BR Fernsehen - Komödienstadel

Die Gesichter des Komödienstadels

Auf und hinter der Bühne Die Gesichter des Komödienstadels

Stand: 01.07.2015

Dieter Fischer

Er ist ein barocker Bayer, wie er im Buche steht: Kräftig, bärtig, lustig. Seine Rollen spielt er mit großer körperlicher Präsenz und einem exakten Gefühl für Timing und Pointen.
1971 in Freising geboren, begann Dieter Fischer seine Schauspielkarriere 1999 am Stadttheater Landshut. Bekannt wurde er 2007 als schlitzohriger Bürgermeister in der Serie "Der Kaiser von Schexing". Franz Xaver Bogner hatte mit ihm die Idealbesetzung für seine Titelrolle gefunden. Seitdem ist Dieter Fischer regelmäßig in bayerischen Serien wie "Rosenheim Cops" oder "Hubert und Staller" zu sehen. Im Komödienstadel spielt er oft Typen, die auf den ersten Blick etwas raubeinig wirken. Aber bei genauerem Hinsehen überzeugen sie mit hintergründigem Charme und großem Herzen.

Heide Ackermann

Ihren ersten Auftritt im Komödienstadel hatte sie 1985 im Lustspiel "Onkel Pepi" von Sepp Faltermeier. Seither prägt Heide Ackermann die Komödienstadel-Stücke mit ihrer unverwechselbaren Mimik, die die Zuschauer an ihr kennen und lieben. Von der schrillen, alten Jungfer, der muffigen Nachbarin oder der gierigen Bäuerin bis hin zur herzenswarmen Nonne spielt sie die Klaviatur der Komödie, die sie selbst als das Schwerste in der Schauspielkunst bezeichnet. Die verbale Komik ist es, die Heide Ackermann besonders liegt: Die Leute mit Betonung und Timing zum Lachen zu bringen, mit den Mitteln der Sprache.
Am 2. Dezember 2013 wurde Heide Ackermann 70. Jahre alt. Wir gratulieren herzlich!

Max Grießer

Er gilt als einer der letzten der Großen, der unverwechselbaren bayerischen Volksschauspieler. Dabei hat Max Grießer nie verleugnet, dass er in Österreich, in der Stadt Kufstein, aufgewachsen ist. Als Komödienstadel-Regisseur Olf Fischer ihn entdeckte, besetzte er ihn 1964 gleich in dem Stück "Die Tochter des Bombardon". Max Grießer wurde zu einem seiner Lieblingsdarsteller. Kein Wunder also, dass er in 32 Komödienstadeln mitspielte. Als Schauspieler hat er gern gutmütige und ehrliche Charaktere dargestellt - mit einem Schuss harmloser Schlitzohrigkeit. Am 18. November 2013 wäre er 85 Jahre alt geworden.

Maxl Graf

Als der 27-Jährige als attraktiver Juliander in dem Komödienstadel "Die drei Eisbären" (1961) zum ersten Mal auftrat, wurde er über Nacht zum begehrten Publikumsliebling. Zu seinen erfolgreichsten Stücken zählt der Komödienstadel "Graf Schorschi" von Carl Borro Schwerla (1962). Mit allen Größen des Volksschauspiels hat Maxl Graf zusammengearbeitet. Was Bayern mit ihm verloren hat, formulierte Regisseur Kurt Wilhelm damals so: "Er war ein wirklich großer Volksschauspieler, mit echtem, unverstelltem Ton und stets starker Präsenz - auf seine Art unersetzbar." Am 25. September diesen Jahres wäre Maxl Graf 80 Jahre alt geworden.

Marianne Lindner

Olf Fischer entdeckte Marianne Lindner und engagierte sie 1961 für die Rolle der Haslocherin in den "Die drei Eisbären". "Ich bin vor Freude durch den ganzen Saal gesprungen, als mich Olf Fischer angerufen hat und hab geschrien 'die Haslocherin', die 'Haslocherin'", schmunzelt sie heute darüber. Seitdem folgten 22 Komödienstadel, die Marianne Lindner bundesweit bekannt machten. Ihre Rollen waren meist die der Herrischen, Bigotten, Bösen, der Bissgurrn oder der Fädenzieherin. "Das waren doch die guten Rollen", blickt sie liebevoll zurück. Bei ihren bösen - so meint sie - haben die Zuschauer immer noch geschmunzelt.

