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Ernährung Ernährungstipps bei Rheuma

Steife Gelenke, Schmerzschübe und Bewegungsprobleme: Etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Rheuma – einer Krankheit mit mehr als 100 Krankheitsbildern. Schuld kann die falsche Ernährung sein. Rheumapatienten sollten deshalb unbedingt die richtigen Lebensmittel essen. Wie der Speiseplan am besten aussehen soll, weiß Ernährungsexpertin Jutta Löbert.

Stand: 22.10.2021

Gesunde Lebensmittel, ideal für Rheumapatienten | Bild: BR_stock.adobe.com/Natalia Lisovskaya

Rheumatische Erkrankungen sind weit verbreitet. Besonders häufig: die entzündliche Gelenkerkrankung rheumatoide Arthritis. Sie begleitet die Betroffenen ein Leben lang. Bislang gibt es keine Heilung – aber die gute Nachricht: Neben einer Therapie kann die richtige Ernährung die Beschwerden lindern.

Welche Rolle spielt die Ernährung bei Rheuma?

Die falsche Ernährung kann bei genetischer Veranlagung ein Auslöser für die Gelenkprobleme sein. Umgekehrt hilft die richtige Ernährung, die Entzündungen einzudämmen und die Schmerzen zu lindern. Viele Betroffene können damit sogar die Dosis ihrer schmerzstillenden Medikamente reduzieren, was wiederum Leber, Magen und Nieren entlastet.

Auslöser der Entzündungen sind Botenstoffe, die aus Arachidonsäure gebildet werden – eine Omega-6-Fettsäure, die das entzündliche Geschehen im Körper anheizt. Die natürlichen Gegenspieler sind Omega-3-Fettsäuren.

Was dürfen Rheumapatienten essen?

Setzten Sie auf eine entzündungshemmende Kost. Das heißt:

  • Hochwertige Pflanzenöle. Leinöl zum Beispiel enthält viel ALA, eine  Omega-3-Fettsäure. Sie unterstützt den Organismus effektiv dabei, Entzündungen zu bekämpfen, da sie ein Gegenspieler der Arachidonsäure ist. Aber auch Raps- und Walnussöl weisen einen hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren auf. Zudem bietet Olivenöl für Rheumatiker eine günstige Fettsäurenzusammensetzung.
  • Fette Kaltwasserfische wie Makrele, Hering und Lachs, aber auch Heilbutt, Sardine und Thunfisch, liefern entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren.
  • Nüsse, beispielsweise Walnüsse, enthalten viel Omega-3-Fettsäuren und haben ein gutes Fettsäurenverhältnis.
  • Obst, Gemüse und Kräuter liefern Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien wie Vitamin C oder Betacarotin – so werden freie Radikale neutralisiert und die Aktivität der entzündlichen Schübe gemindert. Ideal sind fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag.
  • In Ingwer stecken Scharfstoffe, die Entzündungen mildern können. Er schmeckt fein gerieben in Currys, Suppen oder als Tee. Zu den Ingwergewächsen zählt auch Kurkuma. Der Inhaltsstoff Curcumin wird ebenfalls traditionell bei Entzündungen angewendet.
  • Fettarme Milch und Milchprodukte wie Joghurt, Quark und Käse sind wichtig. Denn durch Bewegungsmangel, wiederkehrende Entzündungen und oft auch eine Kortisontherapie sind Rheumatiker anfälliger für Knochenschwund. Rund 60 bis 70 Prozent der Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen entwickeln im Verlauf ihrer Krankheit eine Osteoporose. Die ausreichende Versorgung mit dem Knochenmineralstoff Calcium ist deshalb entscheidend.
  • Wählen Sie bei Getreideprodukten die Vollkornvarianten.
  • Fleisch und Wurst sollten Sie auf maximal zwei Portionen pro Woche reduzieren. Bevorzugen Sie Geflügel und Wild, und achten Sie beim Kauf auf die Haltungsbedingungen und die Grünfutterfütterung. Ein hoher Grünfutteranteil bewirkt einen höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren und enthält weniger  Arachidonsäure. Das trifft auch auf Biomilch zu.
  • Fischölkapseln können sinnvoll sein, allerdings nur nach ärztlicher Verordnung.

