Studien zu Tellerfarben Wer von Tellern dieser Farbe isst, isst weniger
Die Farbe des Geschirrs beeinflusst, wie viel wir essen oder trinken. Und unser Geschmacksempfinden lässt sich auch von Farben täuschen. Das sind die Ergebnisse von Studien, die beweisen: Das Auge isst immer mit.
Bekommen wir Snacks auf einem roten Teller serviert, nehmen wir deutlich weniger zu uns als von weißem oder blauem Geschirr. Das ergaben im Jahr 2013 Experimente an der Uni Basel. Die Forscherinnen und Forscher begründeten diesen Effekt damit, dass Rot eine kulturell erlernte Warnfarbe sei, die wir mit "Gefahr" verbinden. Und diese erlernte Vorsicht stoppe unbewußt auch unseren Appetit. So ging das Forscherteam der Uni Basel vor:
Tellerfarbe und Essverhalten
Für das Experiment zur Tellerfarbe sollten 130 weibliche und männliche Versuchspersonen psychologische Fragebögen ausfüllen, die nichts mit der Untersuchung zu tun hatten. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wussten nichts von der eigentlichen Forschungsfrage. Auf dem Tisch, an dem sie die Fragebögen ausfüllen sollten, waren jeweils verschiedenfarbige Teller mit zehn Salzbrezeln aufgestellt. Die Probandinnen und Probanden wurden aufgefordert, sich während des Ausfüllens von den Snacktellern zu bedienen. Am Ende sollten die Testpersonen noch bewerten, wie gut ihnen das Snackgebäck geschmeckt hatte.
Vom roten Teller wird weniger gesnackt
Es zeigte sich, dass diejenigen, bei denen ein roter Teller auf dem Tisch stand, deutlich weniger Salzbrezeln aßen als die, denen die Brezeln auf einem weißen oder blauen Teller angeboten wurden. Von den weißen und blauen Tellern hatten die Versuchspersonen gleich häufig gegessen. Die Tellerfarbe hatte in diesem Experiment aber keinen Einfluss darauf, wie gut der Geschmack des salzigen Snacks bewertet wurde. Eine weitere Studie an der Universität von Parma bestätigte, dass von roten Tellern weniger gegessen wird.
Aus Bechern mit rotem Aufkleber trank man weniger Softdrinks
Ein ähnliches Bild wie bei den roten Tellern hatte sich bei dem vorher durchgeführten Test der Uni Basel mit verschiedenfarbigen Aufklebern auf Bechern ergeben. Das Experiment: 41 zufällig ausgewählte männliche Studenten bekamen Softdrinks aus verschiedenen Bechern serviert. Ihnen wurde gesagt, sie sollten den Geschmack der Drinks bewerten. Ergebnis: Aus den Bechern mit den roten Aufklebern wurde deutlich weniger getrunken als aus denen mit blauem Sticker.
Hier können Sie eine Zusammenfassung der Studie am Institut für Psychologie der Uni Basel nachlesen.
2020 wurde das Trinkbecher-Experiment wiederholt von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der Masary-Universität in Brno (Brünn), Tschechien. Ergebnis der Untersuchung: Es fanden sich keine Auswirkungen auf den Trinkkonsum der 148 Probanden durch die Farbe Rot.
Geschmack und Tellerfarbe
Die Tellerfarbe und ihr Effekt auf unseren Appetit war auch Thema einer Untersuchung von einem Team an der Universität Oxford und der Polytechnischen Universität Valencia 2011. Man prüfte, ob die Farbe des Tellers den wahrgenommenen Geschmack der Versuchspersonen direkt beeinflussen kann. Sie testeten schwarze und weiße Teller. Ergebnis: Die Erdbeermousse, die den Versuchspersonen auf weißen Tellern serviert wurde, schmeckte diesen deutlich besser und süßer als auf schwarzen Tellern. Die Form der Teller - es wurden runde, dreieckige und quadratische verwendet - veränderten das Geschmacksempfinden dagegen nicht.
Besteck entscheidet über Geschmack
Auch die Art des Bestecks spielt bei unseren Mahlzeiten eine Rolle. Eine andere Untersuchung der Universität Oxford bewies, dass Versuchspersonen das Essen besser mundete, wenn sie es mit schwererem Besteck aßen - weil solches Besteck in der Regel in unserem Gehirn mit dem Dinieren in teuren Restaurants verbunden ist.
Unser Gehirn und unsere Sinne entscheiden, ob es uns schmeckt
Diese Studien beweisen, wie sehr unser Essverhalten und sogar unsere Geschmackserlebnisse von Umgebungsfaktoren beeinflusst werden. Alle unsere Sinne sind beteiligt, wenn wir uns an einen gedeckten Tisch setzen. Auch, was wir hören, lässt das Essen anders schmecken - das beweist eine Meta-Studie zu Geschmack und Hörsinn 2023. Das weiße Rauschen zum Beispiel, das eine Flugzeugkabine simuliert, lässt manches weniger süß schmecken. Eine Studie der Uni Arhus von 2020 belegte, dass wir langsamer essen, wenn wir Musik dabei hören - besonders, wenn es langsame Klaviermusik ist.
Essen mit Genuss
Decken Sie Ihren Tisch also nicht mit rotem Geschirr, sondern mit weißem - und servieren Sie auch das Dessert auf weißen Tellern. Nehmen Sie das gute, das schwere Besteck. Dazu langsame Klaviermusik - und der Genuss ist perfekt.
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Und warum selber backen auch für die Gesundheit und die Umwelt besser ist, hören Sie in dieser Episode unseres Nachhaltigkeits-Podcasts Besser leben:
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