Ludwig Schmid-Wildy

Vom ersten Komödienstadel ("Der zerbrochene Kruag", 1959) an, war er mit dabei und gehört damit zum "Urgestein" der Sendung. Wenn es galt, "bayerischen Menschen Gestalt zu geben, fernab jeder Schablone", war der Komödiant Schmid-Wildy unübertroffen. Meist in der Rolle des liebenswürdigen Schlitzohrs konnten sich die Zuschauer von seinem hintergründigen Humor immer wieder überzeugen, wie etwa zusammen mit Michl Lang in "Der Zigeunersimmerl" (1961), "Die drei Eisbären" (1973) oder "Das sündige Dorf" (1974).

Michl Lang

In vielen Komödienstadeln zeigte sich Michl Lang als ein weißblauer Humorist par excellence. Unvergessen ist zum Beispiel seine Version des "Verkauften Großvaters", eine Rolle, die ihm auf den Leib geschrieben war. Spitzbübisch, hinterfotzig und humorvoll - so eroberte er damals die Zuschauerherzen. Dass er beim Publikum bis zum Ende so beliebt war, hat er sich so erklärt: "I hab nie herzlose Menschen g'spuit und war immer mit dem Herz dabei". Kein Wunder also, dass er vom ersten Stück des Komödienstadels "Der zerbrochene Kruag" (1959) mit dabei war und bis 1971 in 15 Stücken mitwirkte.

Gustl Bayrhammer

Für viele galt Gustl Bayrhammer als der "Parade-Bayer" schlechthin. Doch mit dieser Rolle wollte sich der waschechte Münchner nie zufriedengeben und war so ein widerborstiger "Vorzeige-Bayer". Er verkörperte den Urtyp des typischen Bayern in all seinen Facetten - herzlich, grantig, gemütlich. Seinen ersten Auftritt beim Komödienstadel hatte der "Staatsschauspieler" Gustl Bayrhammer 1969 in "Witwen". Es folgten unter anderm "Der Ehrengast" (1970), "Die Drei Eisbären" (1973) oder "Die Tochter des Bombardon" (1982).

Karl Tischlinger

Karl Tischlinger war ein Spezialist der feinen Nuancen bayerischer Mundart. Helmut Fischer (Monaco Franze) sagte einmal: "Ich habe ihn mal in einem Komödienstadel sehr bewundert. Da war kein falscher Ton". In 17 Komödienstadeln spielte er unzählige Charaktere, für die er immer den richtigen, nie gleichen Ton traf. So bereicherte er mit seiner Vielseitigkeit und seinem Können Stücke wie "Der Schusternazi" (1963), "Die Tochter des Bombardon" (1964) oder "Die Widerspenstigen" (1977).

Erni Singerl

Im Komödienstadel, wo "die Singerl" vier Jahrzehnte lang von 1959 ("Auf der Alm") bis 2005 ("Der weibscheue Hof") immer wieder auftrat, begeisterte sie ein Millionenpublikum. Schlagfertig, patent und gradraus waren die Frauen, die Erni Singerl oft verkörpert hat. Unverwechselbar war ihre Mimik, mit der sie minutenlang eine Szene tragen konnte. Im Lauf ihrer Karriere spielte sie mit allen großen bayerischen Volksschauspielern. In dieser Riege war Erni Singerl "eine der Letzten ihres Standes" und meinte dazu: "Der Titel Volksschauspieler ist die höchste Auszeichnung des Publikums, er ist ein Ehrentitel."

Katharina de Bruyn

Ihren schauspielerischen Durchbruch hatte Katharina de Bruyn allerdings erst 1971 mit dem Komödienstadel "Der Ehestreik". An der Seite von Maxl Graf und Michl Lang spielte sie eine charmante junge Ehefrau, die ihren Liebsten auch mal zur Ordnung rufen muß. Schnell war Katharina de Bruyn festgelegt auf die Rolle des blitzsauberen Madels, der heiratsfähigen Bauerntochter und der liebenswürdigen Ehefrau.

