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Bayernchronik / Abendschau Guillotine der Geschwister Scholl aufgetaucht

Nach Recherchen der "Bayernchronik" und der "Abendschau" ist die Guillotine wieder aufgetaucht, mit der höchstwahrscheinlich auch die Geschwister Scholl 1943 in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim hingerichtet wurden. Sie lagerte seit vier Jahrzehnten unbeachtet im Depot des Bayerischen Nationalmuseums.

Stand: 10.01.2014

Guillotine, mit der neben mindestens 1.180 Menschen auch die Geschwister Scholl hingerichtet wurden | Bild: Bayerisches Nationalmuseum, Walter Haberland

In Stadelheim sind zwischen 1933 und 1945 weit über 1.000 Häftlinge hingerichtet worden – die meisten wohl mit diesem Fallbeil. Unter den Opfern sind auch die Mitglieder der Widerstandsgruppe "Weiße Rose", Hans und Sophie Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Prof. Kurt Huber und Willi Graf. Sie wurden zwischen dem 22. Februar und dem 12. Oktober 1943 höchstwahrscheinlich mit dem jetzt aufgetauchten Fallbeil ermordet. Die Scholls sind ebenso auf dem angrenzenden Friedhof am Perlacher Forst beigesetzt wie Christoph Probst und Alexander Schmorell.

Der Hinrichtungsapparat lagerte vier Jahrzehnte unbeachtet im Depot des Nationalmuseums

Nach dem Krieg war das Fallbeil mit anderen bayerischen Hinrichtungsapparaten zuerst nach Straubing verfrachtet worden und dann in die JVA Regensburg. Lange ging das Gerücht, es sei bei Straubing in der Donau versenkt worden, großangelegte Suchaktionen blieben aber erfolglos. 1974 kam das Stück dann ins Bayerische Nationalmuseum. Dazu gehören drei Holzböcke, auf denen die Todeskandidaten festgeschnallt oder festgehalten wurden, mehrere Schiebebretter mit Halsausschnitt, der eiserne senkrechte Rahmen für das Fallbeil, zwei Kästen mit Messern, einige Auffangsäcke und ein kurzer Sarg.

Dass es sich tatsächlich um die Stadelheimer Guillotine handelt, weiß man, weil der letzte bayerische Henker Johann Reichart diese Guillotine als einzige umgebaut hat. Er montierte das Kippbrett ab, um so den zum Tode Verurteilten und sich selbst die Zeit der Hinrichtung zu verkürzen. So mussten sie nicht mehr festgeschnallt werden, sondern wurden nur durch Gehilfen auf dem Bock festhalten.

Bisher sind noch keine DNA-Tests an der Guillotine vorgenommen worden. Auch über 70 Jahre nach dem Tod der Geschwister Scholl wäre es theoretisch möglich nachzuweisen, dass sie mit diesem Fallbeil hingerichtet worden sind. DNA-Untersuchungen am Fußboden einer Stadelheimer Gefängniszelle haben auch belegt, dass der SA-Führer Ernst Röhm 1934 dort erschossen worden war.

Im Bayerischen Nationalmuseum ist die Geschichte und Bedeutung der Guillotine seit langem bekannt. Offenbar schien es den Museumsleuten aber zu makaber, die Öffentlichkeit mit dem Mordwerkzeug zu konfrontieren. Nun sind sie bereit, dies nachzuholen.


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