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Zahnmedizin Antworten auf wichtige Zahnarztfragen

Wie lässt sich verhindern, dass das Zahnfleisch zurückgeht? Sind Implantate ein sinnvoller Zahnersatz? Und was hilft gegen Zahnarztphobie? Diese und weitere Fragen hört Zahnarzt Dr. Dietmar Hellebrand im Praxis-Alltag immer wieder. Hier kommen seine Antworten.

Stand: 03.05.2023 12:22 Uhr

Zahnärztin mit Patient | Bild: Colourbox

Wie lässt sich verhindern, dass das Zahnfleisch zurückgeht?

Entscheidend ist eine gute Mundhygiene. Putzen Sie die Zähne zweimal täglich möglichst sanft mit einer weichen oder mittelharten und am besten elektrischen Zahnbürste – achten Sie darauf, nur wenig Druck auszuüben. Verwenden Sie außerdem Zahnseide, um Plaque und Speisereste zwischen den Zähnen zu entfernen und das Risiko von Zahnfleischentzündungen zu verringern.

Wenn Sie bereits Anzeichen von Zahnfleischrückgang bemerken, sollten Sie einen Zahnarzt aufsuchen. In manchen Fällen kann eine frühzeitige Behandlung den Fortschritt stoppen oder sogar rückgängig machen.

  • Ist Parodontitis die Ursache, kann der Zahnarzt den Zahnfleischrückgang mit professioneller Reinigung und einer Parodontitis-Therapie angehen.
  • Ist eine Fehlbelastung aufgrund von nächtlichem Knirschen oder Pressen der Grund, kann eine Aufbissschiene helfen.

Außerdem sind eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil sinnvoll, um das Immunsystem zu stärken und Entzündungen im Mund vorzubeugen. Bei Rauchern ist eine Rauchentwöhnung hilfreich, da Rauchen zu Zahnfleischproblemen führen kann.

Ist ein Implantat als Zahnersatz eine gute Lösung?

Grundsätzlich ist die Art des Zahnersatzes eine Einzelfallentscheidung. In den meisten Fällen sind Implantate aber tatsächlich die beste Lösung, weil die Nachbarzähne nicht beschliffen werden müssen, um den Zahnersatz zu befestigen (wie beispielsweise bei einer Brücke) – gesunde Zähne bleiben im Idealfall unangetastet.

  • Es hängt davon ab, wie viel Knochensubstanz ein Patient hat. Viel intakter Kieferknochen ist gut. Aber auch wenn wenig Knochen vorhanden ist, um die Schraube des Implantats zu verankern, kann dieser zuvor aufgebaut werden.
  • Ein weiteres Kriterium sind die Nachbarzähne. Sind diese instabil oder nicht mehr intakt, kommt eine Brücke ohnehin nicht in Frage, weil die Nachbarzähne als "Pfleiler" zu wenig Halt bieten würden.

Implantate halten viele Jahre, bei guter Pflege sogar ein Leben lang, und sie haben von allen Behandlungsmethoden die höchste Erfolgsquote. Der Eingriff ist grundsätzlich überschaubar.

Gut zu wissen:

Ein Implantat ist eine künstliche Zahnwurzel, die in den Kieferknochen eingesetzt wird. Es fungiert als stabile Basis für eine Krone oder Prothese, die den fehlenden Zahn ersetzt.

Können die Eltern durch Küssen oder Löffelabschlecken Karies auf ihr Kind übertragen?

Ja. Ein Kind kommt sozusagen "steril" auf die Welt. Die Keimbelastung überträgt sich erst über den Speichel der Erwachsenen auf die Kinder.

  • Am besten teilen sich Eltern und Großeltern nicht das Besteck mit ihren (Enkel-)Kindern, und wenn etwas auf den Boden fällt, nicht ablecken, sondern nur abwischen.
  • Die zahnärztliche Empfehlung ist, Babys nicht direkt auf den Mund zu küssen. Das halte ich allerdings für kaum durchführbar und wenig erstrebenswert.
  • Achten Sie deshalb auf eine möglichst gute eigene Mundhygiene, um die bakterielle Belastung gering zu halten.

