BR Fernsehen - Kunst + Krempel


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Bowle Rocaillen für den Kaiser

Diese versilberte, zwischen 1893 und 1910 gefertigte Bowle, mit einem Adler bekrönt, zeigt, wie groß damals in Deutschland die Begeisterung für Reich und Kaiser war.

Stand: 21.03.2013 | Archiv

Auf dem Deckel dieser prächtigen, pokalförmigen Bowle lüftet ein Adler seine Schwingen: Symbol für ein aufstrebendes Deutsches Reich und seinen Kaiser, Wilhelm den Zweiten. Die Begeisterung für Reich und Kaiser war in dieser Zeit allgegenwärtig, auch in der deutschen Tischkultur.

Entstanden ist diese Bowle nach der Weltausstellung von Chicago 1893. In dieser späten Phase des Historismus war das Rokoko wieder einmal groß in Mode und mit ihm die Rocaillen. Schneckenförmige Muster überziehen diese Bowle vom Fuß über den Schaft bis hoch zum Deckel. Selbst ihr herausnehmbarer Glaskörper, geschliffen in Form einer großen Weintraube, liegt in einem Gitterwerk aus Rocaillen.

So prächtig die Bowle auch erscheint, sie ist nicht aus Silber, sondern aus stark versilbertem Alpaka gefertigt. Dieses Material, auch Neusilber oder 'deutsches Silber' genannt, besteht aus einer Kupfer-Nickel-Zink-Legierung, die optisch dem Silber sehr nahe kommt. Auch ist diese Bowle keine Einzelanfertigung, sondern Fabrikware - dennoch waren solche Stücke sehr teuer. Heutzutage kommt ihr Seltenheitswert hinzu, denn nur wenige haben zwei Weltkriege überstanden.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 1.500 bis 2.500 Euro
  • Datierung: 1893 bis 1910
  • Herkunft: Deutschland
  • Sendung vom 23. März 2013

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