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Allgemeinmedizin Vorsorgeuntersuchung der Bauchschlagader

Für Männer ab 65 Jahren übernehmen die Krankenkassen einmalig die Kosten für die Untersuchung der Bauchschlagader. Was bringt diese Vorsorgeuntersuchung? Wie läuft sie ab? Und warum nur für Männer? Antworten auf diese Fragen und weitere wichtige Informationen hat Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann.

Stand: 22.04.2024 11:08 Uhr

Dr. Klaus Tiedemann untersucht die Bauchschlagader eines Patienten per Ultraschsall | Bild: BR/Klaus Tiedemann

Wichtig

Ein geplatztes Bauchaortenaneurysma ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Rufen Sie bei Verdacht sofort den Notarzt (112)!

Albert Einstein starb im April 1955 an einem geplatzten Baucharterienaneurysma, einer krankhaften Erweiterung (Aussackung) der Bauchschlagader.
Baucharterienaneurysmen verursachen meist keine Beschwerden und bleiben daher oft unbemerkt. Wird das Aneurysma größer, kann es platzen und die Patienten drohen, innerlich zu verbluten. In Deutschland sterben jedes Jahr etwa 10.000 Menschen an einem gerissenen Bauchaortenaneurysma. Mit einer Vorsorgeuntersuchung lässt sich die krankhafte Erweiterung der Bauchschlagader jedoch frühzeitig erkennen und, wenn nötig, operieren.

Hohe Sterblichkeit bei geplatztem Bauchschlagaderaneurysma

Die Wahrscheinlichkeit, an einem geplatzten Bauchschlagaderaneurysma zu sterben, liegt bei etwa 80 Prozent. 60 Prozent der Betroffenen sterben bereits, bevor sie im Krankenhaus eintreffen. Aber auch bei medizinischer Notfallbehandlung (Notoperation) im Krankenhaus liegt die Mortalität bei 40 bis 50 Prozent.

So läuft die Vorsorgeuntersuchung ab

Mit einem Ultraschallkopf wird der Bauch abgefahren und der Durchmesser der Bauchschlagader an der dicksten Stelle gemessen. Das dauert nur ein paar Minuten und ist völlig schmerzfrei.

Kassenleistung für Männer über 65 Jahren

Da Männer ab 65 Jahren häufiger ein Aneurysma der Bauchschlagader entwickeln als Frauen, übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Vorsorgeuntersuchung nur bei Männern ab diesem Alter.

Risikofaktoren für ein Baucharterienaneurysma

Behandlungsmöglichkeiten

Eine kleinere Aussackung von etwa drei bis fünf Zentimetern sollte regelmäßig überwacht werden. Beträgt diese mehr als fünf Zentimeter, wird in der Regel zu einer vorsorglichen Operation geraten.

Es gibt grundsätzlich zwei Operationsmöglichkeiten:

  • Mittels Gefäßkatheter wird ein Stent (Röhrchen) eingebracht, um die Bauchschlagader zu stabilisieren. Dazu wird ein kleiner Schnitt in der Leiste gemacht.
  • Das Aneurysma wird durch ein künstliches Gefäßstückersetzt. Dazu ist ein Bauchschnitt notwendig.

Symptome, die auf ein geplatztes Bauchaortenaneurysma hinweisen können

  • starke Bauch- oder Rückenschmerzen
  • Blässe
  • kalte Haut
  • Blutdruckabfall bis hin zum Kreislaufzusammenbruch und Schock
  • schneller Puls
  • Schwächegefühl, Schwindel und/oder Benommenheit
  • aufgeblähter Bauch
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Taubheitsgefühle in den Beinen
  • Bewusstlosigkeit

Fazit

"Sind sie männlich und über 65 Jahre alt, rate ich dringend zu dieser Vorsorgeuntersuchung. Ein Bauchaortenaneurysma entsteht fast immer, ohne dass Sie etwas davon spüren. Sie ahnen also nicht, dass Sie eventuell eine tickende Zeitbombe in sich haben, denn platzt das Aneurysma, ist das oft tödlich."

Dr. Klaus Tiedemann, Allgemeinarzt


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