In Lederhosen um die Welt "In chinesischen Parks hat das schon für Verwirrung gesorgt"

Christian Langer aus Erdweg bei Dachau ist in Lederhosen auf Weltreise. Im Interview erzählt er uns, warum die Krachlederne die perfekte Reisehose ist und warum bayerischer Schnupftabak in der Mongolei gut ankommt.

Von: Hannah Heinzinger

Stand: 25.04.2019 | Archiv

Christian Langer in Lederhosen auf chinesischer Mauer | Bild: Christian Langer

Nach ein paar Jahren als Marketer bei einem Golfverband hat Christian Langer den dringenden Wunsch nach Luft- und Klamottenveränderung gespürt: Also hat der 24-Jährige im März die Tweed- gegen seine Lederhosen eingetauscht und sich auf Weltreise begeben. Sein Ziel: Mehrere Klimazonen erkunden und nebenbei etwas bayerische Beinkleidtradition in die Welt tragen. Für die Minusgrade in Sibirien musste aber eine lange Skiunterhose drunter.

PULS: Die erste Frage liegt wohl auf der Hand: Warum eine Weltreise in Lederhose?

Christian Langer: Ich wollte etwas machen, was nicht jeder schon gemacht hat. Es gibt ja keinen Flecken auf der Welt, wo nicht schon jemand hingereist ist. Also warum nicht einfach mal dabei eine Lederhose anhaben und schauen, wie die Leute darauf reagieren? Das war der Grundgedanke dahinter.

Und wie kommt deine Lederhose bis jetzt an?

Also auffallen tue ich damit auf jeden Fall. Es kommt immer drauf an, wo man ist. In den Städten wird man entweder ein bisschen belächelt oder die Leute schauen hin. Wenn man dann zurückschaut, dann schauen sie ganz schnell wieder weg. Aber wenn man in ein bisschen ländlicheren Gegenden unterwegs ist, zum Beispiel in China, wo die Leute teilweise auch noch traditionelle Kleidung tragen, die sind dann schon interessiert. Die Fragen dann meistens, aus was für einem Leder die ist, ob man das bei uns jeden Tag anzieht - und es gab auch schon ein paar Leute, die die Lederhose mal anprobieren wollten, um zu sehen, ob die bequem ist.   

 Wer hatte denn die Lederhose jetzt schon alles an?

Direkt am Anfang waren wir – also ich und Johannes, ein Freund, der mich die ersten Wochen noch begleitet hat – in Moskau. Da haben wir zwei ehemalige Soldaten kennengelernt, die bei der Annektion der Krim dabei waren. Mit denen haben wir auf einem Spielplatz vor dem Kreml Wodka getrunken und der eine wollte meine Hose dann auch unbedingt anprobieren und ein Foto damit machen. Im Süden von China wo es ganz viele Reisfelder gibt, an der Grenze zu Myanmar und Vietnam, da waren die Leute dann eher dran interessiert, ob die Hose bequem und robust ist und zum Arbeiten taugt.

Gab es noch andere Momente in denen du die Lederhose ausgezogen hast?


In Sibirien, da musste ich sie leider ein paar Mal gegen eine lange Hose tauschen oder noch eine Skiunterhose drunterziehen. Am Baikalsee hatte es teilweise -15 Grad und das war dann echt zu kalt – vielleicht hätte ich doch eine lange Lederhose auf die Reise mitnehmen sollen!

Also hast du tatsächlich nur eine einzige Lederhose? Keine zweite Garnitur?

Nein, nur die eine! Das ist ja das schöne an der Lederhose, die ist so robust, dass man sie nicht wechseln muss. Vom Gewicht her wären mehrere Lederhosen auch echt unangenehm geworden. Ich habe meine Lederhose, noch eine Badehose in Lederhosenoptik, ein paar T-Shirts und eine lange Hose. Aber jetzt bin ich gerade in Bali und hier werde ich die lange wohl nicht brauchen.

Es ist ja schon ein Statement für Tradition, in bayerischer Tracht durch die Welt zu fahren. Was bedeutet denn die Lederhose für dich?

Ich sehe es gar nicht so als kulturelles Statement. Vor 150 Jahren hat bei uns ja auch fast niemand Lederhosen angehabt, außer zum Arbeiten vielleicht. Ich finde, eine Lederhose ist eine schöne Hose: bequem, praktisch und für jedes Wetter geeignet. Einfach die perfekte Reisehose, die kann man überall anziehen! Und daheim hat man sie doch viel zu selten an – zumindest meine Generation. Und wenn ich ein Stückchen Heimat mit dabeihaben kann, dann mit der Lederhose.

Ist die Lederhose das einzig bayerische, was du aus der Heimat noch dabei hast?

Nein, ich hab noch Schafkopfkarten und Schnupftabak dabei! Der Schnupftabak ist vor allem in der Mongolei sehr gut angekommen. Die haben da nämlich auch eine Schnupftabak-Tradition. Wenn die Nomaden sich treffen, tauschen sie gegenseitig ihre Schnupftabakflaschen aus – und dementsprechend groß war dann das Interesse an unserem Schnupftabak. Den haben wir dann getauscht, aber ich muss sagen, der bayerische Schnupftabak ist schon schöner. Die Schafkopfkarten sind auch ganz gut angekommen, die stiften allerdings auch immer ein bisschen Verwirrung, weil sie in anderen Farben sind. Wir haben da mehrere Sets dabeigehabt. Eins haben wir einem russischen Öl-Plattform-Arbeiter geschenkt, den wir in der transsibirischen Eisenbahn kennengelernt haben. Und der hat sich so gefreut, dass er uns sein riesengroßes Klappmesser geschenkt hat – das wurde dann allerdings in China gleich am Bahnhof wieder konfisziert.

Wenn du nicht gerade um die Welt reist, hast du noch eine Band, Kandinsky, zu Hause in Dachau. Kommst du auf der Reise denn ohne Musik aus?

Auf gar keinen Fall komme ich ohne Musik aus! Ich habe eine Gitarrlele dabei, das ist eine Gitarre in Ukulelengröße mit sechs Saiten und immer wenn mir danach ist, spiel ich ein bisschen. In China wurden wir mal zu einem riesigen Jam eingeladen und haben dann mit Australiern, Amerikanern und chinesischen Rappern zusammen auf der Bühne gestanden. Das war sehr cool. Mit Johannes hab ich aber auch öfter mal ein bisschen Stubenmusik gespielt – einfach, weil wir das ganz gern mögen. Und wir haben auch einen eigenen kleinen Landler geschrieben – das hat dann in chinesischen Parks immer für ein bisschen Verwirrung gesorgt.

Wie geht es jetzt noch weiter bei dir?

Ich bin seit sechs Wochen unterwegs und gerade in Bali. Danach geht's nach Neuseeland, danach nach Südamerika, da möchte ich mir ein paar Städte anschauen wie Buenos Aires und Montevideo. Danach New York und danach mache ich noch einen Roadtrip mit einem Freund durch Kanada. Das wird dann so Ende Juni der Abschluss der Reise. 

Was passiert mit deiner Lederhose, wenn du wieder zu Hause bist? Kommt sie eingerahmt an die Wand?

Ich glaube, die wird mehr denn je genutzt! Ich habe mich so in meine Lederhosen verliebt, dass ich sie auch zu Hause viel öfter tragen will.

Wer noch mehr Fotos und Geschichten von Christian und seiner Lederhose sehen will: Auf dem Blog inlederhosenumdiewelt.de dokumentiert er seine komplette Reise.

Sendung: PULS vom 24.04.2019 ab 15 Uhr