Franken - Buchtipps


27

Ewald Arenz Herr Müller, die verrückte Katze und Gott

So eine witzige und aberwitzige Geschichte hat man schon lange nicht mehr von Ewald Arenz gelesen. Sein neunter Roman trägt den Titel „Herr Müller, die verrückte Katze und Gott“ und ist ganz anders als seine letzten Romane.

Von: Dirk Kruse

Stand: 01.07.2016 | Archiv

Der fränkische Erfolgsautor aus dem Landkreis Fürth ist bekannt ist für seine sinnlichen, charmanten, historischen Romane wie etwa den Bestseller "Der Duft von Schokolade". Doch mit dem neuen Roman knüpft Arenz thematisch wieder an seine Anfänge als Schriftsteller an, als er noch groteske Erzählungen und den phantastischen Roman "Don Fernando erbt Amerika" schrieb. Allerdings stehen dem gereiften Autor jetzt sämtliche Mittel der schreibenden Kunst zur Verfügung, so dass Arenz mit "Herr Müller, die verrückte Katze und Gott" ein Meisterwerk des phantastischen Unterhaltungsromans gelungen ist. Obwohl dieses Buch überbordend von komischen Einfällen ist, hat er einen stringent konstruierten Plot und diverse gut verknüpfte Parallelhandlungen. Ewald Arenz schreibt nicht einfach drauflos. Er vergleicht das Schreiben dieses Romans mit dem Bau eines Hauses.

"Der Rohbau muss stehen am Anfang. Dann weiß ich: das wird ein dreistöckiges Haus mit so und so viel Zimmern. Wie die Zimmer dann eingerichtet sind ist eine andere Sache. Es kann sein, dass man sagt, jetzt bin ich in einem Barockzimmer, das in diesem Stil einrichtet ist, und dann in diesem Stil arbeitet. Und dann gibt es mal - um in dem Bild des Hauses zu bleiben - eine Geheimtreppe, die sich ganz überraschend auftut, oder eine Tür, die man bislang nicht geöffnet hatte. Aber insgesamt muss das schon stehen."

Ewald Arenz

Der Roman ist so herrlich abstrus und einfallsreich, dass es unmöglich ist seinen Inhalt in Gänze nachzuerzählen. Er beginnt mit dem Tod des Nürnberger Schauspielers Kurt Müller, der über das Skatebord seiner Tochter stolpert und dabei aus dem geöffneten Hochhausfenster stürzt. Doch seine Seele kommt nicht im Universalparadies aller Weltreligionen an, sondern verschwindet spurlos, was für Himmel und Erde das Ende der Welt bedeutet. Denn Seelen gehen niemals verloren. Aber Kurt Müller wird wiedergeboren.

"Augenblick. Er hatte gerade eine Maus getötet. Er hatte gerade eine Maus getötet und leckte sich jetzt ihr Blut von der Schnauze. Schnauze? Chou-Chou beobachtete besorgt, wie ihr größtes Katerchen schwankte und dann plötzlich umfiel. Mit weichen Bewegungen ging sie hinüber, schnupperte an ihm und leckte ihn dann zärtlich. Kurt kam wieder zu sich. Er wurde abgeleckt, und es fühlte sich gut an. Scheiße. Ganz offensichtlich war er eine Katze."

Buchzitat

Als Katze mit einem Menschenbewusstsein versucht Kurt Müller nun von Südfrankeich nach Nürnberg zurückzukehren, während er dabei von sämtlichen himmlischen und höllischen Heerscharen gesucht wird. Eine abenteuerliche Reise durch Wien, Prag, Hamburg und Nürnberg schließt sich an, in der Gin Tonic trinkende Erzengel, furchteinflößende Höllenhunde, fliegende Pinguine, Martin Luther als Computerexperte, Stan Laurel und Oliver Hardy als Slapstick-Dschihadisten und jede Menge weiteres himmlisches, höllisches und menschliches Personal vorkommen.

Erstmals haben Ewald Arenz 12-jähriger Sohn Fabricio und seine 21-jährige Tochter Viktoria das Manuskript gelesen und ihre Einfälle mit beigesteuert.

"Vor allem die Viktoria hat darauf ein bisschen Einfluss genommen. Schon ziemlich am Anfang, als sie die erste Hälfte gelesen hatte, sagte sie, warum machst du nicht aus Uriel eine Frau. Da dachte ich mir: natürlich, warum denn nicht. Ein Erzengel kann ja eine Form annehmen wie es ihm beliebt. Ob Frau oder Mann ist ja egal. Aber in der Verhaltensweise und in der Art, wie diese Figur jetzt agiert, ist es völlig überraschend und ganz anders. Und das fand ich sehr spannend."

Autor Ewald Arenz

Info & Bewertung

Wertung: 5 Frankenrechen von 5 | Bild: BR

Ewald Arenz: "Herr Müller, die verrückte Katze und Gott", Cadolzburg 2016, Ars Vivendi Verlag, 318 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-86913-621-9

Ein Roman voller Dialogwitz und gut gesetzter Pointen im Stile eines Douglas Adams oder Tom Sharpe ist "Herr Müller, die verrückte Katze und Gott" geworden. Aber im Gewande des rundum gelungenen Unterhaltungsromans steckt in einer tieferen Ebene auch ein theologisch-philosophischer Roman. Schließlich ist Ewald Arenz der Sohn eines Pfarrers und den ewigen Fragen durchaus zugetan. Ihm hat es Spaß gemacht, die ganzen menschlichen Vorstellungen von Fegefeuer und Paradies einmal durchzudeklinieren und seinen persönlichen Himmel dagegenzusetzen. Dass der dann ausschaut wie der Frankfurter Flughafen ist wieder eine hochkomische Arenz-Idee.

"Was allen Weltreligionen fehlt ist der lächelnde Gott. mein Gott hätte Humor. Er würde sich über das eine oder andere vielleicht auch lustig machen. Und er würde auf jeden Fall wollen, dass man das Ganze ein bisschen entspannter sieht."

Autor Ewald Arenz

Stichwort: Arenz

Ewald Arenz

Der Name Arenz hat unter Literaturfreunden und Lesern in Franken einen besonders guten Ruf. Da gibt es die Krimiautorin Sigrun Arenz, den Schauspieler und Schriftsteller Helwig Arenz und nicht zuletzt Ewald Arenz. Er ist der erfolgreichste Autor und ältesten Bruder im schreibenden Arenz-Geschwister-Clan aus Fürth. Mit Romanen wie "Der Teezauberer", "Der Duft von Schokolade" oder "Ehrlich und Söhne" hat er sich eine stetig wachsende Fan-Gemeinde erschrieben. Sein neunter Roman trägt den erstaunlichen Titel "Herr Müller, die verrückte Katze und Gott" und ist ganz anders als seine letzten Romane.

Ewald Arenz liest

Und wenn Sie den Autor einmal live erleben wollen: Am 10. Juli 2016 liest Ewald Arenz aus diesem Roman in der Buchhandlung Dorn in Neustadt an der Aisch.


27

Kommentieren