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Jeder Vierte hat Hypertonie Bluthochdruck – neuer Zielwert von 120/70 bis 140/80 mmHg

Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit. Die Zahl der Betroffenen hat sich seit 1990 verdoppelt: auf 1,3 Milliarden Menschen weltweit. Umso wichtiger, dass nun die europäischen Hypertonie-Leitlinien erneut angepasst wurden.

Von: Nora Zacharias

Stand: 11.07.2023

Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit. Die Zahl der Betroffenen hat sich seit 1990 verdoppelt: auf 1,3 Milliarden Menschen weltweit. Umso wichtiger, dass die europäischen Hypertonie-Leitlinien erneut angepasst wurden.

Jeder Vierte hat Bluthochdruck von mindestens 140/90 mmHg

In Deutschland hat jeder Vierte Bluthochdruck – die sogenannte Hypertonie. Das bedeutet, dass der Bluthochdruck dauerhaft bei mindestens 140/90 mmHg liegt. Optimalerweise liegt er bei 120/80 mmHg

"Die Hypertonie-Folgeerkrankungen sind eine große Belastung für den Einzelnen, der an Hypertonie erkrankt ist. Und fürs Gesundheitswesen. Darum tut es mehr als Not, dass wir immer mehr schauen, dass die Behandlung auf dem aktuellen Stand ist."

Univ. Prof. Dr. med. Bernhard Banas, MBA, Regionalbeauftragter der Deutschen Hochdruckliga, Regensburg

Blutdruck-Zielwert vereinfacht

Deswegen hat die Europäischen Gesellschaft für Bluthochdruck ihre Hypertonie-Leitlinien dieses Jahr neu definiert. Unter anderem wurde ein "pragmatischer" Zielwertbereich definiert. Der soll 140/80 mmHg nicht überschreiten und 120/70 mmHg nicht unterschreiten. Denn ein zu niedriger Blutdruck kann Nebenwirkungen wie Kreislaufschwäche oder Schwindel auslösen, sagt Prof. Dr. Bernhard Banas von der Deutschen Hochdruckliga.

Neue Hypertonie-Klassifikation

In den neuen Leitlinien wurde außerdem der Bluthochdruck anhand bereits eingetretener Organschäden eingeteilt.

Stadium 1: eine unkomplizierte Bluthochdruck-Erkrankung, ohne Schäden an den Organen.

Stadium 2: leichte Schäden an den Organen, wie beispielsweise eine leichte Nierenerkrankung oder Diabetes.

Stadium 3: Herz- und Gefäßkrankheiten oder eine fortgeschrittene chronische Nierenerkrankung.

Prof. Dr. Schunkert, ärztlicher Direktor am Herzzentrum München, sieht durch die Stadien-Einteilung Vorteile für die Behandlung.

"Ich glaube für die Patienten ist die Stadien-Einteilung jetzt weniger hilfreich als für den Arzt, um die Situation, in der sich der Patient befindet, ernst zu nehmen und konsequent dagegen anzugehen."

Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, Ärztlicher Direktor, Deutsches Herzzentrum, München

Denn wenn ein junger Mensch eine Hypertonie ohne jegliche Schäden hat, dann können die Ärzte versuchen, die Hypertonie mit Allgemeinmaßnahmen zu behandeln. Sollte jemand aber schon fortgeschrittene Schäden haben, zum Beispiel einen drohenden Schlaganfall, dann muss schnell gezielt medikamentös dagegen vorgegangen werden, sagt Prof. Dr. Banas.

Präventiv gegen Bluthochdruck vorgehen

Medikamente gegen Bluthochdruck begleiten einen oft sein Leben lang. Deshalb ist Prävention so wichtig.

"Bluthochdruck ist zum einen bedingt durch eine Veranlagung, aber zu 50 Prozent durch Lebensumstände. Wenn wir mehr körperlich aktiv werden, weniger Übergewicht hätten, weniger rauchen würden, dann hätten wir weniger Bluthochdruckpatienten zu beklagen und noch weniger Folgeschäden durch den Bluthochdruck."

Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, Ärztlicher Direktor, Deutsches Herzzentrum, München

Expertinnen und Experten raten dazu, dass jeder Mensch seinen Blutdruck mindestens ein- bis zweimal im Jahr kontrollieren sollte – unabhängig davon, ob man sich wohlfühlt oder nicht. Denn viele merken anfangs gar nichts von ihrem Bluthochdruck. Außerdem betonen die neuen Leitlinien: Zusätzlich selbst daheim messen!


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