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Haut Sonnenallergie und Mallorca-Akne vorbeugen und behandeln

Pusteln, Bläschen und Juckreiz nach dem Aufenthalt in der Sonne: 10 bis 20 Prozent der Mitteleuropäer reagieren mit teilweise extrem unangenehmen Hautreaktionen auf Sonne. Was steckt hinter dieser "Sonnenallergie" oder "Mallorca-Akne"? Hautärztin Dr. Monique Stengel erklärt, was Sie tun können, um diese Hautreaktion vorzubeugen und was hilft, falls der Ausschlag dennoch auftritt.

Stand: 20.06.2022

Symbilbild Strand | Bild: BR/adpicM. Baumann

Eine Sonnenallergie ist in den meisten Fällen keine echte Allergie, sondern der umgangssprachliche Überbegriff für unterschiedliche Hautreizungen, die durch die UV-Strahlung ausgelöst werden. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet Lichtdermatose.

Polymorphe Lichtdermatose – die häufigste Form der "Sonnenallergie"

Von dieser Form der "Sonnenallergie" sind in Mitteleuropa etwa zehn bis zwanzig Prozent der Menschen betroffen – überwiegend Kinder und junge Erwachsene. Frauen leiden etwa zehnmal häufiger an polymorpher Lichtdermatose als Männer. Oft bessern sich die Beschwerden im Laufe des Lebens oder verschwinden sogar ganz.

Symptome

Die Symptome treten vor allem dann auf, wenn die Haut noch nicht an die Sonne gewöhnt ist, typischerweise an den ersten Urlaubstagen oder dem ersten Sonnenbad im Frühling.
Stunden bis Tage nach Sonnenexposition tritt ein stark juckender Hautausschlag auf, der von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich aussehen kann, beispielsweise fleckige Rötungen, Knötchen und/oder Bläschen.
Die Hautreaktionen zeigen sich vor allem an lichtexponierten Stellen wie seitlicher Gesichtsbereich, Hals, Handrücken, seitliche Oberarme und Unterarmstreckseiten.

Auslöser

Die Polymorphe Lichtdermatose wird vor allem durch UVA-Strahlung ausgelöst. UVA-Strahlen sind langwellig, gelangen bis zur Lederhaut und bilden in der Haut aggressive freie Radikale. Bei den Betroffenen kommt es dadurch zu einer überschießenden Immunreaktion, die die typischen Symptome verursacht.

Behandlung

  • Das Wichtigste ist, die Haut keiner weiteren Sonnenbestrahlung auszusetzen.
  • Die Symptome können durch das Auftragen entzündungshemmender und juckreizstillender, kortisonhaltiger Lotionen gelindert werden.
  • Die Haut mit feuchten Umschlägen oder Wasserhandschuhen (mit kaltem Leitungswasser gefüllte Gummihandschuhe) kühlen. Diese haben die optimale Kühltemperatur (12 bis 15 °C) und verursachen keine Erfrierungen.
  • Bei sehr starkem Juckreiz: Einnahme freiverkäuflicher Antihistaminika.

Nach dem Meiden weiterer Sonnenbestrahlung kommt es innerhalb von mehreren Tagen zur folgenlosen Abheilung.

Vorbeugung

  • Haut langsam und vorsichtig an die Sonne gewöhnen.
  • Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr meiden.
  • Sehr guten Sonnenschutz verwenden: textilen Lichtschutz durch dicht gewebte Kleidung beziehungsweise UV-Schutz-Kleidung sowie Sonnencreme mit hohem LSF (mindestens LSF 30) für unbedeckte Körperstellen.
  • Sonnencreme mit hohem UVA-Schutz verwenden.
  • Chemischen Sonnenschutz mindestens 30 Minuten vor Kontakt mit der Sonne auftragen, da sich die Wirkung des Filters erst entfalten muss.
  • Tipp: Dem Sonnenschutz oder anderen Pflegeprodukten zugesetzte Antioxidantien (beispielsweise Vitamin C und E) verringern den oxidativen Stress der bestrahlten Haut.
  • Regelmäßig nachcremen, um Schutzverluste durch Baden oder Schwitzen auszugleichen.
  • Viel Tomaten essen und grünen Tee trinken. Die Wirkung von Betacarotin- (Provitamin A) Kapseln hingegen ist eher gering (entspricht nur etwa LSF 2). Auch die Einnahme von Vitamin E und C ist laut Studien ineffektiv.
  • Bei schweren Verläufen: vorbeugende Lichttherapie beim Hautarzt

Achtung

UVA-Strahlen dringen auch durch Fensterglas. Bei längeren Autofahrten also unbedingt einen Sonnenschutz auftragen oder spezielle UV-Folien für die Scheiben verwenden.

Mallorca-Akne

Mallorca-Akne ist eine Variante der polymorphen Lichtdermatose. Bei der Mallorca-Akne ist nicht nur die UV-Strahlung allein für die Hautreaktion verantwortlich, sondern die Kombination aus Sonnenlicht und weiteren Faktoren, meist Bestandteile einer fettreichen Sonnencreme.

Symptome

Akneähnliche, entzündlich gerötete Knötchen mit Juckreiz an sonnenexponierten Arealen, vor allem an Stellen mit vielen Talgdrüsen wie Gesicht, Dekolleté oder oberer Rücken.

Ursache

UVA-Strahlen reagieren mit Bestandteilen der Sonnencreme (Lipide, Emulgatoren). Es kommt zur Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies (Sauerstoffradikalen) und Entzündung der Talgdrüsenfollikel.
Personen mit eher fettiger Haut sind gefährdeter, da die körpereigene Talgproduktion Mallorca-Akne verschlimmert.

Behandlung

  • Weitere Sonnenbestrahlung meiden.
  • Grundsätzlich eher zurückhaltende Behandlung, damit die Knötchen spontan und narbenlos abheilen.
  • Nach Rücksprache mit einem Hautarzt gegebenenfalls lokale Anwendung von Vitamin-A-Säure. Diese macht die Haut allerdings lichtempfindlich.
  • Bei Superinfektion, also zusätzlicher Besiedelung mit Bakterien: innere Behandlung mit Antibiotikum.

Vorbeugung

  • Haut langsam an die Sonne gewöhnen.
  • Ausreichend hohen Sonnenschutz anwenden (vor allem durch Kleidung).
  • Bei Neigung zu fettiger Haut: fettfreien Sonnenschutz sowie After-Sun-Produkte (Fluids oder Sprays) ohne Konservierungs- und Duftstoffe verwenden.
  • Kein Parfum auf sonnenexponierte Hautareale auftragen.

Phototoxische Reaktionen

Phototoxische Reaktionen sind entzündliche, sonnenbrandähnliche und scharf begrenzte Hautreaktionen, die nach Sonneneinwirkung und äußerer Anwendung von ätherischen Ölen (beispielsweise Bergamotte-, Lavendel-, Zitronenöl) oder Kontakt mit Pflanzeninhaltsstoffen (Furocoumarine) verursacht werden können.
Seltener werden phototoxische Reaktionen auch durch Medikamente wie bestimmte Antibiotika (Tetrazykline) oder Diuretika (Mittel zur Entwässerung) ausgelöst.

Deshalb: Lesen Sie immer den Beipackzettel, auch bei freiverkäuflichen Medikamenten, und verwenden Sie in der sonnenreichen Jahreszeit grundsätzlich einen Sonnenschutz.  

Bleiben Sie gesund wünschen Dr. Monique Stengel und "Wir in Bayern!"


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