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Der Zorn junger Männer Statement von Uli Kick

Stand: 29.07.2015

Der Regisseur Uli Kick | Bild: filmworks/Robert Haas

Den Zustand einer Gesellschaft erkennt man am schärfsten an ihren Rändern. Deshalb haben mich immer schon Außenseiter mehr interessiert als andere: Gangster und Heilige, Drogenabhängige und Ganzkörpertätowierte, Straßenkehrer und Künstler, Hochbegabte und Hauptschüler.

"Der Zorn der jungen Männer" ist - wenn man so will - eine Fortsetzung meines Films "Klassenkampf", der zeigte, wie aussichtslos der Kampf von Jugendlichen am unteren Ende von Schule und Gesellschaft sein kann, sich gegen Arbeits- und Aussichtslosigkeit zu wehren.

"Der Zorn der jungen Männer" erzählt von Jugendlichen, die nicht immer, aber doch oft aus genau solchen Milieus kommen und nur noch ein bisschen weiter abgerutscht sind. Jugendgewalt hat, was das Ausmaß an Brutalität angeht, teilweise eine neue Dimension erreicht. Und man fragt sich, woher das kommt. Wie kommen junge Männer so weit, andere und auch sich selbst so gnadenlos zu zerstören? Und vor allem: wie kann man das ändern? Fragen, die mich sehr bewegen und ich denke jeden, der auch nur gelegentlich mit der S-Bahn oder dem Regionalzug fährt.

"Macht der Versuch von Resozialisierung bei solchen Jugendlichen Gewalttätern überhaupt noch Sinn?" wird oft gefragt. Aber klar, was denn sonst! Wir haben gar keine andere Wahl, denn bloßes Wegsperren macht junge Gewalttäter nur noch aggressiver und gefährlicher. Und niemand ist, wie er ist – er ist so geworden. Eine erste Erkenntnis könnte sein: "Eltern, schlagt Eure Kinder nicht!" Denn alle diese zornigen jungen Männer in diesem Film wurden selbst von ihren Eltern geschlagen. Und sie selbst sagen, sie würden ihre Kinder wieder genauso erziehen!


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