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Adelegg, Waldwildnis, Waldglas und die Wenger-Egg-Alpe Auf den Schwarzen Grat und ins historische Glasmacherdorf Schmidsfelden

Eine beliebte Frage unter bergaffinen Menschen ist: „Und – wo wart ihr am Wochenende unterwegs?“ Wenn Sie dann antworten: „Wir haben den Schwarzen Grat gemacht“, dann klingt das alpinistisch äußerst anspruchsvoll. Aber – falsch gedacht, der Schwarze Grat in der Adelegg ist eine leichte, hitze- und familientaugliche Wanderung mit grandioser Aussicht – und eine schöne Alpe zur Einkehr liegt auch am Weg.

Von: Andrea Zinnecker

Stand: 22.07.2023

Auf den Schwarzen Grat und ins historische Glasmacherdorf Schmidsfelden in der Adelegg - Waldwildnis, Waldglas und die Wenger-Egg-Alpe  | Bild: BR Andrea Zinnecker

Die Adelegg zwischen Kempten, Isny und Leutkirch ist eine Welt für sich - das dunkle Herz des Allgäus auf bayerischer wie württembergischer Seite, ein mächtiges, voralpines Wald-Areal mit tiefeingeschnittenen, schattigen Tobeln und Bächen, abgelegen, geheimnisvoll und immer noch wenig bekannt. Jahrhundertelang wurde hier Glas gemacht – hier im Allgäuer Pendant zum Bayerischen Wald.

Der Gipfel-Spielplatz

Vom Wanderparkplatz Batschen im Eschachtal wollen wir zur Alpe Wenger-Egg, über den Schwarzen Grat. Gut eineinhalb Stunden sind es bis zur Gipfelkuppe. Der Mischwald spendet Schatten. Oben auf der Waldlichtung des 1118 Meter hohen „Gipfels“ befindet sich neben den Aussichtsturm auch ein großer Spielplatz. Ein Muss ist die Besteigung des hölzernen Turms. Da wird der 1118 Meter hohe Schwarze Grat gleich noch etwas höher. Von oben sieht man in der Ferne den Bodensee, den Säntis, die Gipfel des Bregenzerwalds und der Allgäuer Alpen, davor Hochgrat und Hörnerkette und ganz nah fällt der Blick hinab auf das Einkehrziel: die Alpe Wenger Egg unterhalb des Raggenhorns, dass sich in einem kleinen Schlenker auch noch mitnehmen lässt, bevor dann die Brotzeit lockt.

Alpwirt Thomas Osterrieder sorgt für das leibliche Wohl und für gute Laune

Thomas Osterrieder und Mona Steinle bewirtschaften die Alpe Wenger Egg und verköstigen die Wanderer mit typischen Alpbrotzeiten vom Bergschinkenbrot und Käsbrot bis zum Sauren Käs und Kräuterquark. Ein Renner sind auch die selbstgemachten Kuchen aus Dinkelmehl, allen voran der Käskuchen und der Rüblikuchen. wer hier Spagetti, Schnitzel und Cordon Bleu sucht, ist fehl am Platze. Die jungen Wirtsleute setzen auf Regionalität und Nachhaltigkeit, alle Produkte kommen aus der unmittelbaren Umgebung. Die Alpe Wenger-Egg ist eine reine Jungvieh-Alpe und über 300 Hektar groß. Für die Hütte gibt es eigene Quelle, Wassermangel ist trotzdem ein Thema, sagt Thomas Osterrieder, denn der Ostwind trocknet die Weideflächen schnell aus. Der Alpboden ist gut, aber in 30 Zentimeter Tiefe kommt das Nagelfluhgestein hervor – „Herrgottsbeton“, wie man im Allgäu sagt.

Das Modell einer ehemaligen Glashütte

Von der Alpe Wenger-Egg geht es dann auf der anderen Seite des Rotbachtobels zurück zum Ausgangspunkt Batschen und vorbei am nachgebauten Modell einer ehemaligen Glashütte. Infotafeln erklären anschaulich das alte Handwerk. Hergestellt wurde hier vor allem Waldglas, also das ursprüngliche grüne Glas mit Lufteinschlüssen, das nicht geschliffen werden konnte.

So sah einst ein Schmelzofen aus

Wer in der Adelegg wandert, der stößt immer wieder auf die Spuren der Glasmacher. Am nordwestlichen Ende des Kürnach- und Eschach-Tals liegt das historische Glasmacherdorf Schmidsfelden. Hier kann man nach einer Wanderung noch mehr erfahren über die Tradition der Glasmacherei, Eine Straße und zwei Häuserzeilen mit bunt leuchtenden gläsernen Objekten – das ist Schmidsfelden. 1824 wurde das Dorf nur zum Zweck der Glasmacherei angelegt. Mittendrin steht die 17 Meter hohe Glashütte, in der es heute Schauvorführungen sowie ein Museum samt Museumsladen gibt.

Heute gibt es hier Schauvorführungen

Um 1670 begann in der Adelegg die Glasmacherei, erzählt der in Schmidsfelden lebende Glasmacher Stefan Michaelis. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es bei kirchlichen wie weltlichen Fürsten einen großen Bedarf an Glas, und in der Adelegg gab es ausreichend Holz und Quarzsand. Kleinbauern übernahmen das harte Tagwerk der Zulieferung und Glasherstellung. Noch mehr über das Leben und Arbeiten der Glasmacher lässt sich übrigens auf dem neuen Glasius-Weg erfahren. Der familientaugliche, rund fünf Kilometer lange Erlebnisweg führt von Schmidsfelden durch das Eschachtal nach Eisenbach und vermittelt auch viel von der Faszination an diesem alten und anspruchsvollen Handwerk.

Genaue Informationen zu den Öffnungszeiten des Glasmuseums in Schmidsfelden und zur Schauglasproduktion gibt es unter www.schmidsfelden.net


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