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Mr Wing Commander Der Computerspielegott Chris Roberts

Chris Roberts. Erfinder von "Wing Commander", eine Computerspiel-Serie im Weltraum aus den frühen Neunzigern. Süchtig machend! Jetzt hat Chris Roberts hat ein neues Spiel entwickelt - und über Crowdfunding finanziert.

Von: Christian Schiffer

Stand: 21.08.2014 | Archiv

Wing Commander, Logo des Computerspiels | Bild: Origin Systems

"Ich hätte einen Deal mit Intel abschließen sollen! Es tut mir echt Leid, dass Du Dir wegen mir einen 386er kaufen musstest, aber Du hattest bestimmt Deinen Spaß damit!"

Chris Roberts

Jaja, danke. Über 20 Jahre habe ich auf diesem Moment gewartet, darauf, dass ich endlich Chris Roberts gegenüber sitze und er sich endlich meinen knallharten Vorwürfe stellen muss. Mit dem Intel-Deal meint er eine Gewinnbeteiligung am Reibach mit Prozessoren. Denn nur wegen ihm habe ich und Hunderttausende andere mir damals einen 368er kaufen müssen! Mit 40 Megaherz! Und VGA-Grafikkarte! Damit sein Weltraumabenteuerspiel "Wing Commander" überhaupt läuft !

Alles für den Weltraumspaß

Chris Roberts stellt sein "Star Citizen" 2012 vor.

Chris Roberts war damals bei mir in der Schule verehrt und gefürchtet zugleich. Verehrt deswegen, weil seine "Wing Commander"-Spiele damals so unglaublich gut aussahen. Gefürchtet deswegen, weil sie nur auf High-End PCs liefen, die noch niemand hatte. Da hieß es buckeln, sparen, betteln, damit irgendwann ein neuer Rechner im Zimmer stand.  

Am Ende lief das Weltraumspiel dann endlich auch bei mir, wenngleich natürlich total ruckelig. Und jetzt: „Ich hätte einen Deal mit Intel abschließen sollen!“ Ha. Ha.

Game-Pause

Chris Roberts hat dann irgendwann aufgehört, Computerspiele zu machen. Das traf sich gut, so hatten man dann auch mal Zeit zu studieren. 

"Damals hat sich die Computerspielindustrie stark gewandelt. Plötzlich war man Teil eines großen Konzerns und musste riesige Produktionen stemmen. Damals habe ich tatsächlich meine Leidenschaft für Computerspiele verloren und ich wollte nicht einfach nur wegen  des Geldes dabei bleiben. Dann habe ich beschlossen: Ach, dann mache ich eben Filme!"

Chris Roberts

 „Dann mache ich eben Filme!“. Es hat schon bessere Ideen gegeben. 1999 erscheint der „Wing Commander“-Film, Chris Roberts führt Regie, der Streifen fällt gnadenlos durch, an den Kinokassen und bei den Kritikern. Mir gegenüber erklärt Roberts lang und breit, warum es nichts werden konnte mit „Wing Commander“ dem Film: Zu wenig Zeit, zu viel Druck, zu wenig Geld, der Produzent und nochmal: Zu wenig Zeit. Später produziert er noch weitere Filme unter anderem „Lord of War“ mit Nicolas Cage, okaye Streifen allesamt.

Return of the Idol

Star Citizen | Bild: Roberts Space Industries

Logo von "Star Citizen".

Jetzt ist Chris Roberts wieder da. Und wie. Vor zwei Jahren kündigt er ein Spiel an. „Star Citizen“ heißt es und es ist ein Weltraumspiel, was denn auch sonst. Und er bittet um Geld, um das Projekt finanzieren zu können. Bis heute sind dabei 49 Millionen Dollar zusammengekommen. 49 Millionen Dollar. Das Spiel wird größer und größer, Chris Roberts arbeitet an einem Computerspiel, das es so vielleicht noch nicht gegeben hat. Und eine riesige Community an Finanziers schaut ihm dabei über die Schulter:

"Es ist eine andere Art Computerspiele zu machen. Früher haben wir drei Jahre lang niemandem was  gezeigt von unserem Spiel, irgendwann ging man dann auf eine Messe und wenig später kam dann das Spiel raus. Jetzt ist die Öffentlichkeit bei der Produktion dabei und das ist ziemlich cool."

Chris Roberts

49 Millionen Dollar. Was macht man damit? Klar, man kann Raumschiffe designen lassen und Planeten und Raumstationen und Galaxien, dazu Kometen, Sternennebel, Monde und noch mehr Raumschiffe. Aber was macht man mit den paar Millionen, die dann noch übrig bleiben? Chris Roberts lässt sich inspirieren aus seiner Zeit beim Film: 

"Wenn man in einem Film ein Büro sieht, dann sieht das eben aus wie ein Büro. Im Film wird sehr viel mehr auf Details und Glaubwürdigkeit geachtet. Und das versuchen wir nun auch in Star Citizen: Die Raumschiffe werden beispielsweise extrem detailliert dargestellt, so detailliert, dass man glaubt, sie anfassen zu können."

Chris Roberts

Und so wird "Star Citizen" vor Details überborden. Es wird ein Megaspiel. Ein monumentales Raumschiffepos, das die Grenzen dessen, was auf dem PC möglich ist, erneut verschiebt  – und meinen Rechner in die Knie zwingen wird. Chris Roberts macht wieder Computerspiele. Und ich fange wieder an zu buckeln, zu sparen und zu betteln. Wie heißt es doch noch? "Ich hätte einen Deal mit Intel abschließen sollen!" Ha. Ha.


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