Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Christbaum genießen Münchner Suche nach der perfekt geschmückten Tanne

Schließlich soll er ja perfekt daherkommen an Heilig Abend. Tanja Gronde hat sich so ihre Gedanken gemacht, was denn ein perfekter Baum haben können muss und wie er geschmückt gehört. Sie war in der Innenstadt unterwegs und am Schwabinger Weihnachtsmark.

Von: Tanja Gronde und Anton Rauch

Stand: 29.11.2015 | Archiv

Es beginnt ja schon mit der Frage: Kiefer oder Tanne, selbstgeschlagen oder Baumarkt?, Regionale Öko-Tanne, teuer,  oder günstige schwedische Blautanne, womöglich Schadstoff belastet. Das ist ja auch ein Frage des Zwecks. Ist der Baum ein Dekorationsstück in der Anwaltskanzlei, schaut eine Fichte vielleicht zu stachelig aus. Ja viele Dekorateure setzten sogar auf immergrün: Kunstfaser-Nadeln, die auch nach Lichtmess noch am Baum sind.

Inge Holzbauer dekoriert genau solche Bäume. Als Weihnachtsexpertin im Münchner Traditionskaufhaus Ludwig Beck kennt sie zwei goldene Regeln: erstens Licht – am besten eine Lichterkette für warmes Licht

Da werden nun Kerzen-Liebhaber aufbegehren und sagen: Nur nach Wachs duftend und mit flackerndem Licht ist ein Baum überhaupt ein Christbaum.

Nur ist die Feuerwehr ein Freund von Lichterketten und spätestens wenn in einem Haushalt Kinder oder Tiere sind, hat die gute Bienenwachskerze nur noch Dekoaufgaben.

Hängt in stylischen Balance-Haltern am Baum – und darf nur unter Aufsicht an Heilig Abend 30 Minuten brennen. Das zweite Credo der erfahrenen Dekorateurin Inge Holzbauer lautet: Ein Konzept braucht ein Baum, große Kugeln kommen nach unten, kleine nach oben, der Form des Baum folgend. Schleifen aus Satin oder Baumwolle müssen unbedingt hinein und: eine Erzählidee, ein Konzept. Dabei sollte auch der trendige Stadtmensch besser einen Bogen um Trends machen

"Wir hatten mal neonfarbene Kugeln, die gingen nicht so gut, lieber eine Farbe. Man sollte nicht jedem Trend hinterherlaufen."

Passantin

Der Trend geht in den letzten Jahren ja weg vom Kitsch, hin zur Tradition. Zwar ist Moosgrün heuer ein IN-Farbe bei Christbaumkugeln, doch das klassische Rot ist nicht wegzudenken vom Christbaum. Es gibt ja die Puristen, die eine, maximal zwei Farben am Baum dulden, und die Stylisten, die ein Thema im Baum verstecken,  "Wald 2015" oder "Schneegestöber reloaded" oder "Weihnachten wie bei Tante Fanny".

Und dann gibt es die verspielten Schmücker: Denn im Christbaumkugelland gibt es auch Muffins und Tortenstücke, Weißwürtsch und Bier, und Tiere aller Art zu kaufen. Doch wie schmückt man einen Tierbaum: Als Geozoo, wie der Tierpark Hellabrunn einer ist? Oder darf der Löwe neben dem Eisbären hängen, der Fuchs neben der Gans, was im echten Leben ja gefährlich ist

Bei allem gilt, soll es perfekt werden: Nicht glitzern, sondern glänzen soll der Baum. Inge Holzbauer hat dieses Jahr auch Geschenkpapierrollen in den Baum dekoriert, farblich passende Postkarten und Knallbonbons. Die kennt man ja aus USA von Silvester, doch jetzt sind sie, in weihnachtliches Papier gepackt, auch im Baum angekommen. Das Lustige daran ist, dass die Überraschung darin manchmal ein Gesellschafts-Spiel ist , zum Beispiel ein Renntierrennen für den Heilig Abend.

Klassisch auch der Strohstern

Wer es ganz ausgefallen mag, der ist bei den Kunsthandwerkermärkten in Bayern gut aufgehoben, auf dem  Schwabinger Weihnachtsmarkt  hat Nina Thorp dieses Jahr Glasanhänger gemacht: Dreiecke mit runden Punkten,. Abstrakte Christbäume also. In rot -grün und schwarz-weiß

Daneben mag der Strohstern spießig sein, erlebt aber wieder ein Comeback, genauso wie selbstgemachtes. Auch von Künstlern - Jutta Körner verkauft am Schwabinger Weihnachtsmarkt moderne Skulpturen bis zum 24. Dezember

"Das ist schön an Weihnachten, wenn man überlegt, dass dann gerade in der ganzen Welt ein Teil von mir ausgepackt wurde. Das weiteste war mal Island."

Jutta Körner

Für Marktkaufleute die bis spät an Heilig Abend ihren Stand abräumen ist der perfekt Baum ja der, um den sie sich nicht kümmern müssen. Jutta Körner feiert bei ihrer Mutter wie in Kindertagen

Der Wunschbaum

Und ein ganz besonderer Baum steht auch in Schwabing. Der Wunschbaum von Alveni, der Caritas-Hilfe für Flüchtlinge. Hier schreiben Flüchtlingskinder einen Wunsch auf einen Zettel und wer will nimmt sich den Zettel und spielt ein bisschen Christkind: Erfüllt Wünsche wie Fußball, Turnschuhe, Buntstifte, Glitzerhaarspangen. Und gibt sie am Stand bei Rosemarie Ghorbani ab.

Mein Baum ist übrigens weder stylisch noch puristisch noch trendy: Da hängt ein Außerirdischer, heißer Wunsch meines Sohnes, neben der Weißwurscht, kunterbunt, ohne Konzept, aber selbstgeschmückt. Wobei ich mir nicht sicher bin ob eine gekauft Tanne nicht doch besser ist als eine selbstgeschlagene Fichte, wie letztes Jahr. Die hab ich dann mit Handschuhen schmücken kann, weil die Nadeln so gepiekst haben ...


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