Kristina Pfister "Ein unendlich kurzer Sommer"
Mit "Ein unendlich kurzer Sommer" führt uns die in Bamberg geborene, in Nürnberg lebende Autorin Kristina Pfister auf einen Campingplatz. Dort treffen drei sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander und es entsteht ein dichter Roman über Verlust, Loslassen, Freundschaft und Liebe.
Im Jahr 2017 überraschte die in Bamberg geborene Autorin Kristina Pfister mit ihrem vielversprechenden Debütroman "Die Kunst einen Dinosaurier zu falten". Darin ging es um eine Freundschaft zweier sehr ungleicher Studentinnen. Fünf Jahre hat es gedauert bis jetzt Kristina Pfisters neuer Roman "Ein unendlich kurzer Sommer" erschienen ist. Aber das Warten auf den neuen Roman von Kristina Pfister hat sich gelohnt.
Mittlerweile lebt die Autorin in einem Reihenhaus mit Garten in Nürnberg – gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem gerade erst geborenen Sohn. Das Schreiben begleitet sie ihr ganzes Leben, denn geschrieben hat Kristina Pfister eigentlich schon immer. Schon als kleines Mädchen in Bamberg hat sie es getan.
"Mein allererstes Buch habe ich selber illustriert und gebunden als ich gerade so schreiben konnte. Man sieht noch die Rechtschreibfehler – sehr süß. Aber ich habe ab da wirklich immer geschrieben."
Kristina Pfister, Autorin
Und noch eine Leidenschaft aus der Kindheit hat sich die Autorin bis heute bewahr: Sie geht gerne campen und erinnert sich an viele Sommerurlaube auf europäischen Campingplätzen.
"Also ich bin mit meinen Eltern schon früher immer zum Campen gefahren. Die haben so einen VW-Bus. Ich habe neulich mal gefragt, wie alt ich war und mein Vater sagte, mit einem Dreivierteljahr war ich das erste Mal unterwegs. Und jetzt haben wir so ein Zelt."
Kristina Pfister, Autorin
Was lag da also näher als einen Campingplatz zum Handlungsort ihres neuen Romans "Ein unendlich kurzer Sommer" zu machen. Dieser hier liegt irgendwo im nirgendwo der deutschen Provinz an einem Weiher. Er ist schon ziemlich runtergerockt und renovierungsbedürftig. Geleitet wird er vom alten, mürrischen Gustav.
"In der Mittagspause saß Gustav auf einem Stuhl vor den Toiletten und fühlte sich kaputt. Mürbe Knochen, dachte er. Etwas tat ihm immer weh, so sehr er auch versuchte, es zu ignorieren. Er war alt, wieso musste man ihn ständig daran erinnern? Er wusste es doch auch so."
Zitat aus 'Ein unendlich kurzer Sommer'
Unerwartete Hilfe bekommt Gustav von der jungen Lale, die sich nach einem Streit mit ihrem Partner einfach davonmacht und auf seinem Campingplatz strandet.
"Alles in allem der perfekte Ort, um sich zu verkriechen. Ein Zettel auf dem Küchentisch, eine WhatsApp-Nachricht, ein Schlussstrich oder eine Pause. Ich komme wieder, wenn ich komme."
Zitat aus 'Ein unendlich kurzer Sommer'
Die dritte Hauptfigur ist der Deutsch-Franzose Christophe, der im Indischen Ozean auf La Réunion lebt. Er hat dort seine kranke Mutter gepflegt und entdeckt beim Ordnen ihres Nachlasses einen Brief, den sie vor 39 Jahren geschrieben, aber nie abgeschickt hat. Daraus geht hervor, dass Gustav sein wahrer Vater ist. Also macht Christophe sich auf den Weg nach Deutschland, um ihn kennenzulernen.
"Er stand eine Weile da und dachte an seine Mutter. An den Sommer, den sie hier verbracht hatte. Wie verliebt sie gewesen sein musste. Er fühlte etwas Stechendes in seiner Brust. Wenn Einsamkeit ein Monster war, hatte es Scherenhände. Scharf und spitz."
Zitat aus 'Ein unendlich kurzer Sommer'
Alle drei Hauptprotagonisten haben ihr Päcklein zu tragen. Denn Gustav ist unheilbar krank. Und Lale trauert um ihren geliebten Bruder. Wie diese drei so unterschiedlichen Charaktere zueinanderfinden, und sich weitere ungewöhnliche Freundschaften und Allianzen bilden, ist vielleicht nur an einem so aus der Zeit gefallenen Sommerort möglich.
"Bei dem Roman hatte ich tatsächlich die Charaktere zuerst und das Setting vom Campingplatz. Mehr hatte ich erstmal nicht, höchstens ganz grobe Ideen. Dann habe ich vor mich hingeschrieben. Ich kann das relativ gut: Einfach schreiben und sehen, was dabei rauskommt. Dann wurde es aber uferlos lang. Ich hatte 500, 600 Seiten. Und das Schwierige an dem Buch war dann wirklich das Überarbeiten und das viele Kürzen und zu schauen, um was geht es denn eigentlich."
Kristina Pfister, Autorin
Eine Arbeit, die sich wirklich gelohnt hat. "Ein unendlich kurzer Sommer" ist ein intensiver und atmosphärisch dichter Roman über Verluste und Loslassen, Freundschaft und Liebe. Ein idealer Sommerroman, der aber auch Licht und Wärme in den Winter bringen kann. Denn der Sommer spielt hier die eigentliche Hauptrolle.
"Das war mir wichtig und das hat sich auch ein bisschen so ergeben. Ich habe das Buch hauptsächlich im Winter geschrieben. Und im Winter denkt man eher an die schönen Sommermomente. Da denkt man nicht, es ist zu heiß und womöglich ätzend draußen zu sein. Man erinnert sich an das Tolle – wie Füße ins Wasser halten und lange abends draußen sitzen bei Kerzenschein. Ich hatte wirklich Lust im Sommer zu schwelgen."
Kristina Pfister, Autorin
Info & Bewertung
Kristina Pfister: Ein unendlich kurzer Sommer, Frankfurt 2022, S. Fischer Verlag, 368 Seiten, 16,00 Euro, ISBN 978-3-596-70620-4
Kristina Pfister beschreibt die Charaktere glaubhaft und einfühlsam. Ihr Roman liest sich leicht, ohne seicht zu sein, und tappt nicht in die Kitschfalle, obwohl hier auch große Gefühle verhandelt werden. Der Roman "Ein unendlich kurzer Sommer" der Nürnberger Autorin Kristina Pfister ist im Fischer Verlag erschienen, hat 336 Seiten und kostet 16,00 Euro.
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