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Echte und falsche Antiquitäten Bei genauem Hinsehen entlarvt

Werden Sie Spurensucher: Verwitterungs-, Säge- und Gebrauchsspuren zeigen Ihnen, ob ein Fälscher am Werk war. Wenn Sie sich dann noch Gedanken über Furnierstärke und Preis machen, sind Sie schon nicht mehr so leicht zu betrügen.

Stand: 07.09.2010 | Archiv

Möbel | Bild: picture-alliance/dpa

Wenn Sie ohne fachliche Beratung ein echtes Möbel kaufen wollen, sollten Sie auf einige Merkmale achten, mit denen sich Fälscher und Kopisten oft verraten:

  • Kann das Möbel seiner Funktion nach überhaupt aus der Zeit stammen, in deren Stil es gestaltet wurde? Jede Epoche kennt nur bestimmte Zwecke und Ausformungen. Ein Couchtisch im Biedermeierstil, ein Rokokonachttisch, ein Renaissance-Telefontisch oder ein Barschrank im Stil des Barock sind niemals echt und auf 100 Meter als falsch zu erkennen!
  • Sind die Rückwand oder die Schubladen mit brauner Farbe oder Beize gesoßt? Jeder Fälscher verwendet gern altes Holz, auch wenn er es unterschiedlich ausgebleicht und verwittert vorgefunden hat. Um dies auszugleichen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die verschiedenen Hölzer anzustreichen. Die Hölzer eines echten Möbels müssen gleichartig gealtert sein. - Finden Sie irgendwo verwitterte Oberflächen? Dann wurde altes Holz verwendet, welches der freien Natur ausgesetzt war. Bei alten Möbeln kommt so etwas nicht vor.
  • Kann man durchgehend parallele Sägspuren auf den Innenseiten der Möbelkonstruktion finden? Dann wurde eine Kreissäge verwendet, die vor 1840 nicht vorkommt. Handsägen können nicht ständig im gleichen Winkel geführt werden und wechseln die Richtung der Rillen, welche die Zähne auf der Schnittfläche hinterlassen.
  • Liegen die Gebrauchsspuren an den richtigen Kanten und Flächen? Gefälschte und auf alt gemachte Möbel werden von den Fälschern oder Kopisten oft an allen Ecken und Kanten abgeschliffen, damit das Möbel „echt“ abgenutzt aussieht. Wirklich alte Gebrauchsspuren gibt es aber nur an den Stellen, wo sie ständig angefasst werden: an den Vorder- und Oberkanten, hinter Handhaben, um Griffe herum oder an Stoßleisten, aber niemals dort, wo niemand hinfasste oder hinkam. Ein Augenmerk sollte auch den Schubladenunterseiten gelten - die Böden sollten ihre Schleifspuren dort hinterlassen haben, wo sie die Schubladenleisten oder den Fachboden tatsächlich berühren.
  • Entspricht die Furnierstärke der vorgeblichen Zeit der Entstehung? Vor 1840 wurden die Furniere mit der Hand gesägt und es entstanden Stärken zwischen drei und vier Millimetern. Durch späteres Abschleifen könnten zwar einige Stellenan den Furnieren nur zwei Millimeter dick sein. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts aber werden Schälfurniere hergestellt, welche mit einem Messer vom Stamm heruntergeschnitten werden. Sie sind maximal einen Millimeter stark und verraten so ihre späte Entstehung.
  • Stimmt der Preis? Im Vergleich zu einer ehrlichen Kopie ist der Preis einer Fälschung natürlich um ein Vielfaches zu hoch. Verglichen mit dem Marktwert eines Originals ist er aber immer verlockend niedrig und sollte misstrauisch machen.

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