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Auf der Wiesn am Kotzen Eine Oktoberfest-Wanderung im Karwendel

Zur Wiesn-Zeit kann es dem Bergfreund in der Landeshauptstadt leicht zu viel werden. Wir haben da was für Sie: einen Spagat zwischen Berg und Bierzelt! Auf geht's - auf die Wiesen am Kotzen.

Von: Andreas Pehl

Stand: 21.09.2023

Wanderung auf den "Kotzen": Auf der Wiesn - rauf zum Kotzen | Bild: BR/Andreas Pehl

Familientag, Italiener-Wochenende, kein Platz in der S-Bahn – zur Wiesn-Zeit kann es dem Bergfreund in der Landeshauptstadt leicht zu viel werden. Also nix wie raus in die Berge? Oder doch lieber Bierzelt? Die Entscheidung fällt nicht leicht. Am besten also Spagat zwischen Wiesn und Gipfel oder noch besser: Gipfel mit Wiesn! Und wenn der Gipfel dann auch noch „Kotzen“ heißt, dann drängt sich der Vergleich mit dem Oktoberfest geradezu auf.

Maßkrugdiebe und Milchkannenklauer werden ähnlich behandelt - Reste der vergangenen Almidylle

Nach etwa zwei Stunden Anstieg erreicht man von Fall am Sylvensteinsee aus die Kotzen-Niederalm – beziehungsweise das, was von ihr übrig ist. In den 1960er-Jahren wurde die Almwirtschaft hier oben aufgegeben, die Gebäude mussten abgerissen werden. Ofenkacheln, Matratzenfedern und rostige Milchkannen zeugen traurig von der arbeitsamen Vergangenheit hier oben.

Woher aber kommt der fragwürdige Gipfelname? Der Duden lässt es ahnen: Kotzen ist ein Überwurf aus rauer Wolle - und rau ist dieser Anstieg. Wer hier rauf möchte, der sollte nicht gerade erst einen feuchtfröhlichen Wiesn-Besuch hinter sich haben, denn der Weg ist komplett unmarkiert, die letzten 300 Höhenmeter geht es sogar völlig weglos, steil und rutschig über die Wiese auf den Gipfel. Orientierungssinn, Ausdauer und Trittsicherheit sind gefragt.

Dafür belohnt dann das Panorama – es ist überwältigend. Die letzten Nebelfetzen steigen wie Zuckerwatte über dem Sylvensteinsee auf. Am großen Campingparkplatz drunten geht’s zu wie im Flohzirkus. Wenn das Wetter passt, erkennt man von hier oben das Riesenrad und die große Achterbahn auf der Theresienwiese sogar ohne Fernglas. Da schmeckt zur Brotzeit dann auch das alte Lebkuchenherz vom letzten Jahr.

Markant: das Stierjoch - was sonst?

Vorbei am Hochleger führt dann ein schmaler Pfad am Grat entlang auf das Stierjoch an der bayerisch-österreichischen Grenze. Hier hat man fast die gesamten 1300 Höhenmeter der Tour hinter sich gebracht, nicht aber die gesamte Strecke: 12 der etwa 24 Kilometer liegen noch vor uns. Über den Delpssee führt der Weg - nun gut markiert - in steilen Serpentinen in die Krottenbachschlucht und zurück nach Fall. Am Abend fühlen sich die Knie an wie nach einigen Runden in der Krinoline. Aber schee war's wieder auf der Wiesn, oben am Kotzen ...

Info

Eine genaue Beschreibung der Tour gibt es zum Beispiel im Wanderführer „Wilde Wege –Bayerische Alpen“ von Mark Zahel, der beim Bergverlag Rother erschienen ist (www.rother.de ).

Karte: Kotzen im Karwendel

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Karte: Kotzen im Karwendel


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