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Miniaturtruhe Zünftige Tradition

Diese Miniaturisierung einer historischen Zunfttruhe aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts drückt die damalige Sehnsucht nach deutscher Identität und Einheit aus.

Stand: 19.08.2013 | Archiv

Der altdeutsche Stil war große Mode ab 1867, dem Jahr, das mit der Gründung des ersten deutschen Bundesstaats, dem Norddeutschen Bund, die deutsche Reichsgründung einläutete. Es war auch der Beginn einer Rückbesinnung auf eine gemeinsame deutsche Kultur.

Dies alles spiegelt sich in diesem kleinen Möbel, der Miniaturisierung einer Zunfttruhe des ausgehenden 16. oder frühen 17. Jahrhunderts. Die kleine Truhe hält sich weitgehend ans große Vorbild, nur die vorne offenen Schubladen weichen davon ab. Und statt nur einem, hatten die originalen Zunftladen immer zwei Schlösser, deren Schlüssel separat von speziell dazu Befugten verwahrt wurden.

Es galt ja auch nicht, historisch genaue Kopien herzustellen – wichtig war das Wiedererkennen eines Stils. Möbel im Miniaturformat, aber auch Großmöbel waren als Stilkopie der alpenländischen Renaissance im 19. Jahrhundert sehr begehrt. Speziell in Ulm fertigte man historistische Fassadenmöbel mit Rundnischen und füllte sie, wie hier, mit Ornamenten im Beschlag- und Rollwerkstil. Vorbildgetreu verwendete man die typischen Holzarten: Ahorn-, Eschen-, Eichen- und Mooreichenholz.

P.S.: Eine transportable Schatztruhe auf Napoleons Feldzügen, wie es in der Besitzerfamilie überliefert wurde, ist diese Truhe nie gewesen. Für das Schlachtfeld ist sie viel zu kostbar und empfindlich. Man sieht ihr an, dass sie –glücklicherweise - immer trocken stand und gut behütet wurde.

Fakten:

  • Geschätzter Wert:2.000 bis 2.500 Euro
  • Datierung: zweite Hälfte 19. Jahrhundert
  • Herkunft: Ulm (?)
  • Sendung vom 31. August 2013

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