BR Fernsehen - STATIONEN


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Verkaufsschlager Krimi Mörderische Geschichten

Ob Verschwörungstheorien im Vatikan, Serienkiller oder Obduktionen in der Pathologie: Menschen lieben den Grusel. Das Krimifestival München zieht jedes Jahr namhafte Autoren und Tausende Krimifans an. STATIONEN beschäftigt sich mit den Abgründen von Mord und Totschlag.

Von: Elisabeth Möst und Agnieszka Schneider

Stand: 27.09.2016

Miroslav Nemec liest aus seinem Krimi | Bild: Krimifestival München / Sabine Thomas

Miroslav Nemec als Krimiautor

Er ist eines der bekanntesten Gesichter des Tatorts: Miroslav Nemec, alias Ivo Batic. Als Schauspieler kennt er im Krimi beide Seiten, Gut und Böse. In "Der Alte" und "Derrick"hat er schon Bösewichte gespielt, während er im Tatort seit 1991 als Hauptkommissar Ivo Batic an der Seite von Udo Wachtveitl (Hauptkommissar Franz Leitmayr) in dem Münchner Tatort Verbrecher jagt. Für diese Rolle erhielt er 1997 und 2001 den Goldenen Löwen und den Bayerischern Fernsehpreis als bester Darsteller. 2011 folgte dann der Grimme-Preis.

Miroslav Nemec: "Die Toten von der Falkneralm. Mein erster Fall" (Knaus, 2016)

In seinem ersten Krimi schlüpft Nemec in die Rolle des Ermittlers. Als Miroslav Nemec ist er im Berghotel Falkneralm zu einer Krimi-Lesung eingeladen. An dem Abend passieren drei Morde, das kann kein Zufalls sein, meint Nemec und beginnt zu schnüffeln - was der echten Polizei zunächst überhaupt nicht passt. Sie hält nicht viel von dem Promi-Schauspieler. Das Buch ist teils autobiografisch, teils fiktiv mit überzeichneten Figuren. Nemec spielt offenbar gerne zwischen Tatort-Kommissar und Krimiautor.

Krimi-Pfarrer Felix Leibrock

Pfarrer Leibrock schreibt Krimis

Felix Leibrock ist Polizeiseelsorger bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei, leitet das Evangelische Bildungswerk in München und arbeitet in der evangelischen Redaktion von Antenne Bayern. Und wenn er dann noch Zeit hat, schreibt er Krimis. Da er oft ziwschen München und Weimar pendelt, nimmt er im Auto gerne Anhalter mit und lässt sich für seine Bücher inspirieren.

"Ich versuche, mit den Krimis in die Geschichte hinheinzugehen und überlege, was könnte historisch so von Belang sein, dass es in der Gegenwart auch noch interessant ist."

Felix Leibrock, Krimi-Pfarrer

Felix Leibrock: "Eisesgrün" (Knaur, 2016)

Eine Fahrt "verkürzte" ihm ein Pathologe und lieferte Stoff für ein neues Buch. Farben spielen bei Leibrock eine wichige Rolle. Nach "Todesblau" folgt jetzt "Eisesgrün". Hier entdecken zwei Landschaftgärtner Hügelgräber, die jedes mal einen noch grausameren Fund offenbaren. Nach einer Puppe im ersten Grab finden die Gärtner eine Hundeleiche und im dritten Grab schließlich menschliche Überreste. Spannend.

Leichenpräparator Alfred Riepertinger

Alfred Riepertinger, 51 Jahre alt, ist medizinsicher Präparator am Institut für Pathologie des Klinikums Schwabing - eine Koryphäe in seinem Fach. Viele Jahre hat er mit dem berühmt-berüchtigten Körperwelten-Plastinator Gunther von Hagens zusammengearbeitet. In der Pathologie des Klinikums ist er auf die Wiederherstellung von Leichen spezialisiert, vor allem nach Unfällen oder Mordtaten. Riepertinger ist es wichtig, dass Angehörige von ihren Lieben auch nach einem grausamen Geschehen würdevoll Abschied nehmen können. Seine Lesungen beim Krimifestival sind immer ausverkauft.

"Ein toter Mensch kann unendlich viele Geschichten erzählen."

Alfred Riepertinger, Oberpräparator

Alfred Riepertinger: "Mein Leben mit den Toten. Ein Leichenpräparator erzählt" (Heyne, 2012)

Riepertinger beschreibt in seinem Sachbuch seinen Werdegang und erzählt, was ihn seit seiner Kindheit an Toten so fasziniert. Er berichtet auf seine unwiderstehlich trockene Art von Sektionen und wie er Leichen nach Unfällen wieder zusammengeflickt hat. Grusel, weil es so wahr ist. Sein Motto ist die lateinische Inschrift in Deutschlands berühmtesten Sektionssaal im Schwabinger Klinikum: "Mortui vivos docent" - Die Toten lehren die Lebenden. So tief ins Innere von Menschen hat noch kaum jemand gesehen.

"Jeder kann zum Mörder werden"

Krimi-Autor Josef Wilfling

Mit dieser These wurde er bekannt, dass jeder Mensch zum Mörder werden kann. Das lehrt Wilfing seine Berufserfahrung in der Mordkommission. Der 69-jährige ist einer der bekanntesten Ermitter Deutschlands - auch wenn er schon ein paar Jahre im Ruhestand ist. Unter Wilfling wurde die Münchner Mordkommission wegen ihrer hohen Aufklärungsrate bundesweit bekannt. Sein Team war unter den Ersten, die mit Aufkommen der DNA-Analyse alte Fälle wieder aufnahmen und zahlreiche "Cold Cases" nach Jahrzehnten aufklärten.

"Kriminalfälle sind immer auch ein Teil der Geschichte einer Stadt und damit Allgemeingut. Ich habe meine Fälle aufgeschrieben, um sie zu erhalten.  Das war ein großer Erfolg. Viele sagten, das Schlimme an den Büchern sei, dass die Fälle alle wirklich passiert sind. Krimis suggerieren oft etwas, was mit der Realität wenig zu tun hat. Vieles erfährt man durch die Medien, aber das ist lückenhaft. Was gefehlt hat, ist der richtige Blick hinter die Kulissen, das habe ich versucht, zu ermöglichen."

Josef Wilfling, ehem. Kriminalkommissar

Josef Wilfling: "Abgründe. Wenn aus Menschen Mörder werden" (Heyne, 2010) / "Unheil. Warum jeder zum Möder werden kann" (Heyne, 2012) / "Verderben. Die Macht der Mörder" (Heyne, 2015)

Die Abgründe von Mördern und Verbrechern hat der Vernehmungs-Spezialist in seinen Büchern festgehalten. Bei der Münchner Mordkommission, deren Leiter er 2002 wurde, klärte er auch viele prominente Fälle auf, die Morde an Walter Sedlmayr und Rudolph Moshammer und er schnappte den Serientäter und Frauenmörder Horst David. Zudem ermittelte er im Falle des Schauspielers Günther Kaufmann.

Weitere Informationen auf der Homepage des Krimifestivals München


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