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Ruhmeshalle The Zombies - Odessey & Oracle

Fast alles ist bei den Zombies falsch gelaufen, sogar den Titel ihres Meisterwerks "Odessey & Oracle" verdanken sie einem Schreibfehler. Glück nur, dass das Album und jeder einzelne Song darauf rundum perfekt sind.

Von: Matthias Leitner

Stand: 21.01.2011 | Archiv

Die britische Sixties-Boyband The Zombies (Scan aus dem "Begin Here"-CD-Booklet) | Bild: Repertoire Records

Der Schreibfehler ist Legende: "Odyssey & Oracle" hätte es heißen sollen - Odyssey mit "y" - doch der Grafiker hat es verpatzt und so wurde "Odessey & Oracle" daraus - Odessey mit "e". Egal, als das Album 1968 herauskam, waren die Zombies ebenfalls schon Legende - aufgelöst wegen Erfolglosigkeit. Den Aufschwung ihrer posthumen Single-Auskopplungen "Care Of Cell 44", "Time Of The Season" und "Friends Of Mine" haben die Zombies nur noch aus dem vorzeitigen Ruhestand mitverfolgen können.

Nicht ihre Zeit

Für das Scheitern der Zombies gibt es vor allem zwei Gründe - das eher unsexy Schulbuben-Image, zu bewundern auf allen Fotos der Band, und: schlechtes Timing. Nach den Beatles, nach dem Album "Pet Sounds" von den Beach Boys, fahren die Zombies mit einem Sound auf, der zwar eigenständig, aber doch auch deutlich von den Beatles und eben "Pet Sounds" inspiriert ist. Noch bevor die Doors richtig durchstarten, spielt Keyboard-Zombie Rod Argent auf eine Art, die dem Doors-Keyboarder Ray Manzarek garantiert gefallen hat. Aber dem bösen Image und der unheimlichen Aura der neuen Rock'n'Roll-Größen konnten die Zombies nur ihren finsteren Namen entgegenhalten. Passend dazu war dann 1968 auch das Jahr, in dem der Horrorklassiker "Night Of The Living Dead" den Zombie als Filmfigur populär gemacht hat. Damit wären wir aber schon wieder bei dem Image-Problem: Denn wer würde bei Songs wie "A Rose For Emily" an eine Horde untoter Kannibalen denken?

Nach ihrer Zeit

The Zombies - "Odessey & Oracle" (Cover)

Erst in der Rückschau werden die Zombies mit Ruhm und Ehre bedacht und 2005 wird ihnen sogar ein handfestes Denkmal gesetzt: Der dänische Regisseur Thomas Vinterberg verziert mit den Songs von "Odessey & Oracle" seinen Film "Dear Wendy". Ihre Musik begleitet das aufkeimende Selbstbewusstsein einer Gruppe jugendlicher Loser, die sich dem "bewaffneten Pazifismus" verschrieben haben. Bewaffneter Pazifismus, das klingt nicht nur paradox, sondern mündet in "Dear Wendy" auch in einer handfesten und blutigen Katastrophe. Im finalen Shootout verwendet Vinterberg keine Musik, doch die Songs der Zombies sind der perfekte Soundtrack für ein anfängliches Erwachen der Lebenskräfte, für puren Enthusiasmus und Freude.

Für unsere Zeit

The Zombies werden nicht als Loser in die Musikhistorie eingehen. Sie waren einfach zur falschen Zeit, mit falschem Image und falsch geschriebenem Albumtitel am richtigen Ort. Soviel ist klar: Ohne "Odessey & Oracle" hätten Musiker wie Beck, Elliott Smith oder The Decemberists eine Inspirationsquelle weniger und die Welt wäre ein ordentliches Stückchen ärmer.


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