Welche Lebensmittel sollten Rheumapatienten meiden?

  • Essen Sie möglichst wenig Fleisch und Wurst, maximal zwei Portionen pro Woche. Die schädliche Arachidonsäure steckt vor allem in rotem Fleisch, Innereien und Wurst.
  • Besonders viel Arachidonsäure enthält Schweinefleisch und daraus hergestellte Produkte wie Brat- und Bockwurst oder Salami.
  • Auch tierische Fette wie Butterschmalz, Gänseschmalz und Schweineschmalz liefern viel Arachidonsäure. Butter ist in Maßen erlaubt.
  • Im Ei, insbesondere im Eigelb, ist ebenfalls Arachidonsäure enthalten. Auf Eier müssen sie jedoch nicht ganz verzichten, aber auch hier gilt: Essen Sie möglichst wenig (maximal zwei bis drei pro Woche).
  • Zuckerkonsum fördert ebenfalls entzündliche Prozesse. Dabei sind nicht nur Süßigkeiten die Übeltäter, sondern auch versteckter Zucker in Fruchtjoghurts, Ketchup, Müsliriegeln oder Fertiggerichten.
  • Vorsicht bei Sonnenblumenöl! Genauso bei Distel- und Weizenkeimöl. Unser Körper kann die Linolsäure aus diesen Ölen selbst in Arachidonsäure umwandeln! In vielen Margarinen und Pflanzencremes ist Sonnenblumenöl enthalten.
  • Glutenhaltiges Getreide wie Weizen enthält bestimmte Eiweiße, die eine Immunreaktion im Darm auslösen und Entzündungen befeuern können. Manchen Rheumatikern hilft es deshalb, den Weizen stark zu reduzieren oder sogar wegzulassen. Die Datenlage lässt allerdings bisher keine allgemeine Empfehlung zu.

Wer sich "rheuma-gerecht" ernährt, kann auch leichter Übergewicht abbauen und so die Entzündungsprozesse im Körper weiter ausbremsen. Bewegen Sie sich regelmäßig, am besten an der frischen Luft! So stärken Sie Ihr Immunsystem zusätzlich

Hier finden Sie eine Liste mit Lebensmitteln, die bei Rheuma gut und schlecht sind:

Gute und schlechte Lebensmittel bei Rheuma Format: PDF Größe: 111,18 KB

Rheuma-Rezepte der "Wir in Bayern"-Köchinnen und -Köche

Dorade mit Safran-Muschel-Ragout, Fenchel und Süßkartoffel von Ali Güngörmüş:
Statt Sonnenblumenöl Raps- oder Olivenöl und weniger Butter verwenden.
Lachsforelle mit Fenchel-Lauch-Füllung, Sesamkartoffeln und Rote-Bete-Dip von Alfred Fahr:
Statt Butterschmalz Rapsöl und statt Mascarpone fettarmen Joghurt verwenden.

Fazit

Bestimmte Lebensmittel wie Süßigkeiten, Weizenprodukte und der übermäßige Verzehr von Fleisch, insbesondere Schweinefleisch, verschlimmern die entzündlichen Prozesse bei Rheuma. Eine Ernährungstherapie mit viel Obst und Gemüse, zweimal wöchentlich Seefisch, fettreduzierten Milchprodukten und möglichst ohne Fleisch, beeinflusst den Krankheitsverlauf positiv. Haben Sie Geduld! Der Effekt setzt erst nach 3 Monaten ein und verstärkt sich im Verlauf von 12 Monaten.

Viel Erfolg wünschen Jutta Löbert und "Wir in Bayern"!


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