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Zur letzten "Daily Show" Bye Bye, Jon Stewart!

Jon Stewart war mit seinen Fake-News in der "Daily Show" das Gesicht des guten Amerika. Jetzt hat er die Show zum letzten Mal moderiert. Unsere Autorin sagt nur halb im Scherz: Jon Stewart war zeitweise der wichtigste Mann in ihrem Leben.

Von: Ann-Kathrin Mittelstraß

Stand: 06.08.2015 | Archiv

Jon Stewart Abschied | Bild: picture-alliance/dpa

Meine Jon-Stewart-Verehrung hat 2008 so richtig angefangen. Ich war damals mitten im Studium - amerikanische Kulturgeschichte - und die USA mitten im Wahlkampf. Barack Obama versus John McCain - und: dessen unsägliche Vizekandidatin Sarah Palin.

Allein dass eine Person wie Sarah Palin - stockkonservative, waffenvernarrte Hockey-Mom mit eher begrenzter Allgemeinbildung - Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner war, zeigt, wie absurd es zuweilen in der amerikanischen Politik zugeht. Als Studentin, die sich damit jeden Tag auseinandersetzen musste, hätte ich weinen können. Wenn da nicht Jon Stewart gewesen wäre und seine "Daily Show". Mit seiner Mischung aus Satire und Journalismus hat Stewart diesen ganzen Irrsinn immer auf den Punkt gebracht. Etwa beim Irak-Krieg: angezettelt unter George W. Bush, der damals darauf beharrte, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besäße. War dann doch nicht so.

So ist er, der Jon. So scharfzüngig und schlau, dass ich am Ende doch immer lachen musste, auch wenn es eigentlich bitter war. Jon Stewart hat immer gerne den Clown gespielt, etwa wenn er die Lache von George W. Bush imitiert hat, oder wenn er sich über seine eigene Körper-"größe" von 1,69 lustig gemacht hat. Aber am stärksten war er immer dann, wenn der Humor Pause hatte.  Wenn auch ich zu Hause vor meinem Laptop spüren konnte, wie sehr er eigentlich an das "gute Amerika" glaubt, und wie es ihn umtreibt, wenn Politiker und ultrakonservative Medien wie Fox News dieses Vertrauen zerstören. So wie zuletzt nach dem Attentat in Charleston, South Carolina.

16 Jahre lang war Jon Stewart der Host der "Daily Show". Er hat kommentiert, parodiert und mobilisiert. Auch mich. Das klingt jetzt vielleicht irre, aber: Wegen Jon Stewart bin ich 2010 nach Washington geflogen und auf eine Demo gegangen. Seine Demo, die "Rally to Restore Sanity", mit der er Amerika verdammt nochmal wieder zur Vernunft bringen wollte. Das Tea-Party-Amerika, in dem Obama bei Fox News im einen Moment mit Hitler verglichen und im nächsten zum Sozialisten gemacht wurde, weil er eine Krankenversicherung für alle einführen wollte. Über 200.000 Menschen kamen zur Demo. Und ich.

Die "Rally to Restore Sanity" hat sich sogar für mich als Nicht-Amerikanerin so richtig angefühlt, dass ich immer noch stolz bin, damals dabei gewesen zu sein. Das war er für mich: der Beweis dafür, dass es das "gute Amerika" gibt, jenseits der Klischees und jenseits derer, die die öffentliche Meinung für sich beanspruchen, nur weil sie laut schreien. Jon Stewart hat mich zwischen dem lustigen und traurigen Irrsinn immer wieder an dieses "gute Amerika" glauben lassen. Er ist für mich ein ganz großer Teil davon und ich werde ihn unfassbar vermissen.


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