Christiane Blumhoff

Schon 1969 wird sie für den Komödienstadel entdeckt. Sie muss vorsprechen bei Olf Fischer und Maxl Graf. Und weil sie überhaupt keinen bayrischen Text auswendig kann, deklamiert Christiane Blumhoff die Eve aus dem "Zerbrochenen Krug" in ihrem Heimatdialekt. "Es hat sich zwar nicht mehr richtig gereimt", berichtet sie, aber sie wird engagiert - und spielt in "Das Wunder des heiligen Florian" (1969) gleich an der Seite von Michl Lang und Maxl Graf. Es sollte nicht der Letzte gewesen sein: Bisher wirkte sie in 24Komödienstadeln mit.

Gerhart Lippert

Er ist Schauspieler, ausgebildeter Sänger und Regisseur. Mit seiner unvergleichlichen Mischung aus Charme, Bodenständigkeit und vor allem Talent gehörte Gerhart Lippert Anfang der 70er Jahre bald zum engeren Kreis der "Komödienstadler". In "Mattheis brichts Eis" (1972) gab er sein Komödienstadel-Debüt, gefolgt von weiteren erfolgreichen Stücken wie "Die drei Eisbären" (1973), "Das sündige Dorf" (1974) oder "Der verkaufte Großvater" (1976).

Toni Berger

Toni Berger war der Grandseigneur des bayerischen Komödienspiels und einer der Letzten aus der großen, alten Riege der bayerischen Volksschauspieler. Das Publikum kannte und liebte den vielseitigen Charakterdarsteller, der 12 Komödienstadel mitgeprägt hat. Unvergessen dabei von seiner ersten Rolle an als Totengräber Geisbeck in "Der Geisterbräu" (1979), über viele weitere wie etwa 1998 als spitzbübischer Großvater in "Der verkaufte Großvater" bis zu seiner letzten Rolle in "Das Attenhamer Christkindl" (2003).

Hans Schuler

Wenn man Hans Schuler fragt, ob er oft ähnlich besetzt wird, überlegt er nicht lange: "Gott sei Dank nicht!". Hans Schuler nimmt jede Rolle ernst. Neugierig, bodenständig, diszipliniert und doch voller Ideen geht er an neue Aufgaben heran. Zum Komödienstadel kam Hans Schuler 1993. Seit seinem ersten Auftritt in "Der siebte Bua" fühlt er sich hier wohl: Der Kollegenkreis ist ein hochkarätiger Querschnitt durchs "bayerische Spiel" und Hans Schuler genießt, dass der Komödienstadel immer mehr zum Dialekt zurückfindet.

Winfried Frey

Winfried Freys erster Komödienstadel kam 1997: In "Bonifaz, der Orgelstifter" spielte er den Sohn von Toni Berger. Mit dem Einstieg beim Komödienstadel, so Frey, ging "ein Lebenstraum in Erfüllung". Seitdem hat er immer wieder mitgespielt und ist selbst einer der "Stars" der Sendung geworden. Er freut sich immer wieder, dass in seinem Fall Hobby und Beruf eins sind "schöner gehts doch gar nimmer!"

Ideengeber

Olf Fischer | Bild: BR, Foto Sessner zum Artikel Gründervater des Komödienstadels

Olf Fischer, Leiter der Unterhaltungsabteilung des Bayerischen Rundfunks, bekam den Auftrag, "eine volkstümliche bayerische Familiensendung" zu produzieren. Der "Komödienstadel" war geboren. [mehr]

Autor

Autor Christian Lex | Bild: Hagen Schnauss zum Artikel Christian Lex

Die Liebe zum Schreiben entwickelte Christian Lex schon in jungen Jahren, doch lernen wollte er etwas "G'scheites", er wurde Krankenpfleger. Die seit ein paar Jahren wiedererweckte Lust auf das Bayerische in Film und Fernsehen kommt dem Autor sehr entgegen, da er in Mundart schreibt. [mehr]