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Sehen statt Hören Flüchtlinge in Deutschland - Gehörlos, ungehört, isoliert

Ob Geflüchtete, die in Deutschland angekommen sind, hörbehindert sind oder nicht, das wird statistisch nicht erfasst. Niemand weiß, wie viele Gehörlose unter den Ankömmlingen sind. Der BR-Filmemacher Stefan Brainbauer hat solche Menschen gesucht und gefunden und schildert ihre Situation in „Sehen statt hören“, dem BR-Magazin für Hörbehinderte – am Samstag, 30. April 2016, um 9.00 Uhr.

Stand: 27.04.2016

Ahmed und Fadia | Bild: BR

Dass unter den in Deutschland angekommenen Flüchtlingen auch Menschen mit Hörbehinderung sind, ist in unserer Gesellschaft nahezu nicht bekannt. Die Ankunft hier gestaltet sich für sie nochmals schwerer. Wie sollen sie alleine mit den fremden Anforderungen zurecht kommen? Eine Kommunikation in den Unterkünften und mit anderen Flüchtlingen ist so gut wie nicht möglich. Niemand erklärt ihnen, warum für sie oftmals alles viel länger dauert als für hörende Flüchtlinge. Erst durch den Kontakt mit anderen Gehörlosen kann der notwendige Austausch an Informationen zu Anträgen, Unterkünften, Gebärdensprachkursen etc. stattfinden.

Ahmed (44) und Fadia (41) aus Syrien haben die Überfahrt im Schlauchboot überlebt und warten seit Monaten darauf, einen Asylantrag stellen zu dürfen. Das Leben auf wenigen Quadratmetern in einem ehemaligen Supermarkt ist für beide eine Belastung. Die anderen – hörenden – Flüchtlinge durften die Notunterkunft längst verlassen. Keiner spricht mit ihnen oder informiert sie, wie und wann es für sie nun weitergeht. Sie warten auf die Nachricht, dass sie endlich einen Asylantrag stellen dürfen.

Für Rekesh (23) aus dem Irak besteht der Alltag aus Essen, Schlafen, Essen, Schlafen.  Ehrenamtliche gehörlose Unterstützer haben ihn ausfindig gemacht und einen Umzugsantrag gestellt. Nun darf er in eine andere Unterkunft, in der bereits ein Gehörloser aus dem Irak lebt. Für Rekesh das größte Geschenk, endlich jemand, mit dem er gebärden kann.

Über ganz Deutschland haben ehrenamtliche gehörlose Helfer und Helferinnen ein Netzwerk gespannt, um gehörlose Flüchtlinge zu finden und ihnen das Gefühl zu vermitteln: „Refugees welcome“ – auch Gehörlose!

Sendetermine:

BR Fernsehen: Samstag, 30. April 2016, 9.00 Uhr
(Wiederholung in ARD-alpha am 2. Mai 2016, 19.30 Uhr)

Weitere Informationen:

In Deutschland gibt es aktuell etwa 80.000 Gehörlose und ca. 300.000 hörgeschädigte Menschen. „Sehen statt Hören“ ist das einzige Magazin im deutschsprachigen Fernsehen, das Gehörlose und schwerhörige und ertaubte Menschen als Zielgruppe im Fokus hat. Der Einsatz gehörloser Moderatoren und der Gebärdensprache sind fester Bestandteil des Konzepts. In Themenauswahl und Machart orientiert sich das Magazin an den Bedürfnissen seiner Kernzielgruppe, erzählt Geschichten aus der Lebenswelt von Menschen mit Hörbeeinträchtigung und bietet immer wieder auch Servicethemen zur gesellschaftlichen Teilhabe an. „Sehen statt Hören“ ist seit 1975 fest im Programm von BR Fernsehen verankert.


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