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Interview // Dirtbikerin Gemma Corbera "Frauen müssen sich einfach trauen!"

Wenn der Dreck nur so spritzt und sie meterhoch durch die Luft fliegt – dann ist das genau ihr Ding. Die Spanierin Gemma Corbera ist die einzige Frau, die sich im Dirtbiken mit den Männern misst. Ihr Wunsch: mehr Bikerinnen!

Von: Jonathan Schulenburg & Carolin Schwarz

Stand: 14.06.2016 | Archiv

Gemma Corbera bei Masters of Dirt | Bild: delayedpleasure/Szymon Nieborak

Ob beim Vienna Air King oder bei den Masters of Dirt – die Leute sind erstmal überrascht, eine Frau unter den ganzen Typen zu entdecken. Die 24-Jährige Spanierin Gemma Corbera ist bisher die Einzige, die sich das traut. Mit 16 Jahren hat sie durch Zufall Dirtbikes entdeckt, seitdem trainiert sie täglich um irgendwann auch um Siege mitfahren zu können. Uns hat sie erzählt, warum das als Frau so besonders schwer ist und wovon sie für die Dirtbike-Szene träumt.

PULS Playground: Wie bist du zum Dirtbiken gekommen?

Gemma Corbera: Nicht auf dem ganz normalen Weg. Ich hab' früher viel Inlineskate-Kunstlauf gemacht. Als ich einmal mit meinen Rollerskates in La Poma in Barcelona war, habe ich die Bikes gesehen und mir gedacht: Wow, ich will so ein Bike!

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Eher crazy, ich brauche noch mehr Flow, aber ich denke, der wird auch noch kommen. Gerade übe ich in der Schnitzelgrube No Handers und Three-Sixties. Ich drehe einen Film mit anderen Fahrern zusammen  und hoffe, dass ich diese Tricks im Video machen kann.

Trainierst du jeden Tag?

Ja, aber das kommt auch immer auf das Wetter an. In meiner Heimatstadt Barcelona ist es oft zu windig, das ist nicht gut zum Biken. Wenn ich dann nicht das Bike nehmen kann, gehe ich halt ins Gym oder arbeite.

Fährst du eher allein, mehr mit Mädels oder mehr mit Jungs?

Meistens alleine, aber mit den Jungs ist es auch voll in Ordnung. Sie helfen mir, sagen, ob ich's versuchen soll oder ob es zu riskant für mich ist. Heute hat mir ein Freund vor einem Jump gesagt: „Gemma, warte eine Stunde bevor du fährst, der Trail ist nicht so gut für dich“, also habe ich eine Stunde gewartet, dann war es perfekt und nicht mehr so nass.

Du bist jetzt die einzige Frau beim 26trix, also einem Gold-Event der Freeride Mountainbike World Tour – wie fühlt sich das an?

Für mich ist es kein Unterschied zu anderen Contests: Ich bin immer mit den gleichen Jungs unterwegs. Ich sehe sie in jedem Wettbewerb, in La Poma, bei Silber-Events, bei Bronze-Events. Bei den Gold-Events ist es dann halt nur die Top Ten.

Wie reagieren die Leute auf dich?

Die Leute sind überrascht von mir, sagen: „Du bist so gut, du bist top“. Ich weiß nicht, warum es nicht mehr Frauen in dem Sport gibt. Mein Traum wäre: Mehr Frauen im selben Wettbewerb wie die Männer.

Woran könnte es liegen, dass sich so wenig Frauen of ein Dirtjump Bike setzen?

Ich weiß es auch nicht. Ich denke, Mädchen sollten sich einfach mal trauen zu springen. Es ist gar nicht so schwer. Im Downhill springen die Mädels ja auch, warum also nicht im Dirtjump?

Kannst du von deinem Sport leben?

Das ist ziemlich schwierig für mich. Ich bin das einzige Mädchen und die Sponsoren unterstützen mich nicht. Das ist scheiße! Ich kann nicht voll arbeiten und gleichzeitig trainieren und zu Contests fahren. Ich arbeite vormittags, um wenigstens die Flüge zahlen zu können. Ich bräuchte mehr Hilfe.


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