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ARD-Doku "Dirty Little Secrets" Dieser LoFi-Musiker lebt von Spotify-Streams - mit fünf Songs pro Woche

Monatlich wird er rund zehn Millionen Mal gestreamt. Musiker Norman Dück schafft etwas, das vielen etablierten Artists nicht gelingt: von Spotify-Streams zu leben. Für die neue ARD-Doku "Dirty Little Secrets" hat er - neben vielen anderen Künstler*innen - alles offen gelegt.

Von: Lennart Bedford-Strohm und Sammy Khamis

Stand: 31.05.2023

Der Neo-Klassik-Komponist Norman Dück. | Bild: Norman Dück

Bevor er sich an sein E-Piano setzt, um einen neuen Song zu komponieren, macht sich Norman Dück „als allererstes mal einen Kaffee“. Danach schmeißt er seinen Rechner an, erzählt er: “Ich öffne mir ein leeres Projekt und schreibe das nächste Stück“. Norman macht Mood Music, wie er sagt. Musik zum Entspannen, Relaxen oder nebenbei Hören. In der Regel sind das klassische Klaviermusik oder LoFi-Sounds.

Fünf Songs pro Woche, das sei sein durchschnittliches Pensum. Auf Spotify kommt er - Anfang dieses Jahres – auf „zehn bis zwölf Millionen Aufrufe“. Und das pro Monat. Seit 2014 lädt Norman Dück seine Stücke auf Spotify hoch. Anfangs noch ohne großen Erfolg. Für die Doku-Serie „Dirty Little Secrets“ gewährt er Einblick in seine Streamingzahlen. Noch 2020 hatte er lediglich 400 Streams pro Tag.

50.000 Streams pro Tag

Er habe sich damals angeschaut, was andere Musiker besser machen als er: „Dann bin ich reingegangen und habe mir zum Beispiel „Peaceful Piano“-Playlist rausgenommen und habe die Playlist einfach rauf und runter gehört.“ Dabei habe er gemerkt, dass “meine Produktionsqualität lange nicht auf dem Niveau ist“.

Norman Dück bei der Arbeit.

Er habe also an seiner Qualität gearbeitet. Bis Ende 2020. Dann wird ein Song von Norman Dück zum ersten Mal in der Peaceful Piano-Playlist gelistet. „Ich dachte, das wäre ein Witz“, erinnert sich Norman. Ist es aber nicht. Spätestens ein Blick in seine Streamingabrufe verdeutlicht das. Von anfangs 400 schießen die Streams hoch. Erst auf 27.000, später auf 50.000 pro Tag.

Er ist die absolute Ausnahme

„Das erste Mal eine offizielle Platzierung zu bekommen ist etwas ganz Besonderes, weil es die industrielle Bestätigung ist, dass das, was du tust, auch wirklich gut ist“, erklärt Norman. Er will nicht öffentlich sagen, wie viel Geld er mit Spotify genau verdient. Er veröffentlicht in der Regel ohne Label, kann also den Hauptanteil seiner Streaminggelder behalten.

"Ich kann von Spotify leben. Auf jeden Fall. Ich kann sehr gut davon leben. Ich habe mehr, als ich brauche"

Norman Dück, heute

Damit ist Norman eine absolute Ausnahme. Spotify selbst veröffentlicht dazu auf der konzerneigenen Homepage „loud & clear“ seit 2021 Zahlen. Laut Spotify generieren nur rund 17.800 Berufsmusikerinnen- und musiker mehr als 50.000 US-Dollar pro Jahr. Von diesem Umsatz müssen sie aber in der Regel einen Großteil an das Label abgeben – oftmals bis zu 80 Prozent.

Sterne-Menü oder Fast Food Burger?

Der Rapper Chefket.

Für „Dirty Little Secrets“ versammelten sich neun etablierte Musikerinnen und Musiker an einem Tisch, um sich über das Geschäftsmodell Spotify auszutauschen. Darunter auch der Rap-Musiker Chefket. Er brauche für ein Album ein bis zwei Jahre: „Ich muss erst mal reflektieren: Was will ich überhaupt ausdrücken? Kann ich der Gesellschaft etwas beitragen? Kann ich Seelen berühren?“ Doch in der Streaming-Ära würde von „einem erwartet, dass man so Fast Food Burger macht, der paar Minuten schmeckt. Aber wir wollen so ein Sterne-Menü für die Seele schaffen“.

Norman Dück dagegen hat sich mit seiner Arbeit komplett auf Streaming eingestellt: “Das ist einfach ein komplett anderes Arbeiten als bei einer Band, wo man dann zu fünft oder zu sechst ein Stück ausarbeitet”, sagt er. “Ich bin alleine. Ich weiß ganz genau, wo ich hinmöchte.” Wenn er eine Idee im Kopf habe, dann entwickele sich das superschnell. Den Spotify-Playlisten, Millionen Hörern und Normans Kontostand gefällt das.

Die ganze Doku "Dirty Little Secrets" gibt es ab jetzt hier kostenlos in der ARD Mediathek zu sehen.