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Zahnmedizin Herausnehmbare Zahnschienen für Erwachsene – was bringen "Aligner"?

Sie sind durchsichtig, unauffällig und werden immer beliebter: Zahnschienen für Erwachsene, auch "Aligner" genannt. Sie sollen schief stehende Zähne innerhalb weniger Monate geraderücken. Und das problemlos integriert in den Alltag, ohne lange Sitzungen beim Zahnarzt. Ist es wirklich so einfach? Und was gibt es zu beachten? Das weiß "Wir in Bayern"-Zahnarzt Dr. Dietmar Hellebrand.

Stand: 26.10.2022

Junge Frau mit Zahnschiene ("Aligner") | Bild: Colourbox

Aligner sind dünne Zahnschienen, die auf dem Gebiss liegen und herausgenommen werden können. Sie bestehen aus transparentem Kunststoff und werden zur Korrektur von Zahnfehlstellungen eingesetzt. Insbesondere bei Erwachsenen können sie beispielsweise schief stehende Zähne oder einen Überbiss komfortabel und in relativ kurzer Zeit korrigieren. Da sie nahezu unsichtbar sind, schränken Sie den Alltag kaum ein. Die Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik schätzt, dass fast 80 Prozent der Patienten, die eine Zahnspange brauchen, mit Alignern behandelt werden können.

Aligner: gut zu wissen

Der Aligner heißt übersetzt "Ausrichter". Er wird genau ans Gebiss angepasst und muss Tag und Nacht getragen werden. Lediglich zum Essen und Zähneputzen darf die Zahnschiene entfernt werden.

Wie sieht die Behandlung aus?

Im ersten Schritt prüft der Zahnarzt oder Kieferorthopäde, ob die Fehlstellung des betreffenden Patienten mit einer Zahnschiene korrigiert werden kann. Ist dies der Fall, fertigt er Röntgenbilder sowie einen Abdruck des Ober- und Unterkiefers an. Mithilfe moderner 3D-Computertechnologie, die den Behandlungserfolg simuliert, kann dann ein individueller Behandlungsplan erstellt werden – von der Ausgangssituation der Zähne bis zum gewünschten Ergebnis.

Mehrere Zahnschienen sind notwendig

Für die Korrektur benötigt der Patient mehrere, individuell gefertigte Zahnschienen, die er als Komplettsatz mit nach Hause nimmt und die nacheinander zum Einsatz kommen. Jede Schiene sollte der Patient etwa 7 bis 14 Tage lang möglichst 21 bis 23 Stunden am Tag tragen, bis die nachfolgende Schiene an der Reihe ist. Nach sechs bis zehn Wochen kontrolliert der Zahnarzt oder Kieferorthopäde das Gebiss, um den Fortschritt zu überprüfen.

Wie lange dauert die Behandlung mit Alignern?

Die Dauer der gesamten Behandlung hängt von der anfänglichen Fehlstellung der Zähne ab. Das können wenige Monate oder in komplexen Fällen auch bis zu zwei Jahre sein, meist reichen 6 bis 12 Monate. Der Erfolg hängt wesentlich von der Disziplin des Patienten ab – bei konsequentem Tragen der Zahnschiene stellt sich das gewünschte Ergebnis am schnellsten ein.

Was sind die Vorteile der Zahnschienen?

Diese Art der Zahnkorrektur ist für den Patienten relativ einfach und bequem. Die Aligner sind kaum sichtbar und dadurch im beruflichen und privaten Alltag nicht störend. Da die Zahnschienen beim Essen herausgenommen werden können, sind die Mahlzeiten nicht beeinträchtigt, auch können sich keine Essensreste auf den Schienen ablagern. Hinsichtlich der Hygiene reicht es aus, die Aligner täglich mit der Zahnbürste zu säubern und gelegentlich in ein Reinigungsbad zu geben.

Aufgrund moderner Computerberechnungen erhalten die Patienten bereits mehrere Schienen im Voraus, also stellen längere Urlaube oder Geschäftsreisen kein Hindernis dar.

Was kosten Aligner?

Die Kosten hängen von der Komplexität der Zahnfehlstellung und der Dauer der Behandlung ab. Für die gesamte Behandlung, inklusive Stabilisierung, ist mit Kosten zwischen 2.800 Euro und 5.800 Euro zu rechnen. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen bei Erwachsenen die Kosten für die Zahnschienen nicht. Unter Umständen trägt die private Krankenversicherung die Kosten ganz oder anteilig, wenn eine kieferorthopädische Behandlung medizinisch notwendig ist.

Achtung bei privaten Anbietern!

Private Unternehmen bieten ebenfalls Aligner-Behandlungen an, die meist günstiger sind als beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden. Die Patienten erhalten unter anderem ein Abdruck-Set nach Hause und der Verlauf wird digital via Foto-App kontrolliert. Doch Vorsicht: das kann sich negativ auf die Behandlungsqualität und -sicherheit auswirken. Oder die Behandlung funktioniert nicht, zum Beispiel in Fällen, in denen der Zahnarzt oder Kieferorthopäde zuerst ein Platzdefizit innerhalb der Zahnbögen ausgleichen muss, damit die Korrektur mit einem Aligner überhaupt greifen kann.

Tun Aligner weh?

Da die Zähne in die gewünschte Position geschoben werden sollen, übt die Zahnschiene beim Tragen einen gewissen Druck auf die Zähne aus. Dies kann als unangenehm empfunden werden, aber kein Patient berichtet von Schmerzen.

Was gibt es bei dieser Art der Zahnkorrektur zu beachten?

Wenn Aligner eingesetzt werden, um Fehlbisse oder schiefe Zähne zu korrigieren, sollten während der Zahnkorrektur keine wichtigen Zahnbehandlungen wie Wurzelbehandlungen, Kronen oder Implantate anstehen, damit die Zahnschienen optimal passen.

Doch die Behandlung mit Alignern kann auch dabei helfen, Lücken für eine mögliche Implantation zu öffnen oder die Zähne vor Überkronen erst in Reih und Glied zu bringen.

Bleiben die Zähne nach der Behandlung in der gewünschten Position?

Nach Abschluss der Korrektur benötigen die Patienten noch einen sogenannten Retainer. Das ist entweder eine herausnehmbare Schiene oder ein festsitzender, dünner Drahtbügel, der an der Innenseite der Zähne (von Eckzahn bis Eckzahn) befestigt wird. Er sorgt dafür, dass sich die Zähne in ihrer neuen Position festigen und nicht in die Ausgangsposition zurückschieben.

"Bleiben Sie gesund" wünschen Dr. Dietmar Hellebrand und "Wir in Bayern"!


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