Franken - Kultur


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Die Franken und ihr Wein Die Macher des Frankenweins

Etwa 5.000 Winzerbetriebe bewirtschaften die fränkischen Rebflächen. Die Mehrzahl der Weinbauern tut das im Nebenerwerb. Auf den Einsatz von Maschinen kann heute im Weinberg kaum einer verzichten.

Stand: 12.03.2013

Ein Winzer schneidet am Donnerstag (15.09.2011) in einem Weinberg der Lage Volkacher Ratsherr bei Volkach (Unterfranken) vom sogenannten Essigstich befallene Weinbeeren aus einer gerade geernteten Traube. | Bild: picture-alliance/dpa

In Franken gibt es viele Kleinstwinzer. 1999 hatten fast 70 Prozent der registrierten Betriebe eine Rebfläche von unter 3.000 Quadratmetern. Diese Winzer, die dem Weinbau im Nebenerwerb nachgehen, haben sich zu lokalen Genossenschaften zusammengeschlossen, da sie die Investitionen für Kellertechnik und Vermarktung alleine nicht bewältigen können. Die größte der Genossenschaften ist die Winzergemeinschaft Franken (GWF) mit etwa 1.400 Hektar Rebfläche.

Landwirt und Kellermeister in einem

Die Weinlese ist die arbeitsreichste Zeit für den Winzer. Zur Lese sind etwa 13.000 Saisonarbeitskräfte in den Weinbergen zwischen Bamberg und Aschaffenburg tätig. Aber nicht nur im Herbst, sondern das ganze Jahr über gibt es in Weinberg und Keller für die Winzer viel zu tun. Sie verleihen den Weinen durch ihre Arbeit ihren ganz persönlichen Fingerabdruck. Grundlage dafür ist die jeweils eigene Philosophie – der eigene Stil – des Winzers, welche auf seiner langjährigen Erfahrung mit den Böden, dem Kleinklima und den geeigneten Rebsorten sowie dem ständigen Bemühen, die Qualität des Weines zu steigern, basiert.

Mit dem Winzer durchs Jahr

Winzerkalender

Januar/Februar

Weinberg: Jetzt ist Zeit für den Rebschnitt. Dabei wird das Fruchtholz, aus dem später die Reben wachsen, in Form geschnitten. Eine erste, wichtige Maßnahme um den späteren Ertrag zu regeln.
Keller: Rotweine und vereinzelt auch Weißweine erfahren den biologischen Säureabbau (malolaktische Gärung). Dabei verwandelt sich die natürlich vorkommende Apfelsäure in die mildere Milchsäure.

März/April

Weinberg: Die Rebzeilen müssen in Form gebracht werden. Die Tragruten werden über die Spanndrähte gebunden. Das beim Rebschnitt heruntergefallene Holz wird eingemulcht. Tote Weinstöcke werden herausgerissen, neue Weinstöcke gepflanzt.
Keller: Die ersten Weißweine des vorausgegangen Jahrgangs werden in Flaschen abgefüllt.

Mai/Juni

Weinberg: Das Triebwachstum der Reben ist jetzt am größten. Nun muss der Rebschnitt korrigiert werden, überflüssige Triebe werden ausgebrochen. Alle anderen werden in die Drahtrahmen eingesteckt. Der Winzer muss nun auch ein erhöhtes Augenmerk auf Schädlinge wie etwa Pilze und Insekten haben und sie gegebenenfalls bekämpfen.
Keller: Die restlichen Weißweine werden in Flaschen abgefüllt. Der Ausbau der Rotweine kommt zum Abschluss.
Weingut: Im Mai öffnen in vielen Winzerorten die Heckenwirtschaften.

