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Biergenuss aus dem Holzfass Kneitinger in Regensburg ist dem Hirschen treu

Das Holzfass erlebt eine kleine Renaissance. Dass es auch harte Arbeit ist, Holzfässer zu haben, davon konnte sich Thomas Muggenthaler bei der Regensburger Brauerei Kneitinger überzeugen. Er hat dort ein ganz seltenes Schauspiel miterlebt. Das Pichen von Holzfässern.

Von: Thomas Muggenthaler

Stand: 06.12.2015 | Archiv

Im Innenhof der Regensburger Brauerei direkt hinter dem Arnulfplatz mitten in der Stadt: Brauer Jochen Seidl und seine Kollegin Gisela Regen erneuern die Pechschicht in den Bierfässern. Braumeister Albert Kellner schaut nach dem Rechten. Das Holzfass gehört bei der Brauerei Kneitinger einfach dazu.

Nebenan stehen schwarze sogenannten KEG Fässer, aber die Brauerei hat auch 150 Holzfässer im Einsatz und die müssen immer wieder mal gepicht werden, damit die Fässer dicht sind und auch wieder gut gereinigt werden können.

Brauer Jochen Seidl beim Pichen

Brauer Jochen Seidl hebt jedes einzelne Fass auf einen großen schwarzen Pichkessel. Dort spritzt er Pech in das Fass. Nach 40 Sekunden lässt er das Pech wieder herauslaufen und legt die Fässer auf eine Rolle. Dort werden die Fässer gedreht, damit sich das Pech gut verteilt und das Fass wieder dicht ist. Harte Arbeit! Für Jochen Seidl und Gisela Regen ist Vorsicht geboten: Das Pech wird auf 180 Grad erhitzt.

Wenn das Pech trocken und die Arbeit getan ist, werden die Fässer mit roter Farbe markiert. Die Holzfässer kauft die Brauerei Kneitinger bei Fassmacher Wilhelm Schmied in München, einem der wenigen Schäffler die es noch gibt. Und man muss wissen: Holzfass ist nicht gleich Holzfass. Mit dem Pichen und der Fahrt zum Eichamt nach Ingolstadt ist es nicht getan, dann müssen die Fässer in Regensburg noch einmal gereinigt werden, und zwar geschieht das mit kaltem und warmen Wasser.

Auch die Brauerei Kneitinger geht mit der Zeit, das heißt, das Holzfass spielt nicht mehr die Rolle wie früher. Bis zum Jahr 2000 hat das sogenannte Mutterhaus der Brauerei am Arnulfsplatz nur Holzfässer ausgeschenkt. Inzwischen fließt der edle Saft aus Großtanks.

Natürlich hat die Brauerei Kneitinger auch Tanks und Kästen.

Nachdem die Fässer gepicht sind werden die Spundlöcher, aus denen einmal das Bier fließen wird, gereinigt. Sind die Fässer einmal fertig, werden sie neben in die Abfüllanlage gerollt. Und das Bier schmeckt definitiv anders als aus einer Flasche oder einem KEC Fass. Was schmeckt dem Braumeister besser? Albert Kellner ist diplomatisch.

Die Brauerei Kneitinger ist eine der wenigen in ganz Bayern, die ihre Holzfässer noch selber "picht". Auch wenn das Holzfass viel Arbeit macht - aufgeben will Albert Kellner das Kultobjekt nicht


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