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100 Jahre Alpines Museum Dürerblatt & Durchzugflügelnagel

Vor 100 Jahren, am 17. Dezember 1911, wurde auf der Praterinsel in München das Alpine Museum eröffnet.

Stand: 17.12.2011 | Archiv

100 Jahre Alpines Museum | Bild: alpenverein.de

Schon 1908 hatte der Deutsch-Österreichische Alpenverein beschlossen, sowohl in Innsbruck als auch in München zwei Alpine Museen einzurichten, um den Menschen die Berge näherzubringen und den Alpinismus und seine Geschichte zu dokumentieren. Aus dem „Cafè Isarlust“ in München, das seit 1887 als Ausflugsrestaurant mit Musikpavillon direkt an der Isar stand, wurde das Alpine Museum. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört, lag dann lange Zeit brach und wurde 1996 wiedereröffnet. Heute ist es nicht mehr wegzudenken aus der Münchner Museumslandschaft.

„Eis- und Felstechnik“

Die Dauerausstellung im Alpinen Museum umfasst 300 Objekte, jedes Jahr kommen an die 25.000 Besucher. In den ersten Jahren nach der Eröffnung waren es rund 100.000 Besucher, unter ihnen auch illustre Gäste wie König August von Sachsen. Das Alpine Museum war eine echte Attraktion und ein Muss für jeden Bergsteiger zur Tourenvorbereitung, waren hier doch 120 Reliefs von allen wichtigen Gebirgs-Gruppen ausgestellt, unter anderem das berühmte Westalpen-Relief und eine 4 Meter hohe Eiswand - das Wiesbachhorn „en miniature“. Auch das 10 Quadratmeter große Nanga-Parbat-Relief zog viele Alpinisten ins Museum, da ab den 1920er-Jahren das Extrem- und Expeditionsbergsteigen seinen Aufschwung nahm. Auch die Militarisierung des Bergsteigens unter der Hakenkreuzfahne und das Propaganda-Pathos hat sich damals im Alpinen Museum gespiegelt, wurde hier doch auch eine „Weihestätte“ für Willo Welzenbach und die anderen Teilnehmer der von Willy Merkl geleiteten Nanga-Parbat-Expedition eingerichtet.

Schenkungsurkunde der Stadt München

Stand zu Beginn neben dem nationalen auch der wissenschaftliche Impetus im Vordergrund, so ist es heute der museumspädagogische Aspekt. Naturerlebnis mitten in der Stadt und direkt an der Isar, die wie kaum eine andere Ader das Gebirge und München verbindet. So gibt es auch den museumspädagogischen Kurs „Isar-Kiesel“, in dem Kinder Steine zerklopfen dürfen, die vom Karwendel in der Isar bis hierher gespült worden - und im Garten des Alpinen Museums lässt es sich herrlich bouldern.

Das Alpines Museum um 1915

Im Depot des Alpinen Museums schlummern 200 alpine Gemälde, 4000 graphische Blätter und über 3000 Ausrüstungs- und andere Sachgegenstände. Das älteste Objekt ist eine Graphik von Albrecht Dürer aus dem frühen 16. Jahrhundert. Es zeigt die Heimsuchung Mariens und im Hintergrund das Gebirge als Ideallandschaft. Der zweite große Museumschatz ist die Zugspitzkarte aus der Zeit um 1725 und aus einem privaten Nachlass. Weil die Karte das Reintal zeigt, das Tal damals aber mit „h“ als „Rheintal“ geschrieben wurde, kam es zu einer falschen Archivierung und die Karte wurde dem Flusstal des Rheins zugeordnet. Erst vor einigen Jahren wurde dieser Fehler bemerkt und zur großen Überraschung auf dieser Karte eine gestrichelter Weg auf den Gipfel der Zugspitze entdeckt sowie eine Zeitangabe, wie lange man vom Zugspitzplatt „uff den Zugspitz“ benötigt – laut Museumsleiterin Friederike Kaiser durchaus ernstzunehmende Hinweise, dass die Zugspitze vielleicht schon rund 100 Jahre früher bestiegen wurde als gemeinhin bekannt ist.

Handzettel mit dem Aufruf im April 1949

Das museale Reich der Archivarin Martina Sepp ist das Depot im Dachboden. Es ist auf Zuwachs ausgerichtet und hat erst kürzlich Ausrüstungsgegenstände von Alexander Huber bekommen. Wenn allerdings das 250.Paar Wanderschuhe aus den 30er-Jahren eintrifft, muss Martina Sepp dankend ablehnen. Ebenfalls nicht so ganz erfreulich ist das Duft-Spektrum im Depot zwischen all den Schuhen und der Kleidung von anno dazumal. Der Geruch ist das eine, die Konservierung das andere. Schimmel, Rost und Holzwurm sind ungebetene Gäste im Depot und haben weder im Aschenbrenner-Pickel noch in der Dülfer-Pfeife oder im Winkler-Tagebuch etwas zu suchen.

Plakat zur „Ersten Alpinen Kunstausstellung“ 1950

Morgen (Sonntag, 18. Dezember) feiert das Alpine Museum sein rundes Jubiläum. Um 11 Uhr wird die Geburtstagstorte angeschnitten, bis 13 Uhr spielt die Veterinary Street Jazz Band mit New Orleans Jazz im Stil der 20er- und 30er-Jahre zum Frühschoppen auf.

Um 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr gibt es „Ent-Führungen“ ins Museum. Und wer es zusammen mit seiner Begleitung auf 100 Jahre bringt oder auf 100 Jahre Mitgliedschaft im Alpenverein, kann attraktive Preise gewinnen.


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