trifft auch die Piratenpartei, die für ein neues Urheberrecht eintreten. Der Zündfunk bat die Piraten um Antwort. Christopher Lauer, der kulturpolitische Sprecher, rät Regener in seiner Antwort, das Internet nicht "als Bedrohung, sondern als Chance" zu sehen.

"Es muss sich einiges ändern auf dem Markt. Das ist spätestens seit 2000 klar. Es ist schade, dass wir dort noch nicht weiter gekommen sind. Aber es kann auch keine Lösung sein, das Internet zu beschneiden. Es kann keine Möglichkeit sein, Leute zu kriminalisieren, wenn sie ohne kommerzielles Interesse Wissen teilen. Wir sollten uns alle daran beteiligen eine Lösung für die Zukunft zu finden. Auch Herr Regener, denn der kennt ja die Perspektive von der anderen Seite des Tresens."

Christopher Lauer, kulturpolitischer Sprecher der Piratenpartei


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