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Thomas Jansing im Interview "Seriöser und verlässlicher Partner"

Vor 30 Jahren gründete Thomas Jansing, damals Leiter der Programmplanung beim Bayerischen Fernsehen, die Benefizaktion Sternstunden. Im Interview erzählt der heutige Vorstandsvorsitzende von Sternstunden e. V., wie es dazu kam, was Sternstunden erreicht hat und vor welchen Herausforderungen die Benefizaktion steht.

Stand: 13.12.2023

Thomas Jansing (Vorstandvorsitzender und Initiator, Sternstunden) und Sandra Rieß (Moderation, Bayerischer Rundfunk) im Interview | Bild: BR / Ralf Wilschewski

Vor 30 Jahren haben Sie – damals waren Sie selbst noch beim BR, nämlich als Chef der Programmplanung im Bayerischen Fernsehen – die Hilfsaktion Sternstunden e.V. initiiert. Hintergrund war der damalige Jugoslawien-Krieg. Können Sie uns zurückführen zur Geburtsstunde von Sternstunden?

Die Geburtsstunde von Sternstunden lässt sich mit der Gründung des Vereins auf den 1. Oktober 1993 datieren. Das hat den Dreiklang zum Klingen gebracht – nämlich aus dem BR als Medienpartner, den Vereinsmitgliedern und Unterstützern, vor allem der Sparkassenfinanzgruppe, die wir gewinnen konnten, um die Verwaltungskosten zu finanzieren, und einer Vereinsgeschäftsstelle, die sich um die Abwicklung der Projekte kümmert.

Eigentlich begonnen hat der Prozess aber schon viel früher, Anfang 1993, als die Idee, eine Benefizaktion ins Leben zu rufen, aufkam. Es gab damals außer der Übertragung von Spendengalas dergleichen nicht in Bayern. Wir wollten als Träger fungieren und eine Hilfsaktion für Not leidende Kinder begründen, auf die wir selbst Einfluss in Bezug auf die Unterstützung konkreter Förderprojekte nehmen.

Welche Vision und Hoffnung hatten Sie damals, wie man mit Sternstunden hilfsbedürftigen Kindern helfen kann oder gar helfen muss – und das im Aus- sowie Inland?

In erster Linie haben wir an die Förderung von Auslandsprojekten gedacht, weil ich in meiner damaligen Funktion regelmäßig mit den Auslandskorrespondenten in Kontakt stand, die mir von der Not der Mütter und ihrer Kinder, vor allem in den Bürgerkriegsgebieten im ehemaligen Jugoslawien berichteten. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs wurden wir Zeugen, in welchem Zustand Kinder in sogenannten Kinderheimen in Rumänien waren; nicht zu vergessen das Schicksal der Aidswaisen in Südafrika oder der Slumkinder in Lateinamerika.

Aber wir haben auch das Schicksal von Kindern in Deutschland im Blick gehabt. Durch uns wurde beispielsweise eine Krankheit wie Mukoviszidose überhaupt erst bekannt, oder dass es eine Rheumaerkrankung auch bereits im Kindesalter geben kann. Wir wurden also unserem öffentlich-rechtlichen Informationsauftrag als Seismograf für gesellschaftliche Strömungen und Entwicklungen durchaus gerecht.

Wenn Sie heute auf diese 30 Jahre zurückschauen – was macht Sie am meisten stolz?

Stolz macht uns, dass wir geholfen haben, Projekte zu realisieren, die es ohne uns entweder gar nicht oder erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung gäbe. Wir haben uns über 30 Jahre beständig entwickelt und sind zu einem seriösen und verlässlichen Partner für Kinderhilfsorganisationen geworden. Wir haben immer Wert darauf gelegt, in die Breite zu wachsen statt in die Höhe. Die Spende eines Kindes, das sein Sparschwein schlachtet und fünf Euro gibt oder die einer alten Frau, die von einer kleinen Rente lebt, ist uns genauso wichtig wie eine Großspende. Die Menschen spüren, dass es uns um die Sache geht und nicht um vordergründige Emotionalität – das wird goutiert.

Und gibt es ein Projekt oder eine Begegnung, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Das sind viele Begegnungen; aber besonders gern erinnere ich mich an meinen Besuch beim Friedensdorf International in Oberhausen-Dinslaken zurück. Dort sind Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten untergebracht, die nach erfolgreicher Operation in einem deutschen Krankenhaus zur Rehabilitation nachbetreut werden. Vor dem gemeinsamen Mittagessen nahmen sich alle bei der Hand und wünschten sich "Frieden". Mehr als ein Zeichen – eine nachahmenswerte Geste, die für uns Erwachsene beispielgebend sein sollte.

Welchen Beitrag will Sternstunden auch die nächsten 30 Jahre leisten – wie blicken Sie in die Zukunft?

Dass wir professionell und wachsam bleiben, stets am Puls der Zeit. Ich wünsche uns, dass wir unsere Projektpartner weiterhin in diesem Umfang unterstützen können und man sagt "Gut, dass es euch gibt. Nicht nur wegen der finanziellen Unterstützung, sondern auch, weil ihr auf unsere Arbeit aufmerksam macht. Weil ihr durch die Berichterstattung uns wertschätzt und würdigt." Die Menschen hinter den Projekten haben im Übrigen mehr als sporadischen Applaus verdient.

Die Zeit wäre eine bessere, wenn es unserer Benefizaktion nicht mehr bedürfte. Leider ist das Gegenteil der Fall – wir werden weiterhin unverzichtbar sein.


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