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Streifzug durch eine renaturierte Sumpf- und Moorlandschaft Wandern im Trebgasttal in Oberfranken

Im Sommer ist der Trebgaster Badesee bei Schwimmern und Badegästen beliebt. Im Frühjahr, Winter und Herbst ist er ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen durch das Trebgast-Tal.

Von: Bernd-Uwe Gutknecht

Stand: 12.10.2023

Streifzug durch eine renaturierte Sumpf- und Moorlandschaft | Bild: BR; Bernd-Uwe Gutknecht

Der Trebgaster Badesee wurde von Menschenhand geschaffen und ist etwa 700 Meter lang und 200 Meter, eingerahmt von Wiesen und bewaldeten Hügeln. Der See und der Ort Trebgast sind durch den „Kunst-und-Seeweg“ verbunden, den Sandstein-Skulpturen einheimischer Künstler schmücken. Wie Hans-Jürgen Moos, der Vorsitzende der Kulturinitiative Trebgast, erklärt, war hier zuvor ein Schilfgürtel, ein für die Landwirtschaft unbrauchbares mooriges Gelände, in dem die Markgrafen einst auch Fischteiche hatten

Vom See aus führt der Wanderweg zunächst durch einen Mischwald

1971 ging es mit den Arbeiten los, 1975 wurde das Seegelände eingeweiht. Aus einem Sumpf war ein Naherholungsbiet geworden. Der See speist sich aus vier unterirdischen Quellen. Die Trebgast selbst entspringt bei Bindlach und führt nur wenig Wasser. Vom See aus führt ein leicht kupierter Wanderweg durch einen Mischwald. Nach ein paar Kilometern öffnet sich das breite Tal zum Lindauer Kessels mit dem Hohen Berg in einem geschlossener Föhren- und Fichtenwald. Gleich neben dem Buntsandsteinberg befindet sich eine kaum bewaldete Fläche aus Muschelkalk, der ist durch tektonische Bewegungen nach oben gedrückt wurde.

In Trebgast und den umliegenden Dörfern sind viele Gebäude aus dem heimischen Sandstein gebaut. Früher wurden mehrere Sandstein-Brüche betrieben, heute gibt es nur noch einen. Auf der anderen Talseite führt ein Wanderweg auf die Hochebene über Trebgast. Von oben reicht der Blick weit auf die umliegenden Mittelgebirge – zum Frankenwald, der ein Schiefergebirge ist, und ins Fichtelgebirge mit Ochsenkopf und Schneeberg - Gipfeln aus Granit. So liegt hier die gesamte Trias vor dem Wanderer: die Dreiheit von Buntsandstein, Muschelkalk und Jura.

Gabriele Feulner betreibt die Naturkräuterschmiede in Harsdorf

Ein besonderer Ort für eine Mittagspause ist die Naturkräuterschmiede in Harsdorf, zu Fuß etwa eine Stunde von Trebgast entfernt. Im Kräutergarten sorgt ein kleiner Brunnen für leises Plätschern. Gabriele Feulner ist Kräuterpädagogin und bietet auf dem ehemaligen Bauernhof Kräuterkurse an.  Aus Lindenblättern wird eine Salbe fabriziert, es gibt Salze und Öle her, denn es wachsen Spitzwegerich, Schafgarbe, Johanniskraut, Giersch und Guter Heinrich, Nelkenwurz, Brennnessel und viele „Unkräuter“ mehr. Sieben Kinder und 14 Enkelkinder tummeln sich auf dem Hof. Nicht nur für sie sind die selbstgebackenen Vanillekipferl mit Apfelrosen-Zucker genau das Richtige für zwischendurch. Ehemann Klaus zeigt Besuchern gerne die alte Schmiede auf dem Hof, in der er schon als Kind seinem Opa zugeschaut hat.

Alexander Fuchs ist ein Selfmade-Winzer, hat den Sahrhof zu einem Weingut umgebaut

Etwa anderthalb Stunden zu Fuß geht es von hier weiter nach Feuln. Auch dort gibt es ein schönes Beispiel, was man aus einem stillgelegten Bauernhof machen kann. Alexander Fuchs hat sich selbst zum Winzer weitergebildet und den Sahrhof zum Weingut umfunktioniert. Die Vinothek befindet sich im ehemaligen Schweinstall, im Weinkeller reifen in den Fässern blauer Muskateller und 80 Liter Weißwein. Eigentlich ist Oberfranken eher als Bier-Region bekannt. So wundert es auch nicht, dass selbst Trebgast mit seinen 1600 Einwohnern eine eigene Brauerei besitzt. Ludwig Wunderlich zeigt Besuchern auf einer Anhöhe über Trebgast die sehr familiäre und traditionsreiche Brauerei Haberstumpf, gegründet 1531. Und dann sollten Wanderer in Trebgast noch den heimischen Dialekt lernen, denn „Trebgast“ sagt nur der Gast in Trebgast – im Dialekt heißt es „Trechertz“.


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