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Bücher Lesetipps von der Leipziger Buchmesse

Wer auf der Suche nach brandneuen Buchtipps ist und es selbst nicht auf die Leipziger Buchmesse, den wichtigsten Frühjahrstreff der Buchbranche, geschafft hat, der bekommt seine Leseempfehlungen jetzt von Buchhändlerin Sabine Abel. Sie hat sich für Sie umgeschaut, was gerade druckfrisch auf dem Markt und absolut lesenswert ist. Von spannendem Thriller bis zu witzigem Roman sollte für jeden die passende Lektüre dabei sein!

Stand: 27.03.2024

Ein aufgeschlagenes Buch auf einem Couchtisch. | Bild: BR/Lisa Hinder

Jens Steiner: Die Ränder der Welt

Im Basel der Nachkriegszeit wachsen zwei Jungs heran. Zum einen Kristian, der mit seinen Eltern aus Estland in die Schweiz immigriert ist, zum anderen Mikkel, der mit seiner Familie in Kristians Nachbarschaft wohnt. Schon als die Buben noch klein waren und sich auf dem Spielplatz im Viertel herumtrieben, hatte Mikkel eine große Anziehung auf Kristian. Mikkel war der Held auf dem Spielplatz, alle Kinder wollten mit ihm befreundet sein. Kristian hingegen war, auch wegen seiner anfangs nur mittelmäßigen Deutschkenntnisse, oft Opfer von Streichen und Gemeinheiten. Und Mikkel suchte sich ausgerechnet Kristian als besten Freund aus.
Die Freundschaft hält bis ins Erwachsenalter, auch wenn Mikkel immer derjenige ist, der die Richtung vorgibt und Kristian derjenige, der folgt. Er folgt auch Mikkel nach dem Schulabschluss nach Dänemark, wo die beiden ihr Glück als Künstler suchen. Kristian findet dort außerdem seine große Liebe, die jäh endet, als Mikkel mit der jungen Frau eine Affäre beginnt.
Kristian fällt ob des Verrats aus allen Wolken und bricht zu einer Reise auf, die ihn durch die ganze Welt bis hin nach Patagonien führt. Erst dort, am anderen Ende der Welt, schafft er es, neu anzufangen, sich zu sortieren und ein neues Leben zu beginnen.

Doch eines Tages, Jahrzehnte später, erhält er eine seltsam formulierte Nachricht von Mikkel. Also macht er sich wieder auf die Reise, zurück nach Europa, auf die kleine dänische Insel Christiansø. Bekommt er jetzt endlich Antworten auf die Fragen, die ihn schon sein ganzes Erwachsenenleben umtreiben?

Sabine Abel: "Dieses Buch ist das perfekte Leseerlebnis für alle, die Abenteuerromane, Naturbeschreibungen und Reiseberichte mögen. Außerdem behandelt Jens Steiner wie nebenbei die großen Themen des Lebens: Freundschaft, Liebe, Heimat und Dazugehörigkeit. Sein Erzählstil ist unaufgeregt und ruhig , trotzdem kommt man beim Lesen ganz schön außer Atem."

Maxim Leo: Wir werden jung sein

Der Traum von der ewigen Jugend ist ein Thema, das schon immer die Kunst und die Literatur beschäftigt hat. In Maxim Leos neuem Roman wird dieser Traum zur Wirklichkeit.
Eigentlich wollte Professor Martin Mosländer in seiner Studie ein neues Herzmedikament erforschen. Doch als die Teilnehmer der Studie nach Einnahme der Pillen schnell beschwerdefrei sind und sich ihre Werte völlig normalisiert haben, ist klar, dass er etwas ganz und gar Bahnbrechendes entwickelt hat.
Bei den Probanden handelt es sich um Jonas, einen Jugendlichen, der gerade im Begriff ist, seine ersten Erfahrungen in Sachen Liebe zu machen. Dann ist da noch Verena, ehemalige Leistungsschwimmerin, die mit 34 Jahren plötzlich einen neuen Weltrekord schwimmt. Jenny, die seit Jahren einen unerfüllten Kinderwunsch hat, und der Immobilienmogul Wenger, der eigentlich gerade seinen Nachlass geregelt hat und sich langsam vom Leben verabschiedet. Alle Teilnehmer erleben nach Einnahme des Medikaments nicht nur ihre Genesung, ihre biologische Uhr wird zurückgedreht. Ihr Altern wird praktisch aufgehoben.
Maxim Leo schreibt die Geschichte aus ihren Perspektiven. Er erzählt von verpassten Chancen, die man auf einmal nachholen kann, vom Glück, sich plötzlich wieder jung und dynamisch zu fühlen. Doch die ewige Jugend birgt auch Fallstricke.
Als die Öffentlichkeit von Professor Mosländers Wundermittel erfährt, steht die Welt Kopf. Superreiche Investoren wollen sich die Rechte an dem Medikament sichern, Aktivisten treten auf den Plan. Sie wollen für weltweite Gerechtigkeit sorgen, schrecken nicht einmal vor Entführung zurück. Gesellschaftliche Fragen werden aufgeworfen. Was passiert mit all den jungen Menschen, wenn die Alten nicht mehr sterben, also nicht Platz machen? Erhebliche soziale und globale Reibungen sind vorprogrammiert.

