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Schwieriger Start in den Urlaub Was tun gegen Reiseübelkeit?

Die Vorfreude auf den Urlaub wird schnell getrübt, wenn auf der stundenlangen Fahrt oder im Flugzeug Reiseübelkeit auftritt. Wie die Reisekrankheit entsteht – und was dagegen hilft!

Von: Carolin Hofmann

Stand: 11.07.2023

Schon als Kleinkind fing bei Theresa die Reiseübelkeit an. Auf längeren Autofahrten geht es der heute Siebenjährigen bis heute schlecht. Vor allem Kinder im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren haben mit Reiseübelkeit zu kämpfen.

"Wenn ich fünf Minuten fahre, dann ist es jetzt nicht so schlimm. Dann spüre ich erstmal nichts – nur wenn es ziemlich kurvig ist und wenn ich zum Beispiel nach unten schaue."

Die siebenjährige Theresa

Warum wird uns übel?

Doch auch Erwachsene bleiben von dem Problem nicht verschont. Der Grund für die auftretende Übelkeit liegt darin, dass unser Gehirn widersprüchliche Informationen empfängt. Die Augen melden etwas Stehendes, Unbewegliches, etwa den Innenraum eines Autos oder Flugzeugs. Gleichzeitig meldet das Gleichgewichtsorgan im Innenohr aber Erschütterung und Schwankungen. Der Körper ist verwirrt und kann mitunter heftig reagieren.

Tipps: Vor der Reise

Wer unter Reiseübelkeit leidet, sollte sich vorbereiten, rät die Tropenmedizinerin Dr. med Tanja Schwamberger. Unten anderem spielt die richtige Mahlzeit eine Rolle.

"Man sollte vor der Reise keine schweren, keine besonders fetthaltigen Sachen mehr essen. Und man kann darauf achten, histaminhaltige Lebensmittel zu meiden. Das liegt daran, dass Histamin einer der Botenstoffe ist, der sozusagen in unserem Gehirn direkt am Brechzentrum ansetzt, also dem Zentrum, das für Übelkeit, zuständig ist. Und Histamin ist zum Beispiel in Thunfisch, in Rotwein, aber auch in Emmentaler, Salami und zum Beispiel auch in Sauerkraut enthalten."

Dr. med Tanja Schwamberger, Fachärztin für Innere Medizin, Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, LMU München

Wundermittel Ingwer

Forschende der Universität Michigan haben außerdem herausgefunden, dass Ingwer Übelkeit lindern und ihr sogar vorbeugen kann. Schon mehrere Tage vor Reiseantritt sollte frischer Ingwer täglich zu sich genommen werden, zum Beispiel als Tee.

Tipps während der Reise

Ingwer kann gegen Reiseübelkeit helfen.

Während der Reise gelten erstmal die altbewährten Mittel: Pausen, Frischluft, Ablenkung durch Hörbücher, Spiele oder Gespräche können außerdem helfen. Nicht lesen oder nach unten sehen! Und am besten einen Punkt am Horizont fixieren! Das geht vor allem auf dem Beifahrersitz. Diese Methode hilft auch bei Theresa, erzählt ihre Mutter Andrea.

"Es hilft wirklich am besten, wenn sie vorne sitzt. Sollte es doch mal zu kurvig sein, hilft noch Fenster aufmachen, also Frischluft. Oder, wenn es ganz arg ist, dann bleiben wir kurz stehen, damit es sich wieder beruhigen kann."

Andrea, die Mutter der siebenjährigen Theresa

Kann Akupressur helfen?

Eine weitere Methode gegen Reiseübelkeit, die sich leicht testen lässt, ist Akupressur. Dabei wird ein Punkt zirka drei Fingerbreit oberhalb des Handgelenks einen halben Zentimeter nach innen gedrückt. Den Punkt dann mit kreisenden Bewegungen für 30 Sekunden massieren. Spätestens nach fünf Minuten sollte eine Verbesserung eintreten. Die Wirkung von Akupressur ist in der Wissenschaft allerdings nicht belegt.

Kaugummis, Tablette, Pflaster

Auch die Pharmazie bietet verschiedenste Präparate gegen Reiseübelkeit an. Viele beinhalten den Wirkstoff Dimenhydrinat, der den Brechreiz unterdrücken soll. Für Kinder eignet sich oft ein Saft gegen die Übelkeit.

"Der Vorteil von Saft ist, dass man individuell nach Gewicht die Dosis berechnen kann. Es gibt Kaugummis mit demselben Wirkstoff, hier ist die Dosierung niedriger. Der Vorteil ist es, dass durch das Kauen der Wirkstoff direkt über die Mundschleimhaut abgegeben wird und deswegen auch etwas schneller wirkt."

Dr. med Tanja Schwamberger, Fachärztin für Innere Medizin, Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, LMU München

Wichtig: Die meisten Medikamente sollten 15 bis 30 Minuten vor Reiseantritt eingenommen werden. Als Nebenwirkung stellt sich oft Müdigkeit ein. Wenn von den freiverkäuflichen Mitteln nichts hilft, ist es zudem möglich, sich vom Hausarzt ein höher dosiertes Pflaster gegen Reiseübelkeit verschreiben zu lassen.


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