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Kurzatmigkeit und Leistungsschwäche Schnell handeln bei Lungenhochdruck!

Unbehandelter Lungenhochdruck ist lebensbedrohlich. Das Tückische: Der Druck baut sich oft langsam auf. Kurzatmigkeit und Leistungsschwäche kommen erst, wenn die Lunge schon massiv geschädigt ist. Doch es gibt wirksame Therapien.

Von: Bernd Thomas

Stand: 11.07.2023

Wenn bei Lungenhochdruck-Betroffenen Symptome wie Kurzatmigkeit und Leistungsschwächeauftreten, sind die Schäden in der Lunge bereits groß. Die gute Nachricht aber ist: Frühzeitig erkannt und behandelt, kann Lungenhochdruck heute zumindest gestoppt werden.

Hannah D. ist 36 Jahre alt. Vor 20 Monaten kommt ihre Tochter zur Welt. Das Glück scheint perfekt. Doch plötzlich ändert sich alles. Sie bekommt die Diagnose Lungenhochdruck, pulmonale Hypertonie. Seitdem hat sich ihr Leben drastisch geändert.

Symptome: Kurzatmigkeit, Schwindel und Leistungsschwäche

Die junge Mutter Hannah litt plötzlich unter Kurzatmigkeit und Schwindel.

Ihr wurde in letzter Zeit häufig schwarz vor Augen, und sie hatte Symptome wie Kurzatmigkeit und Schwindel. Insgesamt schaffte sie kaum, ihren Alltag zu bewältigen. Schon bei kleinen Alltäglichkeiten, wie Treppensteigen, brauchte sie Pausen – typische Symptome für Lungenhochdruck.

Schätzungen der Deutschen Herzstiftung zufolge sind wahrscheinlich mehr Menschen an Lungenhochdruck erkrankt als tatsächlich bekannt. So könnte jeder zehnte über 65 Jahre daran leiden, ohne dass die meisten davon wissen. Aber es gibt immer wieder auch junge Menschen, die an Lungenhochdruck erkranken. Das ist zwar selten, doch umso gefährlicher.

Hannah D. hatte Glück, sie kam schnell ins Zentrum für Lungenhochdruck im Krankenhaus Neuwittelsbach in München. Ein wichtiger Faktor ist, die Erkrankung möglichst früh zu diagnostizieren. Lungenhochdruck ist nur in seltenen Fällen heilbar, sagt Professor Hanno Leuchte. Doch es gibt zumindest eine gute Nachricht.

"Die Lungenhochdruck-Erkrankung war ohne Therapie eine regelmäßig tödlich verlaufende Erkrankung. Mit den Fortschritten, die wir über die letzten Jahrzehnte gemacht haben, haben wir sie zu einer chronisch behandelbaren Erkrankung gemacht. Und das ist schon ein sehr großer Erfolg."

Prof. Dr. med. Hanno Leuchte, Zentrum für Pulmonale Hypertonie, Krankenhaus Neuwittelsbach, München

Lungenhochdruck: unterschiedliche Ursachen

Wie kommt es zum Lungenhochdruck?

Neben dem großen Körper-Blutkreislauf haben wir Menschen auch einen zweiten kleinen, den Lungenkreislauf: Die rechte, kleinere Herzkammer, pumpt das Blut in die Lunge. Der Blutdruck ist dabei deutlich niedriger als im großen Kreislauf und liegt normalerweise unter einem Wert von 20 mm HG. Sind aber Gefäße in der Lunge geschädigt, steigt der Druck gefährlich an. Botenstoffe im Blut ändern sich, die Gefäße ziehen sich zusammen und werden außerdem durch gestörtes Zellwachstum dicker und enger. Die Folge: Der Druck steigt weiter, die Sauerstoffversorgung sinkt. Außerdem droht zusätzlich eine Herzschwäche.

Ursachen für die Entstehung eines Lungenhochdrucks gibt es viele. Die häufigsten sind Erkrankungen des Lungengewebes und des linken Herzens.

"Es gibt unterschiedliche Risikofaktoren. Es kann zum Beispiel sein, dass man einen angeborenen Herzfehler hat und in der Folge die Lungendurchblutung und die Lungen überfordert werden und dann einen Lungenhochdruck mit der Zeit ausbilden. Es gibt andere Risikofaktoren wie beispielsweise Bindegewebserkrankungen, also Erkrankungen, die aus dem rheumatologischen Formenkreis kommen, was sich auch an den Lungenadern niederschlagen kann und dann zu einer Widerstandserhöhung führt. Es gibt allerdings auch Infektionserkrankungen wie HIV-Infektion oder andere. Aber es kommt immer wieder vor, dass man keine Ursache findet. Das nennen wir dann idiopathischen Lungenhochdruck, eine seltene aber eine besonders schwer verlaufende Erkrankung. Die Patienten haben quasi ansonsten einen gesunden Körper, die Lunge und in der Folge das Herz sind schwer erkrankt."

Prof. Dr. med. Hanno Leuchte, Zentrum für Pulmonale Hypertonie, Krankenhaus Neuwittelsbach, München

Herausforderung Diagnose: Lungenhochdruck immer mitdenken

Das Tückische: Die Gefahr baut sich langsam auf, oft ohne anfängliche Beschwerden. Wichtig ist, sagt Professor Leuchte, bei entsprechenden Symptomen an die Möglichkeit eines Lungenhochdrucks zu denken.

