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Vorgestellt // Benjamin Gibbard Weil er es kann

So wie Death Cab For Cutie klingen würden, wenn ihnen das Stadion egal wäre: Benjamin Gibbards Soloplatte ist ein Schritt zurück in die richtige Richtung. Und wird uns beim on3-Festival verzaubern.

Von: Laury Reichart

Stand: 08.10.2012 | Archiv

Nur mal so: Ist Benjamin Gibbard noch ganz sauber? Nimmt unter dem Pseudonym Postal Service eine DER Platten der letzten 20 Jahre auf - und hat auf Twitter als Claim: "FAQ answered - there are no plans for a 2nd Postal Service record". Hat gerade irgendwie keinen Bock, mit seiner weltberühmten Band Death Cab For Cutie eine neue Platte zu machen. Liebt dafür Marathonlaufen. Und nimmt jetzt einfach eine Platte unter seinem bürgerlichen Namen auf - den fast niemand kennt.

Well, dieser Benjamin Gibbard ist eben einer dieser Typen, der macht, worauf er Lust hat: weil er es kann. Und mal ganz unter uns: weil es Sinn macht. Mit Death Cab For Cutie hat Gibbard sich über die Jahre ein liebevolles Stadionrockmonster gezüchtet: Klingt zwar schön, muss aber in erster Linie den Mainstream bedienen und abliefern. Benjamin Gibbards Soloprojekt ist jetzt eine Art Ausweg: Hier kann er sich austoben, hier kann der Hall auf der Stimme auch einfach mal Feierabend machen. Das Album "Former Lives" enthält Songs, die Gibbard über einen Zeitraum von acht Jahren geschrieben hat. Eine lange Zeit, oder wie er selbst sagt: "Three relationships, living in two different places, drinking then not drinking. They're a side story, not a new chapter."

Überraschend offen plaudert Gibbard auf "Former Lives" über sich und sein Seelenleben, arbeitet zum Beispiel in seinem Song "Bigger Than Love" extrem offenherzig seine Trennung von Zooey Deschanel auf. Den Coup, die Verflossene selbst singen zu lassen, landet er zwar nicht. Aber Aimee Mann ist ja auch nicht schlecht... "Former Lives" lässt uns sehnsüchtig auf die Konzerte von Benjamin Gibbard warten - so klang Death Cab For Cutie damals im kleinen Club. Ohne großes Getue.


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