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Kulturwanderung in Nepal Mandarinen-Haine und Shiva-Schreine im Bergland von Gorkha

Nepal ist das Land mit den meisten Achttausendern der Welt - acht an der Zahl. Himalaya-Trekking hier muss aber nicht immer in den Mount-Everest-Nationalpark oder zum Manaslu gehen, also in die Hochlagen, wo man schon gut zwei Wochen braucht, um sich zu akklimatisieren. Auch in Nepal ist die Corona-Pandemie noch nicht vorbei, doch mit einem negativen PCR-Test ist jetzt in der Trekking-Herbstsaison die Einreise wieder uneingeschränkt möglich, Geimpfte und Genesene müssen auch nicht mehr in Quarantäne.

Von: Christoph Thoma

Stand: 06.11.2021 | Archiv

Mandarinen-Haine und Shiva-Schreine im Bergland von Gorkha | Bild: BR; Christoph Thoma

Faszinierende Touren gibt es auch im nepalesischen Mittelgebirge, zum Beispiel Kultur-Wanderungen zwischen Kathmandu und Pokhara im Bergland von Gorkha. Hier führt Nepals erste Seilbahn führt über 1000 Höhenmeter hinauf zum Wunschtempel von Manakamana. Auf den heiligen Trubel folgt dann die ruhige Wanderung durch Mandarinen-Haine hinunter nach Abu Karini am Zusammenfluss von Marsyangdi und Ludi Khola.

Tempel der Wunschgöttin

Unablässig rumpelt der Verkehr zwischen Pokhara und Kathmandu auf dem einzigen „Highway“ Nepals. Am nahen Ufer des Trisul, wo der Rhododendron blüht, ist es ruhig. Frauen in roten Saris und Männer mit Hähnen und Ziegenböcken auf dem Arm stehen in der Warteschlange zur Manakamana-Seilbahn. Unser Local-Guide Suman Pant kauft die Tickets, die für Touristen deutlich teurer sind als für die einheimische Bevölkerung. 1000 Höhenmeter überwinden die silbernen Gondeln in fünfzehn Minuten. Es geht über und durch mehrere Dörfer. Gaby aus Bad Reichenhall stellt begeistert fest, dass es fast wie daheim ist: „Nur die Gondeln der Predigtstuhl-Bahn sind größer!“

Zum Dank brennen Räucherstäbchen

Hähne krähen, Glocken bimmeln in allen Tonlagen, der Duft von Räucherkerzen und Butterlämpchen liegt in der Luft. Vom Ausstieg der Gondelbahn sind es nur wenige gepflasterte Meter über die Dorfstraße zum Wunscherfüllungs-Tempel der mächtigen Göttin Manakamana, die dem Wallfahrtsort den Namen gibt. Die mächtige, zweistöckige Pagode wurde nach dem Erdbeben 2015 von Spenden wieder neu errichtet. Priester malen den Gläubigen die Tikka mitten auf die Stirn, ein Symbol für das „dritte Auge“, also für die erhoffte Erleuchtung. Der Buddhismus hat seinen Ursprung im viel älteren Hinduismus und war eigentlich nicht als Religion gedacht. Die Grenzen sind daher fließend.

Wir lassen den fromm-fröhlichen Trubel im Tempelhof hinter uns und machen uns an den Abstieg in Richtung Abu Karini. Der alte Pilgerweg ist teilweise aufwändig gepflastert. Welche Mühen muss es ohne Maschinen gemacht haben, an Steilstücken Treppen zu bauen. Vorbei an kleinen reismehl-roten Shiva-Schreien wandern wir durch Mandarinen-Haine. Hier gibt es die besten Mandarinen Nepals, sehr süß und mit dünner Schale, dazu Bananen mit Blattwerk, das an grüne klaffende Wunden erinnert.

Der Autor in Gorkha Gaun Ghar

Plötzlich tauchen am Horizont schemenhaft die eisigen Gipfelregionen von Annapurna und Dhaulagiri auf. Der Weg wird allmählich flacher. Bei der Durchquerung eines winzigen Dorfes, wo archaische Hakenpflüge an gekalkten Ziegelmauern lehnen, wollen Uli, Franzi und Hannes wissen, wovon die Bauern eigentlich leben und was das Leben hier kostet. Suman übersetzt: „Ein Zicklein kostet etwa 30 Dollar, ein zweijähriger Ziegenbock ist 150 bis 200 Dollar wert, ein ausgewachsener Gockel kostet etwa fünfzehn Dollar. Ein erwachsener Wasserbüffel ist für 800 bis 1000 Dollar zu haben!“ 1000 US-Dollar, das sind mehr als 100 000 nepalesische Rupien. Dafür bekommt man aber auch 5000 Eier.

Die Hängebrücke von Abu Karini

Nach drei Stunden voller Aussicht und Begegnungen mit vielen Fotostopps und Gesprächen erreichen wir eine Chautara, einen gemauerten schattigen Rastplatz unter dem heiligen Bodibaum, botanisch „Ficus Religiosa“, weil Gaudama Buddha, Prinz Siddharta, der in Lumbini im nepalischen Tiefland geboren wurde, unter so einem Bodibaum die Erleuchtung erlangt hat. Eine Händlerin verkauft Masalla-Tee und lauwarme Cola, ein alter, zahnloser Mann singt für uns ein Liebeslied, wie er sagt. Nun ist es noch eine halbe Stunde bis zur Hängebrücke von Abu Karini. Hier unten, 1000 Meter tiefer, am Zusammenfluss von Marsyandi und Ludi Khola ist es heiß und schweißtreibend. Die hundert Treppenstufen von der Brücke zum Dorfplatz werden zur Hürde. Aber der Bus holt uns gleich ab und wir fahren zur Lodge nach Gorka Gaun Gar. 

Unter Gebetsfahnen wandern

Der Marsyandi-Fluss kommt von den Bergen. Die unglaubliche Mühsal der Terrassenfelder-Bewirtschaftung beeindruckt, die Frömmigkeit der Menschen ebenso, auch die heitere Religiosität und die majestätische Landschaft mit den Achttausendern als allgegenwärtiger Kulisse. Zum Abschied singt der elfjährige Erik, ein guter aufgeweckter Schüler und Sohn unseres Freundes und Local Guides Suman Pant, der schon ein wenig Englisch und Deutsch gelernt hat, das vielleicht bekannteste nepalesische Volkslied „Resam firiri“. 

Die nepalesische Agentur „International Trekkers“ (INTREK) organisiert Wanderungen im Bergland von Gorkha. Als Quartier für die beschriebene Kulturwanderung bietet sich die herrlich gelegene und komfortable „River-View-Lodge“ bei Kurintar am Trisul-Fluss an. Weitere Informationen gibt es unter: www.welcomenepal.com oder www.everestlodges.com   

Karte: Die Lodge von Gorkha Gaun Gar

Interaktive Karte - es werden keine Daten von Google Maps geladen.

Karte: Die Lodge von Gorkha Gaun Gar


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