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Lärm Warum uns manche Geräusche nerven

Es gibt Geräusche, die nerven einfach. Das kann ein tropfender Wasserhahn sein oder eine Mücke, die einem um die Ohren kreist. Aber warum empfinden wir diese Geräusche als nervig? Ein Experte klärt auf.

Stand: 21.11.2023

Eine Frau hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Ohren zu. | Bild: mauritius images / Prostock-studio / Alamy / Alamy Stock Photos

Den einen stören sie mehr als den anderen - und dennoch gibt es bestimmte Geräusche, die uns beinahe alle aus der Haut fahren lassen. Im Gespräch mit BAYERN 1 erläutert Dr. Christoph Reuter, Universitätsprofessor für Systematische Musikwissenschaft an der Universität Wien, warum das so ist und welche Geräusche das sind.

Nervige Geräusche

Auf viele Geräusche reagieren wir sehr ähnlich. So werden in den meisten Fällen quietschende Geräusche als unangenehm empfunden und breitbandige, rauschende Geräusche in langsamen Perioden - zum Beispiel leichter Wind, der durch die Blätter weht oder sanfte Wellen am Strand - werden als angenehm empfunden. Und es gibt auch eine Art Hitparade der unangenehmsten Geräusche, erklärt Prof. Dr. Reuter. Hier werden die ersten Plätze von Wandtafel-kratzen, Zahnarztbohrern, Kettensägen und auch summenden Mücken belegt. Auf dem ersten Platz - und da sind sich die meisten Menschen ziemlich einig - sind jene Geräusche, die man von sich gibt, während man sich übergibt.

Was passiert im Körper, wenn wir auf Geräusche reagieren?

Wenn wir ein Geräusch schrecklich finden, dann steigt unser Hautleitwert rapide an. Der Hautleitwert ist die messbare Veränderung der bioelektrischen Eigenschaft der Haut. Dieser steigt aber auch an, wenn uns ein Geräusch oder Musik so beglückt, dass wir einen Glücksschauer davon bekommen, erläutert Prof. Dr. Christoph Reuter. Und auch Herzschlag und Atmung werden schneller bei beglückenden, aber auch bei besonders schrecklichen Geräuschen.

Einen Unterschied kann man jedoch bei der Körpertemperatur und im Gehirn ausmachen. So sinkt beispielsweise die Körpertemperatur bei unangenehmen Klängen und bei beglückenden steigt sie an. Im Gehirn ist die Reaktion etwas extremer, denn wenn wir angenehme Klänge, zum Beispiel Musik hören, die uns emotional so mitreißt, dass wir einen Schauer empfinden, dann wird unser Belohnungsystem (Nukleus accumbens) aktivert. Bei unangenehmen Klängen wird unser Angstsystem aktiviert, die Amygdala.

Körperlich sind also, laut Prof.Dr. Reuter, positive und negative Reaktionen häufig nur schwer zu unterscheiden. Erst im Gehirn lassen sich eindeutigere Unterschiede erkennen.

Können nervige Geräusche ausgeblendet werden?

Also Lärm und besonders auch akustische Lästigkeit, wie leiser, störender Schall, wie Wassertropfen, Mückensummen, Uhrenticken, das bedeutet vor allem Kontrollverlust, so der Experte. Wenn man Einfluss auf den Lärm nehmen kann, dann geht es einem auch gleich besser. Das bedeutet zum Beispiel einen Waschlappen unter die tropfende Stelle legen, Batterie aus der Uhr nehmen oder nachts einfach Ohrenstöpsel rein zu tun.


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