BR Fernsehen - Kunst + Krempel


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Frisiertisch Eiserne Leistungsschau

Dieses französische Frisiertischchen im Napoléon-III.-Stil will einem breiten Publikum zeigen, was Mitte des 19. Jahrhunderts im Sandgussverfahren mit Eisen alles möglich war.

Stand: 02.11.2013 | Archiv

So barock dieses Frisiertischchen aus Metall - höchstwahrscheinlich Eisen – auch wirken mag: es ist ein Industrieprodukt des 19. Jahrhunderts, seriell im Sandgussverfahren hergestellt. Verräterisch sind Fabrikationsnummern wie die '5361' und das an verborgenen Stellen angebrachte Wort 'Modèle déposé'.

Das Déposé-Recht wurde um 1834 in Frankreich eingeführt. Es ist ein Gebrauchsmusterschutz, also eine Art Patent für die industrielle Fertigung. Dieses Tischchen stammt aus den 1850er/1860er Jahren, als das Kunstgewerbe und die Kunstindustrie versuchten, sich mit neuen Materialien und neuen Herstellungsweisen große Märkte zu erschließen.

Auch wenn es noch keine 'Mitnahmemärkte' gab: dieses Tischchen ist komplett zerlegbar. Das ornamentale Element der Knospe ist zugleich eine Verbindungsschraube. Hier wird geschnitztes Holz nachgeahmt, aber nur ein einziges Teil ist wirklich aus Holz: der Korpus der Schublade. Ziel war es, zu zeigen, was im Sandgussverfahren alles möglich war. Besonders bei den filigranen, dem Barock entliehenen Elementen im französischen Napoléon-III.-Stil, der äußersten Schwierigkeitsstufe, zeigten sich die Möglichkeiten dieses damals neuen Verfahrens.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 1.200 bis 1.500 Euro
  • Datierung: 1850 / 1860
  • Herkunft: Frankreich
  • Sendung vom 2. November 2013

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