Gut zu wissen:

Kinder sind in den ersten Lebensjahren besonders anfällig für eine Besiedelung mit Bakterien, da Immunsystem und Mundflora noch nicht vollständig entwickelt sind. Sobald sich die kariogenen Bakterien im Mund des Kindes ansiedeln, können sie beginnen, Säuren zu produzieren, die den Zahnschmelz angreifen und Karies verursachen.

Im Alltag ist es unrealistisch, Berührungen mit dem Kind so zu reduzieren, dass überhaupt keine Keime übertragen werden können. Führen Sie Ihr Kind deshalb so früh wie möglich ans Zähneputzen und zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen heran. Der erste Zahnarztbesuch sollte idealerweise stattfinden, sobald die ersten Zähne durchbrechen.

Was hilft gegen Angst vor dem Zahnarzt?

Es fängt beim richtigen Zahnarzt an: Fragen Sie Freunde oder Bekannte nach Empfehlungen, um einen einfühlsamen und vertrauenswürdigen Zahnarzt zu finden, bei dem Sie sich wohlfühlen.

  • Informieren Sie Ihren Zahnarzt über Ihre Ängste.
  • Beginnen Sie mit einer einfachen Untersuchung oder einer Zahnreinigung, bevor Sie sich komplizierteren Behandlungen unterziehen.
  • Fragen Sie Ihren Zahnarzt, was während der Behandlung passieren wird, damit Sie wissen, was Sie erwartet und nicht überrascht werden.
  • Hören Sie Musik oder Podcasts über Kopfhörer, um sich während der Behandlung abzulenken.
  • Bringen Sie eine vertraute Person mit, die Sie während des Termins unterstützen kann.
  • Möglicherweise kann Ihnen Ihr Hausarzt Beruhigungsmittel verschreiben.
  • Ihr Zahnarzt hat möglicherweise ebenfalls Möglichkeiten zur Beruhigung, zum Beispiel Lachgas oder eine Sedierung.
  • Lassen Sie einen größeren Eingriff unter Vollnarkose durchführen.

Je nach individuellen Vorlieben können auch Entspannungsmethoden wie Atemtechniken, Meditation oder autogenes Training helfen. Auch Hypnose können Sie als Möglichkeit in Betracht ziehen.

Sollte Ihre Zahnarztangst so schwerwiegend sein, dass regelmäßige Zahnarztbesuche unmöglich sind, sollten Sie die professionelle Hilfe eines Psychologen oder Psychotherapeuten, der auf Angststörungen spezialisiert ist, in Anspruch nehmen. Die schlechteste Lösung ist, gar nichts zu unternehmen.

Schadet eine professionelle Zahnreinigung den Zahnkronen?

Nein, eine professionelle Zahnreinigung schadet den Zahnkronen nicht. Sie wird von zahnmedizinischem Fachpersonal wie Zahnärzten oder Dentalhygienikern durchgeführt, die genau wissen, was sie tun. Im Gegenteil: Kronenränder machen eine gründliche Pflege umso wichtiger, denn sie sind Eintrittspforten für Bakterien, insbesondere, wenn sie unterhalb des Zahnfleischsaums liegen.
Je mehr Kronen beziehungsweise Zahnersatz Sie haben, desto mehr sollten Sie auf eine gute Mundhygiene achten. Dabei kann eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung helfen. Sie wird von den Krankenkassen zwar oft nicht bezahlt, weil diese den Nutzen mit Studien nicht eindeutig belegt sehen, die Zahnärztlichen Vereinigungen aber halten die professionelle Reinigung für wichtig, und auch ich empfehle sie aus meiner Erfahrung. 

Sollten Sie Bedenken bezüglich Ihrer Zahnkronen haben, sprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt oder Dentalhygieniker. Er kann Ihnen erklären, wie die Reinigung durchgeführt wird und wie Sie Ihre Zahnkronen am besten schützen können.

"Bleiben Sie gesund!" wünschen Dr. Dietmar Hellebrand und "Wir in Bayern"!


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