Sabine Abel: "Dieser Roman liest sich locker, leicht und besticht immer wieder durch seine Situationskomik und wunderbar schräge Art, wie die Protagonisten beschrieben werden. Trotzdem beschäftigt sich Maxim Leo auch mit den gesellschaftlichen Problemen unserer Zeit. Immer wieder stupst er uns beim Lesen auf Ungerechtigkeiten. Klar, dass auch der Jugendwahn unserer Gesellschaft ordentlich aufs Korn genommen wird."

Toni Jordan: Eine fast perfekte Frau

Kylie Schnabel kennen viele schon aus "Dinner mit den Schnabels", wo sie der Hauptfigur Nick fürchterlich auf die Nerven geht. Im neuen Roman von Toni Jordan erfahren wir, wie das Leben der Perfektionistin, deren treuester Begleiter ihr Fitness-Tracker ist, den sie niemals, aber auch wirklich niemals ablegt, völlig auf den Kopf gestellt wird. Und dafür braucht es nur sieben Tage.
Alles beginnt damit, dass Kylies Mutter sich den Knöchel bricht und Hilfe benötigt, die sie vom Organisationstalent Kylie auch bekommt. Kylie regelt alles - mit dem Ergebnis, dass die Mutter ihre Pflegerin in Windeseile wieder vergrault. Dann steht aus heiterem Himmel noch Kylies Job als Apothekerin auf dem Spiel. Und zu allem Überfluss zeigt der Fitness-Tracker ihres Freundes Collin, den sie natürlich ebenfalls unter Kontrolle hat, zu nächtlicher Stunde verdächtige Ausschläge. Kurz, die Katastrophen häufen sich und Kylie sieht sich gezwungen, über ihr ach so perfektes Leben nachzudenken.

Sabine Abel: "Nobody is perfect, und das ist auch gut so. Dieses Gefühl bekommt man beim Lesen von Kylies Geschichte auf ebenso komische wie ansprechende Weise vermittelt. Man erkennt sich selbst in der Protagonistin wieder, fühlt sich oft regelrecht ertappt, und bekommt Lust, die Dinge vielleicht auch mal etwas lockerer anzugehen."

Liz Webb: Das Waldhaus

Nach Jahrzehnten kehrt Hannah nach London zurück, um sich um ihren schwer demenzkranken Vater zu kümmern. So weit, so normal. Doch man merkt von Anfang an, dass eben nichts normal ist in dieser Familie. Irgendetwas stimmt nicht. Was das ist, beginnt man zu ahnen, als Hannahs Vater sie eines Tages nicht mehr erkennt und sie für ihre Mutter hält. Diese war Jahre zuvor überraschend gestorben. Woran und warum genau sie gestorben ist, konnte nie geklärt werden.
Hannahs Bruder verdächtigte damals den Vater und brach den Kontakt zur Familie komplett ab. Hannah begreift, dass die Krankheit des Vaters ihre Chance ist, um das Geheimnis vielleicht doch noch zu lüften. Sie fängt an, sich tatsächlich als ihre Mutter auszugeben, spielt dem Kranken diese Rolle vor und entlockt ihm so immer mehr Details und Hinweise zu den Todesumständen. Zudem nimmt sie Kontakt zu ehemaligen Nachbarn und alten Freunden auf, letztendlich sogar zu ihrem Bruder. Stück für Stück bröckelt das Bild, das Hannah von ihrer Familie und vor allem von ihrer Mutter wie einen Schutzwall um sich herum aufgebaut hat und sie muss sich der Vergangenheit stellen.

Sabine Abel: "Das Buch ist so spannend, dass man es nicht mehr weglegen kann und es in einem Rutsch durchliest. Zusammen mit Hannah entschlüsselt man die wirren "Brotkrumen" des Vaters und folgt den Hinweisen, die sie mithilfe alter Bekannter zusammenträgt. Was diese gemeinsame Schnitzeljagd so besonders macht, ist, dass Hannah alles andere als sympathisch ist. Sie ist eine Jammerliese mit einem Alkoholproblem, von der man trotzdem einfach nicht lassen kann. Eine packende Lektüre, genau das Richtige für Fans von Charlotte Link und Co."

Viel Freude beim Lesen wünschen Sabine Abel und "Wir in Bayern"!


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