Juli/August

Weinberg: Die Rebzeilen bilden mittlerweile eine dichte Laubwand. Sie muss nach oben und zur Seite wie eine Hecke gekappt werden. So gelangt mehr Sonne an die Trauben und diese können mehr Zucker und Säure bilden. Winzer setzen "Entblätterungsmaschinen" ein. Gegebenenfalls müssen die Rebstöcke jetzt bewässert werden.
Keller: Allmählich müssen die letzten Tanks für die neue Ernte geleert und der Wein in Flaschen abgefüllt werden.

September/Oktober

Weinberg: Der Winzer hat nun alle Hände voll zu tun. Durch den Grünschnitt, das Ausschneiden überflüssiger Beeren, nimmt er letzte Ertragskorrekturen vor. Dann gilt es, den richtigen Zeitpunkt für die Weinlese abzupassen. Jeder Sonnentag bringt jetzt eine Verbesserung des Mostgewichts, Regenperioden aber können die Ernte im wahrsten Sinne des Wortes verwässern. Die Weinlese einschließlich der Helfer muss organisiert und durchgeführt werden. Ab Anfang September werden die frühreifen Sorten Bacchus und Müller-Thurgau gelesen.
Keller: Die Fässer und Tanks müssen gereinigt, die Keltern vorbereitet werden. Während der Weinlese werden die angelieferten Trauben sofort ausgepresst (gekeltert), der Most wird dann von den Trübstoffen abgezogen und die Gärung eingeleitet. Zwei bis drei Tage später gibt es den ersten Federweißen, diesen gärenden Traubensaft.
Weingut: Anfang September beginnt die Federweißenzeit. Die Heckenwirtschaft hat geöffnet.

Nov./Dez.

Weinberg: Nun werden die spätreifen, edelsüßen Trauben geerntet (etwa für Trockenbeerenauslesen). Eine besondere Spezialität ist der Eiswein, der in einer strengen Frostnacht geerntet wird.
Keller: Die Gärung ist abgeschlossen, der Jungwein wird von der Hefe abgezogen und filtriert. Im November muss festgelegt werden, ob der Müller-Thurgau trocken oder feinherb schmecken soll.

Immer mehr Maschinen im Weinberg

Ein Vollernter im Weinberg

Heute ist die Arbeit von Maschinen im Weinberg weit verbreitet, sowohl in der Lese als auch in der Rebstockpflege: Es sind bereits Vollernter, Transportsysteme und Rebstock-Trimmer im Einsatz. Mittlerweile werden Vollernter überall da eingesetzt, wo es die Weinbergsverhältnisse zulassen. Die Maschinen leisten die Arbeit, die bei der Handlese mehrere Arbeitstage in Anspruch nimmt, in einigen Arbeitsstunden und senken die Arbeitskosten um mehr als die Hälfte. Die Mechanisierung erspart dem Winzer zudem die Suche nach Saisonarbeitern.

Unbemanntes Transportsystem in Steillagen

In den steilen Lagen kommen die Vollernter jedoch an ihre Grenzen. Auf den Weinbergsterrassen in Bürgstadt, Großheubach oder Klingenberg können sie nicht eingesetzt werden. Hier ist nach wie vor Handlese gefragt. Doch auch in den Steillagen sind die Maschinen auf dem Vormarsch. Die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) hat bereits ein unbemanntes Transportsystem am Würzburger Stein getestet. Es hilft nicht bei der Ernte, aber beim Wegschaffen der Trauben. Über ein Seilzugsystem werden unbemannte Geräteträger in die Rebzeilen geschickt und wieder zurückgeholt.

Traktor fährt durch die Rebzeilen.

Neben der Traubenernte geschieht das Zurückstutzen der Rebstöcke oft auch maschinell, so gibt es Lohnunternehmer, die mit dem Schlepper durch die Rebzeilen fahren und an den Rebstöcken den Vorschnitt vornehmen. An einem Bügel schneiden rotierende Messer in Kopfhöhe das alte Rebholz durch. Auch das Ausdünnen des Laubs in den Rebstöcken geschieht meist maschinell.


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