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Weiße Sterne überm grünen Inn Der Edelweißsteig auf die Fluchtwand

Nach der letzten Eiszeit ist es aus den zentral-asiatischen Hochsteppen in die Alpen eingewandert und nicht mehr wegzudenken aus der alpinen Flora, Romantik und Mythologie: das Edelweiß - auch bekannt als Wollblume, Bauchwehbleamerl, Irlweiß, Federweiß, Alpensterndl und Silberstern. Es steht streng unter Naturschutz und liebt sonnige, felsdurchsetzte Hänge wie zum Beispiel an der 2300 Meter hohen Fluchtwand bei Nauders am Reschenpass. Seit kurzem führt hier der „Edelweißsteig“, ein leichter Klettersteig, auf das gut 2300 Meter hohe Gipfelplateau der Fluchtwand.

Von: Andrea Zinnecker

Stand: 17.08.2023

Edelweißsteig: Die Fluchtwand | Bild: BR/Andrea Zinnecker

Der Zustieg zum Einstieg führt am Labaunbach entlang durch das wildromantische Valdigastei. Der Name ist rätoromanisch, Graubünden ist schließlich nicht weit entfernt von hier.

Robert Baldauf, Bike- und Wanderführer und zugleich der Postwirt aus Nauders

Aus dem Valdigastei führt der Steig durch lichten Bergwald hinauf zu den Bazahler Köpfen und weiter durch bunte Bergwiesen zur Fluchtwand. Schon unterhalb der grasdurchsetzen Felswand entdeckt Robert Baldauf, Bike- und Wanderführer und zugleich der Postwirt aus Nauders, die samtigen weißen Blütensterne. Dass sich das Edelweiß hier so wohl fühlt, hat auch mit dem „Engadiner Fenster“ zu tun, einer speziellen geologischen Gegebenheit. Urgestein, Kalkgestein und Bündner Schiefer treffen hier im Dreiländereck zwischen Österreich, Italien und der Schweiz aufeinander.

Die artenreichen Bergwiesen unter der Fluchtwand werden einmal im Jahr gemäht, das edelweißdurchsetzte Bergheu gilt als Heilmittel gegen Durchfall beim Vieh und ist ein Leckerbissen für die alpinen Milchlieferanten. Ein Augenschmaus und eine sportliche Herausforderung ist dagegen der Klettersteig durch die Fluchtwand mit 12 Trittbügeln und rund 200 Meter Drahtseilversicherungen. Auf den 130 Höhenmetern geht einem kein Licht, sondern ein „Stern“ nach dem anderen auf - trotzdem erfordert der kurze Klettersteig volle Konzentration, fällt das Gelände doch an die 1200 Höhenmeter steil nach unten ab.

Edelweiß soweit das Auge reicht ...

Wer’s nicht ganz so luftig mag, der nimmt den roten Wanderweg auf die Fluchtwand. Dieser so genannte Plattenweg ist bei Regen aber ebenfalls mit großer Vorsicht zu genießen, da die Schieferplatten ziemlich rutschig werden. Die dritte und einfachste Wegvariante führt von der Labaunalm auf breiten Bergwiesenwegen sozusagen von hinten auf die Fluchtwand.

Blick auf das Ortlermassiv

Oben auf dem 2328 Meter hohen, grasigen Gipfelplateau treffen dann alle drei Wegvarianten zusammen. Eine Brotzeit mitten im „Sternenreich“ der Gipfelwiese muss jetzt sein, auch um den herrlichen Rundumblick zu genießen, der im Norden bis zur Zugspitze und im Süden bis zum gletschergleißenden  Ortlermassiv und zur Bernina-Gruppe reicht. Nicht weniger atemberaubend ist der ungebremste Tiefblick auf der Westseite der Fluchtwand hinab bis nach Altfinstermünz am Inn.

Der Abschied vom Gipfel fällt schwer, doch es locken die hausgemachten Kuchen auf der Labaun-Alm und somit führt der Weg vom Augenschmaus zum Gaumenschmaus.

 

Karte: Edelweißsteig

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Karte: Edelweißsteig


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