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Zahnmedizin Weisheitszähne - Wann müssen sie raus?

Wenn’s ganz hinten im Kiefer drückt, sind es oft die Weisheitszähne, die sich melden. Obwohl sie noch nicht zu sehen sind, müssen sie manchmal entfernt werden. Doch wann eigentlich? Wenn sie Platz einfordern, der nicht vorhanden ist, oder wenn sie zum Entzündungsherd werden - dann wird es ernst. Das Wichtigste zum Thema Weisheitszähne von Zahnarzt Dr. Dietmar Hellebrand.

Stand: 13.06.2023 16:29 Uhr

Frau bei Zahnarzt, der eine Zange in der Hand hält | Bild: picture allianc / dpa-tmn / Markus Scholz

Die Weisheitszähne

Die Weisheitszähne werden auch Achter genannt und wachsen als letzte der insgesamt 32 Zähne aus dem Kiefer heraus. Achter heißen sie, weil sie als achter Zahn in jedem Quadranten des Kiefers ganz hinten liegen. Meistens kommen sie erst ab dem 18. Lebensjahr, manchmal jedoch früher oder sehr viel später, bei manchen auch gar nicht. Verbleibt ein Weisheitszahn ganz oder zum Teil im Kiefer, spricht man von einem retinierten beziehungsweise teilretinierten Weisheitszahn. Dieser kann, genauso wie ein ausgebildeter Weisheitszahn, Probleme machen, so dass eine Entfernung nötig wird.

Gut zu wissen:

Der Name "Weisheitszahn" leitet sich vom späten Durchbruch dieser vier Zähne ab. Sie werden als letzte Zähne gebildet, sodass deren vollständige Entwicklung meist erst im Erwachsenenalter abgeschlossen ist – im Vergleich zu den anderen Zähnen also im "weisen Alter".

Wann die Weisheitszähne bleiben dürfen

Wenn im Kiefer genug Platz ist, kann man die Weisheitszähne komplett herauswachsen lassen. Der Zahnarzt kontrolliert in Abständen, ob der Zahn selbst, die angrenzenden Zähne und das Zahnfleisch in Ordnung bleiben und ob die Zahnreihenstellung sich nicht gravierend verschiebt. In manchen Fällen können sogar retinierte Weisheitszähne im Kiefer verbleiben, was Zahnarzt und Patient individuell mit Hilfe eines Röntgenbildes entscheiden.

Wann die Weisheitszähne raus müssen

Bei Jugendlichen ist das Wurzelwachstum noch nicht beendet und die Entfernung eines Weisheitszahns aus der weicheren Knochensubstanz daher meist unkomplizierter als bei Erwachsenen. Im Jugendalter werden oft vorsorglich die Weisheitszähne gezogen, zu Beispiel im Rahmen einer kieferorthopädischen Therapie, wenn offensichtlich zu wenig Platz für ein Herauswachsen der Weisheitszähne vorhanden ist.

Weitere Gründe, warum ein oder mehrere Weisheitszähne entfernt werden müssen:

  • wenn die Lage der Weisheitszähne die angrenzenden Zähne oder deren Wurzeln schädigt und Entzündungen, Abszesse oder Taschen entstehen
  • wenn die Weisheitszähne kariös sind
  • wenn sich Zysten gebildet haben
  • wenn die Lage der Weisheitszähne Fehlstellungen oder Verschiebungen der Zahnreihe auslöst
  • wenn die Weisheitszähne zu wenig Platz zum Herauswachsen haben und eine kieferorthopädische Therapie nicht in Frage kommt
  • wenn eine Reinigung nicht gewährleistet werden kann, weil die Weisheitszähne nur schwer mit der Zahnbürste erreicht werden können

Weisheitszahn-OP und Narkose

Ein herausgewachsener Weisheitszahn mit gerader Wurzel kann unter örtlicher Betäubung gezogen werden, wie jeder andere Zahn auch. Doch die Lage des Zahnes, beispielsweise tief im Kiefer oder gekippt, kann einen operativen Eingriff notwendig machen. Dieser kann meist ebenfalls unter örtlicher Betäubung erfolgen, oder auch, falls gewünscht, unter Narkose. Die Narkose wird individuell besprochen, das Spektrum reicht von leichten Sedierungen bis hin zur Vollnarkose, die bei Angstpatienten sinnvoll sein kann.

Weisheitszähne entfernen: alle vier oder einer nach dem anderen?

Wenn mehrere Weisheitszähne entfernt werden müssen, gibt es die Möglichkeit, alle vier auf einmal ziehen zu lassen. Dies hat den Vorteil, dass "alles in einem Aufwasch" erledigt ist, allerdings ist es nach der OP unangenehmer, weil vier Wunden auf einmal entstehen. Letztlich wird individuell, je nach Art und Umfang des Eingriffs und nach Patientengemüt, entschieden, ob jeweils der obere und untere Weisheitszahn einer Seite getrennt oder beide Seiten gemeinsam entfernt werden.

Tipps für die Weisheitszahn-OP

Um die Geräusche während der OP zu reduzieren, sich abzulenken oder zu beruhigen, helfen oft Musik oder Hörbücher, die über Kopfhörer während des Eingriffs gehört werden können. Manche berichten auch von guten Erfahrungen mit Meditationstechniken, sich in Gedanken an einen schönen Ort zu versetzen und dabei eine Distanz zur OP-Situation zu erreichen.

Das ist nach der OP zu beachten

Gerade nach einer OP im Sommer sollten Sie sich nicht in die pralle Sonne begeben und Wärme oder gar Hitze vermeiden. Stattdessen viel von außen kühlen und bis zu zwei Tage nach der OP dreimal täglich ein Schmerzmittel einnehmen, danach nach Bedarf. Es gibt außerdem die Möglichkeit, "plättchen-reiches Fibrin", das aus eigenem Blut gewonnen wird, in Form von Membranen ins Gewebe einzubringen, was die Wundheilung verbessern kann. Die Kosten hierfür werden allerdings nicht von den Krankenkassen übernommen.

"Bleiben Sie gesund!" wünschen Dr. Dietmar Hellebrand und "Wir in Bayern"!


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