"Wenn Symptome einer ungeklärten Kurzatmigkeit vorliegen, dann müssen die abgeklärt werden und da muss auch an einen Lungenhochdruck gedacht werden. Denn den können wir behandeln."

Prof. Dr. med. Hanno Leuchte, Zentrum für Pulmonale Hypertonie, Krankenhaus Neuwittelsbach, München

Festgestellt wird die Erkrankung durch mehrere Untersuchungen und schließlich durch einen Rechtsherzkatheter. Dabei wird der Druck direkt in der rechten Herzkammer gemessen. Nur dort lassen sich die zuvor geschätzten Werte tatsächlich verifizieren. Ist die Diagnose gestellt, ist der weitere therapeutische Weg klar vorgegeben.

Therapie: Je früher, desto besser

Je früher eine Therapie einsetzt, desto besser. Denn treten erste Symptome auf, sind die Lungengefäße bereits erheblich geschädigt.

"Wir wissen, wenn man Patienten eine Lunge herausnimmt, dass die nicht unbedingt einen Lungenhochdruck entwickeln. Das heißt, da bleibt eigentlich der Druck in der verbliebenen Lunge normal. Und jetzt kann man sich vorstellen, wenn dann der Blutdruck in der Lunge dreimal so hoch ist, wie er eigentlich sein sollte, dann ist deutlich mehr als die Hälfte kaputt. Aber man quantifiziert nicht nach den Schäden, sondern nach der Erhöhung des Luftwiderstandes, des Lungendrucks und der Herzleistung."

Prof. Dr. med. Hanno Leuchte, Zentrum für Pulmonale Hypertonie, Krankenhaus Neuwittelsbach, München

Medikamente, Disziplin und das Ampelprinzip

Überlebenswichtig für alle Patienten ist, dass sich ihr Zustand nicht weiter verschlechtert. Franziska Hollmann ist 30 Jahre jung, auch sie hat Lungenhochdruck. Die Ursache bei ihr ist ein angeborener Herzfehler, der damals nicht operiert werden konnte. Die Diagnose Lungenhochdruck bekam sie während der Schulzeit.

"Ich war im Sportunterricht, bin ich immer blau angelaufen und habe schlecht Luft gekriegt. Und dann ging alles ziemlich schnell, ein Herzkatheter wurde direkt gemacht."

Franziska Hollmann, Patientin

Sie bekommt, wie viele Patienten, eine Kombinationstherapie, die den Krankheitsverlauf zumindest stoppt. Heilbar ist auch ihr Lungenhochdruck nicht. Zur Kontrolle misst sie regelmäßig ihre Sauerstoffsättigung. Was können heutige Therapien leisten?

"Wir haben bisher im wesentlichen Medikamente, die dafür sorgen, dass mehr oder minder kurzfristig die Lungendurchblutung besser wird und die Gefäße weitergestellt werden und deswegen mehr Blut aufnehmen können und das Herz dadurch entlastet wird."

Prof. Dr. med. Hanno Leuchte, Zentrum für Pulmonale Hypertonie, Krankenhaus Neuwittelsbach, München

Lungenhochdruck-Patienten müssen nach strengen Regeln leben, sie dürfen sich nicht überfordern. Franziska Hollmanns Zustand ist dank der Therapie seit Jahren stabil, ihr Risiko, dass sich die Krankheit verschlechtert, liegt im niedrigsten Risikobereich. Ihr Glück: Der Lungenhochdruck wurde schnell richtig erkannt und behandelt.

Auch bei Hannah D. schlägt die Therapie gut an. Trotz Einschränkungen kann sie ihren Alltag wieder bewältigen.

"Ich brauche keinen Sauerstoffzufuhr, ich kann gut mein Leben managen, deswegen sind die Tabletten unglaublich wichtig, und sie schlagen gut an. Manchmal denke ich sogar ganz kurz, ich bin gar nicht so krank."

Hannah D., Patientin

Auch bei ihr kommt der Erfolg dank schneller Diagnose und rasch einsetzender, konsequenter Therapie.

"Mittlerweile ist es so, dass wir mit unseren Therapien die Leistungsfähigkeit der Patienten verbessern können, und wir wollen ein niedriges Risiko für die Patienten erreichen. Wir berechnen das Risiko nicht in Zehn-Jahres-Schritten, sondern erst einmal in Ein-Jahres-Schritten. Sind die Patienten, was das Risiko einer Verschlechterung betrifft, im grünen Bereich, bleibt das dann auch eine gewisse Zeit so. Und das niedrigere Risiko ist auch mit einem besseren Überleben assoziiert."

Prof. Dr. med. Hanno Leuchte, Zentrum für Pulmonale Hypertonie, Krankenhaus Neuwittelsbach, München

Hoffnung für Patienten: neue Lungenhochdruck-Therapien

Neu entwickelte Medikamente könnten in Zukunft helfen, geschädigtes Lungengewebe wieder zu regenerieren. Aber noch ist es nicht soweit.

"Sie sind bereits in der klinischen Forschung, und es gibt schon sehr erfolgreiche Studien, die gelaufen sind. Da sind wahrscheinlich bald auch neue Zulassungen zu erwarten."

Prof. Dr. med. Hanno Leuchte, Zentrum für Pulmonale Hypertonie, Krankenhaus Neuwittelsbach, München

Grundsätzlich gilt: Symptome wie Kurzatmigkeit und Leistungsverlust ernst nehmen und nicht auf die lange Bank schieben, sondern unbedingt zum Arzt gehen.

Links

Kontakt Zentrum für Lungenhochdruck:

Weiterführende Informationen:


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